Wie erwartet begrüßte mich ein Bild von zwei schälmisch grinsenden Erwachsenen. Ich konnte nicht anders, als die Augen zu rollen. "Spart euch die Kommentare. Ich kann nichts dafür, dass ich immer so schusselig bin." Meine Mutter sah mich nur liebevoll an. "Das war so süß zum Ansehen. Der ist ja wirklich extrem schnuckelig. Diese Italiener. Ein Träumchen." Sie hörte gar nicht auf mit dem Schwärmen, was meinem Vater gehörig nicht passte. Er schwieg.
Als Leo kam, um uns zu bedienen, hatte ich das Gefühl ich musste vor Peinlichkeit im Erdboden versinken. Er scheute sich nicht davor, dauerhaften Augenkontakt mit mir zu führen. "Darf ich Ihnen die Vorspeise bringen?" Wir alle nickten zustimmend. "Er sieht dich an, als würde er dich auffressen wollen. Das gefällt mir nicht."
Ich rollte mit den Augen. "Papa, es ist sein Job, uns zu bedienen. Ich finde ihn wirklich sehr höflich. Er macht das gut. Ich hab das Gefühl, er ist für diesen Job geboren." Das Gespräch war erstmals beendet, als Leo mit drei schweren Tellern angeflogen kam. Es kam mir vor als flog er nur so durch den Speisesaal. Ich konnte nicht anders, als die muskulösen Arme zu beobachten, welche mich vor geraumer Zeit sogar noch berührt hatten.
Mich faszinierte es. Ich könnte keine Kellnerin sein. Ich würde jeden Tag zu viel mit meiner Hektik zerstören. Leo reichte uns die Teller und als er mir meinen gab, berührten sich unsere Finger kurz. Kleine Blitze fuhren durch meinen Körper. "Ich hoffe es schmeckt Ihnen." Seine Stimme war plötzlich irgendwie tiefer und belegt. Wieso brachte er mich so aus dem Konzept.
Das Essen schmeckte köstlich. Währenddessen konnte ich mich nicht davon abhalten, Leo immer wieder kurz zu beobachten. Es erschien mir sehr stressig für ihn, aber er meisterte alles mit Bravour. Als er die Teller abservierte fragte er uns, ob wir sonst noch etwas wollen. Ich bestellte mir daraufhin ein Wasser mit Eis, um runter zu kommen. Wieso war es in diesem Speisesaal auch so verflucht heiß.
Als er mit meinem Getränk kam, hatte ich das Bedürfnis ihm irgendwie zu helfen und nahm ihm das Getränk aus der Hand. Stellte sich leider als eine schlechte Idee heraus, als mir das Glas aus der Hand glitt und ich alles über den Tisch und meinen Rock leerte. Panisch versuchte ich alles mit meiner Serviette aufzuwischen. "Oh nein. Nicht schon wieder. Es tut mir so leid. Nächstes Mal lasse ich dich das machen. Wie kann man nur so unfähig sein." Ich murmelte dahin.
Er nahm mir die Serviette aus der Hand und ich sah ihm mit großen Augen an. "Lass mich das machen. Ich bringe dir gleich ein Neues." Er wischte den Tisch in Höchstgeschwindigkeit auf und ich würde am Liebsten im Erdboden versinken. Kurze Zeit später kam er mit einem frischen Wasser und einer weiteren Serviette. Er reichte sie mir. "Für deinen Rock. Ich glaube er ist nass geworden." Meine Wangen verfärbten sich so rot wie ein Ferrari. "Danke, dass ist wirklich sehr lieb."
Vergeblich versuchte ich den Fleck irgendwie zu trocknen. Das restliche Abendessen verlief problemlos, außer dass mich meine Eltern wegen des Vorfalls aufzogen. "Der Kellner scheint wirklich sehr kompetent und freundlich zu sein." Verwundert sah ich von meinem Teller auf. "Er heißt Leo." antwortete ich. Mein Vater nickte nur kurz.
Bevor wir nach draußen gehen, wollte ich mich unbedingt noch bei Leo bedanken. Als ich aufstand, ergriff ich die Möglichkeit. "Danke, Leo. Nochmals Entschuldigung für die kleinen Vorfälle. Du hast sicherlich so schon genügend zu tun." Er schien meine Worte wert zu schätzen. Seine Augen wurden ganz weich und ich begann unter seinem Blick zu schmelzen. Er war noch immer ein Fremder, reiß dich gefälligst zusammen.
"Kein Problem. Es war schön, dich kennengelernt zu haben. Schlaf gut, Lena." Ich antwortete mit einem simplen "Du auch."
Heute war wirklich schon zu viel passiert. Ich entschied mich dafür noch einen kleinen Spaziergang am Strand zu machen, um alles zu reflektieren. Leo kreuzte dabei unzählige Male meine Gedanken. Das Meer war wie immer wunderschön und heute konnte man sogar einzelne Gewinnersterne am Himmel entdecken.
Als es schon sehr spät wurde, spürte ich langsam aber sicher die Müdigkeit in mir aufkommen. Ich entschied, mich auf den Weg zum Hotel zu machen. Als ich es betrat, sah ich, dass nur mehr vereinzelt einige Personen auf der Terrasse saßen. Ich wollte schon die Treppen hinauf gehen, als ich ungewöhnlich laute Stimmen hörte. Sofort stoppte ich. Eine Frauenstimme, welche Mariella verdächtig ähnelte, mischte sich in die Geräuschkulisse. Die bellende Stimme eines Mannes gehörte sicher ihrem Ehemann Enrico. Auch Max konnte man durch die angelehnte Tür diskutieren hören.
Hier handelte es sich mit Sicherheit um ein extrem hitziges Gespräch. Plötzlich konnte ich einen lauten Knall hören. Ich war so schockiert, dass ich wie angewurzelt am selben Fleck stehen blieb. Max kam aus dem Büro und sah ebenfalls aus, als hätte ihn etwas aus der Bahn geworfen oder einen Geist gesehen. Seine zitternden Hände und die leeren Augen konnte ich sogar aus etwas Entfernung beobachten.
Heilige Scheiße. Ich hätte das nicht mitbekommen sollen. Als er mich endlich erblickte zog ich fragend die Augenbrauen zusammen. Er schüttelte nur den Kopf sah mir aber mit solch einem Schmerz in die Augen, dass ich das Gefühl hatte mein Herz würde zerreißen. An der ganzen Situation war etwas gehörig faul. Sie wirkten immer wie eine heile, perfekte Familie. Doch oft trügt der Schein.
Ich würde Max zu Hundert Prozent noch darauf ansprechen, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. So ging ich auf mein Zimmer. Ich hatte das Gefühl mein Gehirn zerplatzt gleich vor Theorien.
Ich drehte mich noch zig mal im Bett herum und konnte einfach keinen Schlaf finden. Deshalb saß ich jetzt auf dem Balkon und genoss das stetige Meerrauschen im Hintergrund und atmete den salzigen Geruch in der Luft tief ein. Durch den perfekten Blick auf den Strand konnte ich eine Figur im Sand sitzen sehen. Ich wunderte mich wer um diese Uhrzeit überhaupt noch auf war.
Ich beobachtete die Person und als sie aufstand konnte ich erkennen, dass es sich um Max handelte, der sich dauernd über die Augen fuhr und mit hängenden Schultern dahin trottete. Er schien immer so stark und gefestigt. Mit mulmigem Gefühl im Bauch und einem Kopf voll Sorge fand ich endlich den unruhigen Schlaf.
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Sᴜᴍᴍᴇʀ Oғ Lᴏᴠᴇ❥︎
Romance❥︎𝙻𝚊 𝙳𝚘𝚕𝚌𝚎 𝚅𝚒𝚝𝚊❥︎ 𝖠𝗅𝗌 𝗂𝖼𝗁 𝖺𝗎𝖿 𝖽𝖺𝗌 𝗐𝖾𝗂𝗍𝖾 𝖬𝖾𝖾𝗋 𝖻𝗅𝗂𝖼𝗄𝗍𝖾, 𝗄𝖺𝗆 𝗆𝗂𝗋 𝗆𝖾𝗂𝗇𝖾 𝖴𝗆𝗀𝖾𝖻𝗎𝗇𝗀 𝗎𝗇𝗁𝖾𝗂𝗆𝗅𝗂𝖼𝗁 𝗏𝖾𝗋𝗍𝗋𝖺𝗎𝗍 𝗏𝗈𝗋. 𝖲𝖾𝗂𝗍 𝗆𝖾𝗂𝗇𝖾𝗆 𝖽𝗋𝗂𝗍𝗍𝖾𝗇 𝖫𝖾𝖻𝖾𝗇𝗌𝗃𝖺𝗁𝗋 𝗏𝖾𝗋𝖻𝗋...