Grenzenlos

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Dorian

Dein erster Ausflug mit Logan und seiner vermeintlich sanften Seite? Lass dich nicht täuschen, Kleines. Es wäre das erste Mal, dass er inkonsequent wäre. Doch keine Sorge, sollte er gnädig sein, bin ich es nicht. Ich habe bereits reserviert – dich reserviert.

Grace

Atemlos lasse ich mich aufs Bett fallen. Noch bin ich mir meiner Ruhe nicht ganz sicher. Am liebsten würde ich die Tür zuschlagen, aber ich lasse es. Ich habe Angst, die Schritte auf der Treppe zu überhören. Ich habe Logan ziemlich scharf angefahren, und auch wenn ich ihn so gut wie gar nicht kenne, beschleicht mich eine dunkle Vorahnung, dass er das nicht einfach auf sich sitzen lassen wird. Also warte ich unter Hochspannung auf meinem Bett, unschlüssig darüber, was ich als Nächstes tun soll. Grübelnd sehe ich mich im Zimmer um und bemerke neben mir einen kleinen Rucksack. Es ist mein Rucksack. Logan oder einer der anderen muss ihn wohl am Strand gefunden und mir ins Zimmer gestellt haben. Fuck. Jedem halbwegs klar denkenden Menschen ist bewusst, dass dieser Rucksack viel zu klein für eine Backpackerin ist. Dann haben sie meine Geschichte vermutlich schon durchschaut. Ich meine, dass ich Urlaub mache, stimmt ja, aber eben nicht nur...

Ich leere meinen Rucksack auf dem Bett aus. Nur noch eine einzige Sache ist darin: „Der große Gatsby." Schmunzelnd greife ich danach und blättere durch die Seiten. Ein Gefühl der Erleichterung durchströmt mich, und es fühlt sich gut an, wenigstens eine persönliche Sache in den Händen zu halten. Auch nachdem ich meinen Kopf in den Rucksack stecke, kann ich nichts anderes entdecken. Mein Geldbeutel, Kreditkarten, Telefon, Schlüssel – alles ist weg. Frustriert stöhne ich auf. Natürlich haben sie meine Sachen durchsucht.

Plötzlich höre ich die Treppe knarzen. Schnell schiebe ich den Rucksack beiseite und lasse das Buch unter meinem Kopfkissen verschwinden. Schwere Schritte sind zu hören, und nach einem kurzen Moment ist es tatsächlich Logan, der im Türrahmen steht. Meine Haltung verspannt sich. Er trägt noch immer Jeans und ein kariertes Hemd. Die oberen Knöpfe stehen offen, und ich kann nicht anders, als auf seine muskulöse Brust zu starren. Warum muss er so verdammt gut aussehen? Sein Blick fängt den meinen, und ein schiefes Lächeln tritt auf sein Gesicht: „Honey."

Mein Herz flattert leicht. Innerlich beschimpfe ich mich selbst, dass mich ein kitschiger Spitzname so aus der Fassung bringt. Jetzt bemerke ich den Hut, den er trägt. Es ist ein klassischer Cowboyhut, rau und robust, wie aus einem Westernfilm. Er besteht aus grobem, braunem Leder. Die breite Krempe ist leicht nach oben gebogen. Er wirkt grob und unpoliert, genau wie Er. Irgendwie weiß ich, dass dieser Hut für ihn den gleichen Wert hat, wie für mich der Gatsby. Haben sie mir das Buch deshalb nicht weggenommen? Weil Logan versteht, was es mir bedeutet?

„Komm her," grollt er und hebt die Hand in einer auffordernden Geste. Ich folge ihm sofort. Ich weiß nicht, was es ist, das mich so zu ihm zieht, vielleicht dieses raue, fast schon grobe, aber es wirkt. Ihm zu gehorchen fühlt sich einfach richtig an, irgendwie natürlich. Etwa eine Armbreite vor ihm bleibe ich stehen, doch es reicht, damit mir sein holziger Geruch in die Nase steigt. Logan sagt nichts, er platziert lediglich eine Hand in meinen Nacken und schiebt mich die Treppe nach unten bis zur Haustür. Dort mustert er mich eindringlich: „Versuch es nicht. Es klappt nicht, und ich habe keinen Bock, dich wieder einzufangen." Er schmunzelt: „Also müsste ich Cruz schicken, und das willst du nicht, glaub mir." Ich starre ihn nur mit offenem Mund an. Als ich nicht antworte, zieht er ungeduldig eine Augenbraue nach oben: „Verstanden?" Schnell nicke ich: „Ja."

„Gut," sagt Logan zufrieden. Er schiebt seinen Hut zurecht und öffnet mir die Tür mit einer einladenden Geste: „Nach dir, Honey." Überrascht von so viel Höflichkeit murmle ich ein „Dankeschön" und trete nach draußen. Die Abendluft ist angenehm kühl, und ich atme tief ein. Es fühlt sich irgendwie befreiend an. Die Luft schmeckt salzig, und die untergehende Sonne taucht den Horizont in ein wunderschönes Orange. Wie romantisch, denke ich abfällig. Denn das könnte es sein, und schon wieder möchte ich der Versuchung erliegen, einfach alles zu verdrängen und weiter in meiner rosa Blase zu schweben. Noch bevor ich mich zu einer Entscheidung durchringen kann, schiebt Logan mich weiter. Still laufen wir ein Stück den Strand entlang und biegen dann in Richtung eines Zaunes ab. Jetzt, so ganz alleine mit ihm, beginnt meine Haut wieder zu prickeln. In mir braut sich ein Emotionscocktail aus Neugierde und Todesangst zusammen. Mit jedem Schritt weg vom Haus bereue ich meine Entscheidung von vorher, Logan so angegangen zu haben, mehr. Plötzlich bleiben wir stehen. Er mustert mich, doch ich weiche seinem Blick aus. Noch immer den Griff in meinem Nacken, dreht er mich zu sich herum. Mit der anderen Hand greift er in meine Haare und zieht meinen Kopf so weit nach hinten, dass ich ihn ansehen muss. Sein Gesicht nähert sich meinem. Ich spüre seinen Atem auf meiner Haut. Es sind nur noch ein paar Millimeter zwischen uns. Aber er verharrt genau so, sieht mich einfach nur an. Mein Herz schlägt schneller.

In seinen Augen ist ein wissender Glanz. „Du steckst zwar in Schwierigkeiten, Honey, aber das besprechen wir später, nicht jetzt." Er lächelt fast, als er raunt: „Jetzt entspann dich. Nachher hast du deutlich weniger Grund dazu."

Es ist nahezu faszinierend, wie er da vor mir steht. Die Drohung auf seinen Lippen, seine Augen ein stummes Versprechen. Ich weiß, dass es unumstößlich ist, was kommen wird, und dennoch nehmen seine Augen mich gefangen. Und plötzlich will ich, dass er mich besitzt, nur ein einziges Mal. Mich an sich zieht und sich in mir vergräbt. Doch ich kann es nicht zulassen. Ich kann nicht einfach gehen, oder? Noch immer bin ich mir nicht sicher. „Warum lässt du mich nicht gehen?", meine Stimme ist nur ein Hauchen. Seine Augen werden hart, das Grün darin noch ein wenig dunkler: „Ich will es nicht." Ein Grinsen schleicht sich auf sein Gesicht, das so böse und gleichzeitig so verheißungsvoll ist, dass mir der Atem stockt. „Wir wollen es nicht." Er zieht mich noch ein wenig fester an sich: „Und du willst es auch nicht." Und dann küsst er mich. Hart prallt sein Mund auf meinen. Seine Zähne vergraben sich in meiner Lippe, und es schmerzt gerade so sehr, dass es unglaublich gut ist. Seine Zunge in meinem Mund, seine Finger vergreifen sich noch immer in meinem Haar, während er mit der freien Hand meine Hüfte packt und mich so fest an sich presst, dass mir die Luft wegbleibt. Ich merke, wie ich falle. Tiefer und tiefer, bis ich in meiner Verzweiflung ertrinke. Gerade als ich fast ersticke, löst er sich kurz von mir und dreht mich bestimmend zur Seite. Mein Rücken prallt gegen den Zaun. Ich kann kaum Luft holen, da stürzt er sich bereits wieder auf mich. Erneut stößt seine Zunge in meinen Mund. Seine Hand legt sich eisern um mein Kinn und zieht meinen Kopf noch weiter zu sich, während sein Körper mich unnachgiebig gegen den Zaun drängt. Sein fester Griff lässt etwas in mir erwachen, das ich so lange verdrängt habe. Er strahlt eine Dominanz aus, die mich in die Knie zwingt. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen, da ist nur dieses Prickeln auf meiner Haut, das mich zu versengen droht, die Nässe zwischen meinen Beinen und der Wunsch, ihn noch intensiver zu spüren, ihm noch näher zu sein. Doch dann, ganz ohne Vorwarnung löst er sich. Mein Atem rasselt, und ich starre auf seine Brust, die sich ebenfalls krampfhaft hebt und senkt. Seine Augen sind noch immer dunkel. Wieder zieht er meinen Kopf nach hinten, sieht mir mitten ins Gesicht. Mit zusammengebissenen Zähnen grollt er: „Du gehörst jetzt mir, Honey. Nur ich entscheide, mit wem ich dich teile. Verstanden?" Durchdringend mustert er mich. Als ich nicke, lässt er mich abrupt los. „Gut." Er nickt zufrieden.

" Er nickt zufrieden

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