Kapitel 1

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Unruhig wippte mein Bein auf und ab. Das einzige was man hörte war mein Atem und das ticken einer alten Uhr. Ein großer riß zog sich durch das Glas vor dem Deckblatt, doch konnte man die Uhrzeit noch erkennen. 23:48 Uhr, es war in der Tat spät, so spät das ich noch nicht einmal bis zur nächsten Ecke sehen konnte. Es machte mich Unruhig, obgleich ich sicher war dass niemand mich in diesem kleinen Kaff angehen würde. Unwahrscheinlich war das richtige Wort...

Doch zuckte ich zusammen als sich Schritte näherten. Das schäbige Bushäuschen bietete zwar Schutz, dennoch kein versteck. Mit flauem Magen wartete ich ab. Sehen konnte ich niemanden, was allerdings klar war so dunkel wie es bereits war. In dem Schatten der Nacht gelang es mir nun endlich die Silhouette einer hochgewachsenen Person auszumachen. Je näher die Person kam, desto mehr vermochte ich zu sehen. Es war ein Junge, schätzungsweise 17-18 also in meinem Alter bis etwas älter. Er hatte dunkle locken. Seine Haare sahen zugegeben etwas wild aus. Der junge Mann schien mich gesehen zu haben denn er lief direkt auf mich zu, vielleicht war es auch ein Zufall... nein, außer mir war niemand hier. Unmittelbar vor mir kam der Lockenkopf zum stehen und sah mich aus seinen Augen fragend an. Sollte ich nun etwas sagen? Nur was? Mir wurde die Entscheidung allerdings abgenommen.
"Hey.. ist alles in Ordnung bei dir? Um diese Uhrzeit alleine draußen zu sein ist nicht gerade gewöhnlich." Seinen Kopf hatte er leicht schief gelegt als er mich musterte.
"Das selbe könnte ich dich auch fragen" fragend zog ich meine Augenbrauen hoch. Der fremde lachte kurz.
"Ist neben dir noch frei?" Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen während ich etwas aufrutschte um ihm Platz zu machen. Er ließ sich neben mir nieder und sah mich an bevor er wieder sprach.
"Also, was machst du hier so alleine? Willst du nicht nach Hause oder hast du Stress mit deinen Eltern?" Kurz überlegte ich, doch beschloss dann ihm zumindest für den Moment zu vertrauen. Ich würde ihn sowieso nach diesem Abend nie wieder sehen also was war schon dabei?

"Mhm.. so in der Art. Meine Mom und ich haben uns in die Haare gekriegt, hab ein paar dumme Sachen gesagt und bin dann abgehauen. Ich weiß, sie ist einfach nur gestresst im Moment... und ich bereue was ich gesagt habe." Mit einem seufzen sah ich auf den steinigen Boden zu meinen Füßen. Es stimmte, ich fühlte mich schlecht und vermochte es nicht nach Hause zu gehen.
"Hmm.. hört sich scheiße an. Trotzdem solltest du nach Hause gehen. Deine Mutter macht sich bestimmt Sorgen weil du immer noch nicht zu Hause bist." Seine Stimme war sanft und dennoch bestimmt. Ein kleines Lächeln schenkte er mir und ich kam nicht drumherum zu bewundern wie schön sein Lächeln war. Schuldbewusst stand ich auf und blickte ihn über meine Schulter hinweg an.
"Danke" meine Worte waren kaum mehr als ein flüstern und doch wusste ich, dass er es genau verstanden hatte.
"Pass auf dich auf" rief der brünette mir nach als ich in der Dunkelheit verschwand.

Zu Hause angekommen schloss ich die Tür auf und betrat das kleine aber doch gemütliche Haus.
"Will! Da bist du ja. Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Hör zu.. es tut mir leid. Ich hätte nicht so ausrasten sollen heute mittag." Meine Mon kam aus der Küche mir entgegen und schloss mich in ihre Arme. Wie sehr ich ihre Umarmungen liebte.
"Nein Mom, es war meine Schuld." Ich gab meinen Fehler immer zu, denn es war wichtig auch mal die Schuld in sich selbst zu suchen und nicht immer nur in anderen.
"Das ist doch jetzt egal..." nuschelte meine Mutter während sie mich nochmal fest an sich drückte.
"So, und jetzt ab ins Bett. Sonst bist du morgen beim Frühstück wieder ein Geist"
Mit einem Lachen lief ich an ihr vorbei, die Treppen hoch und in mein Zimmer. Zügig zog ich mich um und legte mich in mein Bett. Als ich so an die Decke starte drifteten meine Gedanken zu einem gewissen Lockenschopf ab.

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