XVIII

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Als ich aufwachte, war der Platz neben mir leer. Aber gerade als ich mein Blick von der leeren Seite neben mir abwendete, ging die Tür auf. Lou kam mit einem Tablett hinein. Sie hatte alles mögliche dabei. Kaffee, Pancakes, Obst, ein paar geschmierte Brote und gekochte Eier. Sie war so fokussiert darauf nichts fallen zu lassen, dass sie noch nicht bemerkte, dass ich war. Ich setzte mich langsam auf und das Rascheln der Decke verriet mich. Sie schaute auf. „Hey, bist du schon lange wach?", fragte sie mich als erstes. „Nein, vielleicht seit fünf Minuten, aber ich habe dich neben mir vermisst", antwortete ich ihr. Nun stellte sie das Tablett am Fuß des Bettes ab. „Ich wollte dich hiermit überraschen" und zeigte dabei auf all das Essen. „Das hast du getan. Ich habe einen Bärenhunger", als Bestätigung knurrte mir mein Magen auch schon, was uns beide zum Lachen brachte. „Na dann", sie setzte sich neben mich, „lass uns mal was essen" und holte das Tablett zu uns. Wir genossen dieses erste Frühstück nach zu langer Zeit zusammen. Wir unterhielten uns über alles mögliche und doch kamen wir am Ende wieder auf das Thema, welches noch ausstand. Unsere Zukunft. „Du sag mal, ich möchte die Stimmung nicht trüben, aber darf ich wissen, wie du dich gestern entschieden hast", ich sah das sie Angst bekam. Ich stellte meine Kaffeetasse ab und nahm ihre Hände in meine. Ihre weichen Hände fühlten sich so gut in meinen an. „Dieses gesamte letzte Jahr war das pure Grauen für mich. Jeden Tag hatte ich die Hoffnung von dir zu hören und jeden Tag hatte ich Angst irgendwas über dich und Mark zu lesen, was auf eine gemeinsame Familie hindeutete. Ich habe mir einmal am Tag unser Bild angeschaut und wünschte mir, dass sich all der Schmerz lohnen wird", ich machte kurz Pause und sah ihr in die Augen. Ich merkte selber gerade, dass ich ihr noch nicht das Gefühl gab, dass meine Entscheidung positiv ausfiel, deswegen redete ich schnell weiter. „Ich bin noch nicht lange in meinem Job und ich würde meine Familie vermissen, aber wenn ich ehrlich bin, sehe ich sie auch nur zweimal im Jahr. Ich habe im letzten Jahr gespürt, wie es ohne dich ist und ich weiß, dass das nicht bedeutet, es wäre für immer, wenn wir zusammen weggehen. Ich möchte herausfinden, ob es im schönsten Fall das für Immer für uns gibt und das werde ich mir nie vergeben, wenn ich es nicht versuchen würde. Ich liebe dich und schon als ich dich jede Woche sah, war es jedes Mal wieder unglaublich, aber als ich dich nach einem Jahr wiedersah, war es, als hättest du das letzte Puzzleteil damals mitgenommen und mir gestern wiedergegeben. Lou, ich werde mit dir mitkommen". So schnell konnte ich gar nicht reagieren, da hatte sie mich schon in den Arm genommen. „Danke", bekam sie nur heraus. „Ich danke dir, dass du mich nicht vergessen hast. Ich wusste übrigens nicht, dass du so gerne Briefe schreibst. Ich dachte, du würdest deine Fachrichtung bevorzugen", sagte ich zu ihr, weil es mich interessierte. „Tue ich auch nicht, aber so hatte ich das Gefühl, dass diese Nachrichten Woche für Woche erreichten. Ich wollte keinen Moment vergessen, den ich sonst mit dir geteilt hätte", lächelte sie mich schüchtern an. „Darf ich dich noch etwas fragen?" und sie entgegnete mir, dass ich sie alles fragen kann. „Wie geht es weiter mit Mark?", ich wusste nicht, ob von ihm auch eine Gefahr ausging. „Das wollte ich dir noch erzählen, aber im Hotel hat sich die Gelegenheit nicht ergeben, weil ich abwarten wollte bis du die Informationen wirklich aufnimmst", ich bekam ein schlechtes Gewissen. Ich war ein Arsch gewesen und ich werde das wieder gut machen. „Also ja, ich habe mal mit ihm über Kinder gesprochen, um ihn auf die falschen Fährte zu locken, aber irgendwann suchte ich das Gespräch zu ihm. Ich erzielte ihm, dass ich gehen werde und wir keine Zukunft mehr haben werden. Er war traurig und verletzt, aber nach einer Zeit hat er sich damit abgefunden. Ich wusste nicht, dass er mit so verjährten Informationen rumprahlen wird, aber er ist wahrscheinlich noch nicht soweit es seinen Freunden zu erzählen. Nach außen haben wir den Schein gewahrt, zumindest bis gestern. Gestern bin ich endgültig ausgezogen", beendete sie ihre Erklärung. Es war gut zu hören, dass das schon alles geklärt war. „Es tut mir leid, dass ich dir vorgestern keine Chance gelassen habe alles zu erklären, ich war wie im Film", entschuldigte ich mich. „Ich weiß Liebes" und mit den Worten brachte sie mein Herz dazu schneller zu schlagen. Liebes. Zu mir. Aus ihrem Mund. „Wann wolltest du denn nach Italien? Wie soll es bis dahin weitergehen?", fragte ich sie noch, weil wir noch gar nicht darüber gesprochen hatten, wie der konkrete Plan aussieht. „Ich würde mich da etwas nach dir richten. Wir könnten so lange hier bleiben. Aber wenn du noch nach Hause möchtest und alles abklären möchtest, kann ich das verstehen", erklärte sie mir ihre Gedanken. „Wie wäre es mit nächster Woche?", damit hatte sie wohl nicht gerechnet, denn sie schaute mich überrascht an. „Wirklich? Ich dachte, du bräuchtest mehr Zeit", sagte sie immer noch sichtlich erstaunt. „Die Dinge auf der Arbeit kann ich innerhalb eines Tages regeln. Für die restliche Zeit melde ich mich krank. Meiner Familie kann ich das auch innerhalb dieses Tages erklären und warum sollte ich noch warten, wenn ein Leben mit dir auf mich wartet?", antwortete ich ihr auf ihre Frage. Sie küsste mich. „Dann wohnen wir wohl ab nächster Woche in Italien", grinste sie mich an. Aber Moment, wo genau sollten wir leben. „Wo werden wir leben?", ging meine Fragestunde weiter. „Ich hatte etwas Zeit und habe mich umgeschaut. Ich habe nie geplant das alles hier alleine zu machen, sondern ich habe mich bei jedem Schritt gefragt, wie du es wohl sehen würdest. Irgendwann bin ich auf ein kleines Häuschen gestoßen und musste sofort an uns denken. Ich sah uns dort auf der Veranda sitzen, deswegen habe ich es kurzerhand gekauft". „Und was ist hiermit?", irgendwie fand ich es schade, wenn das hier nicht mehr wäre. „Das bleibt natürlich. Wenn wir hierherkommen, um deine Familie zu besuchen oder Freunde, können wir hier leben. Außerdem könnte ich das hier niemals weggeben. Das ist unser erstes Werk", dabei glänzten ihre Augen vor Stolz. Ich nahm sie in den Arm und dankte ihr. „Danke, dass du all das getan hast".
Später entschieden wir uns dazu wieder einmal zu dem Tierheim zu gehen und zu schauen, ob die beiden Hunde noch da waren, mit denen wir schon einmal spazieren waren. Tatsächlich waren sie noch da und wir entschieden uns nochmal mit ihnen loszuziehen. Als wir am Strand waren und die Hunde im Wasser spielten, kam mir eine Idee. Von hinten umarmte ich Lou. „Du sag mal. Was hältst du davon, wenn wir die Hunde mitnehmen? Wir haben uns beide schockverliebt und mit dir fühlt sich das richtig an", fragte ich sie und ihre Augen strahlten, als sie sich in meinen Armen umdrehte . „Ich fände das wunderschön", antwortete sie und küsste mich daraufhin. Ich liebte dieses Gefühl mit ihr so unendlich und konnte es kaum erwarten nächste Woche loszufahren.

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