Brandstifter

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Finley schlich zwischen den Lagerhallen in dem alten Industriegebiet herum. Die Wände glitzerten feucht. Seit Wochen war es nun staubtrocken und extrem heiß. Er verschloss die leeren Kanister und öffnete das Feuerzeug, eine kleine und unbedeutende Flamme sprang hervor. Finley hielt sie an ein Foto von der Lagerhalle und ließ es in die Benzinpfütze fallen.

Er verharrte einen Moment, fast so, als würde er das zerstörerische Werk seiner eigenen Hände beachten. Die Flammen fraßen sich gierig durch das Trockene Holz und die alten Mauern der Lagerhalle während Funken in die Luft stoben und die Nacht mit einem unheilvollen Leuchten erfüllten. Die Hitze wurde immer intensiver, aber Finley schien unbeeindruckt. Mit einem letzten Blick auf das brennende Gebäude wandte er sich ab und schritt gemächlich davon, als sei nichts geschehen.

Die Dunkelheit des Waldes nahm den Jungen in sich auf, die Schatten verschluckten seine Silhouette, und das Knistern der Flammen verblasste langsam hinter ihm. Doch er verließ den Ort nicht einfach. Finley blieb verborgen zwischen den Bäumen und beobachtete das Chaos, das er angerichtet hatte, aus sicherer Entfernung.

Es dauerte tatsächlich ganze fünfzehn Minuten, bis jemand den Notruf wählte. Als die Feuerwehr schließlich eintraf, war die Lagerhalle bereits in Flammen gehüllt. Levin und sein Löschzug, sprangen aus dem Fahrzeug und musterte die Szenerie. Schnell wurde dem Gruppenführer klar, dass es nichts mehr zu retten gab. Der Brand hatte bereits den größten Teil des Gebäudes erfasst, und die Struktur begann einzustürzen. Die Monitore und B-Strahlrohre wurden rasch in Stellung gebracht, doch die Flammen zeigten sich unbeeindruckt.

Während die Feuerwehrleute damit beschäftigt waren, das Übergreifen des Feuers auf die umliegenden Gebäude zu verhindern, stand Finley weiterhin im Schatten des Waldes und beobachtete.

Er kauerte hoch oben auf einem knorrigen Baumast, verborgen zwischen dichten Blättern und Schatten, die ihn vor neugierigen Blicken schützten. In seiner behandschuhten Hand hielt er ein hochwertiges Nachtsichtgerät, durch das er das lodernde Inferno beobachtete, das er selbst entfacht hatte. Die Flammen tanzten wild und unberechenbar, warfen flackernde Lichtspiele auf die umliegenden Strukturen und färbten den Nachthimmel in ein unheimliches Orange. Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er sah, wie das Feuer gierig das vierte Gebäude innerhalb der letzten zwei Wochen verschlang. Vorsichtig legte er das Nachtsichtgerät beiseite und zog ein kleines Notizbuch aus seiner Jackentasche. Mit einem schwarzen Stift strich er einen weiteren Punkt auf seiner Liste durch, wobei seine Augen vor Triumph funkelten.

Nachdem er sein Werk genug bewundert hatte, glitt er geschickt vom Baum herunter und landete geräuschlos auf dem weichen Waldboden. Die leeren Benzinkanister hatte er absichtlich nicht versteckt; stattdessen platzierte er sie gut sichtbar am Rand des Waldes, wo die Dunkelheit am dichtesten war. An einem der Kanister befestigte er einen maschinell geschriebenen Brief mit einer großen, fettgedruckten Zahl „4" darauf. Ein makabres Souvenir für die Ermittler, die bald am Tatort eintreffen würden.

Er wandte sich um und ging schnellen Schrittes zu einem versteckten Unterstand, wo ein schwarzes Motorrad auf ihn wartete. Das Fahrzeug glänzte matt im Mondlicht, seine Linien schlank und aggressiv. Er setzte seinen Helm auf, startete den Motor, der leise aufbrummte, und fuhr mit einem kräftigen Ruck los. Geschickt manövrierte er das Motorrad durch das unebene Gelände des Industriegebiets, ließ die brennende Lagerhalle hinter sich und tauchte in die verwinkelten Straßen der Stadt ein. Der Fahrtwind peitschte ihm ins Gesicht, aber das Adrenalin in seinen Adern ließ ihn jede Sekunde genießen. Er stellte sich vor, wie die Feuerwehrleute mit verdutzten und wütenden Gesichtern am Brandort eintrafen, völlig ahnungslos darüber, wer für dieses Chaos verantwortlich war. Der Gedanke daran ließ ihn innerlich auflachen.

Levin stand einige Meter vom brennenden Gebäude entfernt und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Hitze des Feuers war selbst auf diese Distanz unerträglich, und der beißende Geruch von Rauch und verbranntem Holz lag schwer in der Luft. Er seufzte tief und ließ seinen Blick über das zerstörte Gelände schweifen. Wut brodelte in ihm auf, als er die Verwüstung sah, die der Brandstifter hinterlassen hatte. Mit einem frustrierten Schnauben trat er einen kleinen Stein, der klappernd über den Asphalt hüpfte und schließlich in einer Pfütze landete.

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