Ted hatte viel Überredungskunst gebraucht, bis ich endlich am Esstisch mit den anderen sass und auf den Teller vor mir starrte, auf dem mein unberührtes Abendessen auf seinen Verzehr wartete. Jede Faser meines Körpers sehnte sich nach meinem Zimmer, nach der Stille, die mich dort erwartete, und nach der schweren Bettdecke, die all meine Gedanken wie ein Schutzschild abfangen konnte.
Nina war heute nicht mit am Tisch, wahrscheinlich war sie anderweitig beschäftigt. Paula erzählte Alex von ihrem Bruder, doch Alex hörte kaum zu. Ihre Augen huschten nervös über den Tisch, und ihre Finger rieben hektisch an den Servietten, die ihr Ted reichte, um sich immer wieder die Hände abzuwischen. Ich spürte, wie die Anspannung in ihr wuchs, als würde die bloße Existenz des Essens vor ihr eine Bedrohung darstellen. Ted sah das, versuchte seinen Schützling zu beruhigen, aber wirklich helfen konnte er nicht.
Aruna sprach nach wie vor kein einziges Wort mit mir. Ihr Schweigen war lauter als jede Anschuldigung, die sie aussprechen könnte. Wahrscheinlich war sie noch immer wütend auf mich, weil ich ihren Retter schlechtgeredet hatte.
Auch Malik war seltsam ruhig. Anders als sonst summte er nicht vor sich hin. Sein Blick war finster auf den Kartoffelbrei gerichtet, den er mit gezwungener Präzision Gabel um Gabel in sich hineinschob. Er hatte sonst immer einen Witz parat, irgendetwas, um die dunklen Wolken über uns zu vertreiben. Heute nicht. Heute hingen seine ungesagten Worte in der Luft, die alles zwischen uns vergiftete.
Der Hunger nagte an meinem Magen, doch der Gedanke, etwas zu essen, war nicht verlockend genug, um dem nachzugeben. Hier fühlte ich mich ausgestellt, beobachtet – als könnten sie alle sehen, was in mir vor sich ging, als wüssten sie um den Dämon, der in mir hauste. Wie sehr ich mich danach sehnte, einfach wegzulaufen, irgendwohin, wo mich niemand kannte.
„Du solltest essen." Erschrocken schaute ich zu Aruna rüber, die mich mit eiskaltem Blick fixierte. Sie wartete, bis ich ihre Worte wirklich verstanden hatte, dann sprach sie weiter. „Ted."
Es war leise genug gewesen, dass der Betreuer es nicht hörte. Ich vergewisserte mich, indem ich zu ihm rüber schaute, aber der junge Mann war gerade beschäftigt damit, eine Panikattacke bei Alex zu verhindern und gleichzeitig Paula zu besänftigen, die wütend wurde, weil Alex ihr nicht zugehört hatte.
Arunas Worte hallten in meinem Kopf wider, und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Schliesslich zwang ich mich, wortlos einen Bissen zu nehmen, obwohl sich mein Magen bei dem Gedanken daran zusammenkrampfte. Der Kartoffelbrei schmeckte trocken und nach nichts, als ich ihn hinunterschluckte.
Arunas Blick blieb unerbittlich, während ich gegen den Drang kämpfte, aufzustehen und einfach davonzulaufen. „Warum bist du so abweisend?", fragte sie mich nach einer Weile herausfordernd.
Ihre Augen trafen meine, und ich fühlte den Druck in ihren Worten, der mich innerlich zusammenzucken ließ. ICH bin nicht diejenige, die abweisend ist!
Hastig sammelte ich meine Gedanken, um die Situation nicht noch schlimmer zu machen. „Es tut mir leid, ich...", begann ich flüsternd, um Teds Aufmerksamkeit zu entgehen, und versuchte verzweifelt, die richtigen Worte zu finden, die Aruna zufriedenstellen würden. „Ich bin es nicht gewohnt, nicht allein mit meinen Problemen zu sein." Meine Stimme klang brüchig, und ich vermied es, Aruna direkt anzusehen, deren eisiger Blick mir das Herz zusammenschnürte.
„Mir ist es egal, ob du hier Freundschaften knüpfst, Elea." Endlich nahm Aruna ihren Blick von mir und wandte sich wieder ihrem Essen zu. „Du bist mir egal, Ari."
Alles in mir gefror, als ich diesen Namen hörte. Dann explodierte die Wut in mir. „Dafür, dass ich dir egal bin, lässt du mich ziemlich oft fallen und suchst trotzdem wieder meine Nähe", fauchte ich, verletzt von Arunas Worten.
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Sterben ist nicht genug
Novela Juvenil⚠️ Triggerwarnung beachten ⚠️ Was sie sieht und was sie hört - nichts davon ist real. Ihre Welt ist eine Lüge, erschaffen von ihrem eigenen Verstand. Elea ist krank. So krank, dass sie nach einem angeblichen Selbstmordversuch in eine psychiatrische...