Kapitel 2: Die nächste Begegnung

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Die Tage nach der Begegnung mit Mahito vergingen wie in einem Nebel. Y/N konnte sich nicht auf ihre Aufgaben konzentrieren, ihre Gedanken kehrten immer wieder zu dem unheimlichen Fluch zurück. Seine Augen, sein Lächeln – sie verfolgten sie in ihren Träumen und raubten ihr den Schlaf. Doch was sie am meisten quälte, war die unerklärliche Anziehung, die sie für ihn empfand. Es war, als hätte er einen unsichtbaren Faden zwischen ihnen gesponnen, einen Faden, den sie nicht zu durchtrennen vermochte.

Y/N versuchte, ihr normales Leben weiterzuführen. Sie trainierte, arbeitete und erledigte ihre Aufgaben als Jujutsuschülerin mit äußerster Disziplin. Doch ihre Gedanken drifteten immer wieder ab. Sie musste mehr über Mahito herausfinden, über seine Motive und seine Absichten. Der Hass, den sie zuerst verspürt hatte, begann sich zu vermischen mit einer wachsenden Faszination.

Eines Abends, als der Himmel in tiefes Blau getaucht war und die ersten Sterne am Horizont erschienen, entschloss sich Y/N, den Ort ihrer Begegnung noch einmal aufzusuchen. Sie wusste nicht genau, warum sie sich dorthin zog, doch ihr Instinkt sagte ihr, dass sie dort Antworten finden würde. Oder vielleicht – und das wagte sie sich kaum einzugestehen – hoffte sie, Mahito wiederzusehen.

Als sie die verlassene Seitenstraße betrat, überkam sie ein kalter Schauer. Die Stille war unnatürlich, als ob die ganze Welt den Atem anhielt. Jeder Schritt hallte in der leeren Gasse wider, bis sie schließlich am selben Ort wie zuvor stand. Das Mondlicht fiel schräg durch die zerbrochenen Fenster, warf unheimliche Schatten auf den Boden.

„Zurückgekehrt?“ Mahitos Stimme schnitt durch die Stille wie ein Messer. Er trat aus den Schatten, als hätte er die ganze Zeit auf sie gewartet. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber seine Augen verrieten einen Funken von Neugierde.

Y/N ballte ihre Fäuste, bemühte sich, ruhig zu bleiben, obwohl ihr Herz in ihrer Brust hämmerte. „Ich will wissen, warum du mich verschont hast.“

Mahito schmunzelte, doch es war kein freundliches Lächeln. „Verschont? Ist das, was du denkst?“

„Was sonst?“ fragte Y/N scharf, versuchte, die Angst zu verbergen, die in ihr aufstieg.

„Vielleicht habe ich einfach noch keine Lust, dich zu töten“, sagte Mahito gleichgültig, als ob er über das Wetter sprach. „Oder vielleicht will ich sehen, was du tust, wenn du glaubst, du hättest eine Chance gegen mich.“

Diese Worte ließen Y/N erstarren. Sie wusste, dass er mit ihr spielte, dass er sie in eine Falle locken wollte. Und doch war da dieses brennende Verlangen in ihr, sich ihm zu stellen, ihn zu verstehen – und sich selbst in diesem tödlichen Spiel zu beweisen.

„Ich habe keine Angst vor dir“, sagte sie schließlich, ihre Stimme fester als zuvor. „Du kannst versuchen, mich zu manipulieren, aber ich werde nicht weichen.“

Mahito trat näher, sein Blick bohrte sich in ihren. „Angst? Nein, Angst hast du wirklich nicht. Aber da ist etwas anderes... Etwas Dunkleres.“

Y/N wich nicht zurück, obwohl sein Blick ihr bis in die Seele zu dringen schien. „Warum interessierst du dich für mich?“

„Interessiert?“ Mahito legte den Kopf schief. „Vielleicht, weil du anders bist. Vielleicht, weil ich sehen will, wie weit ich dich treiben kann, bevor du zerbrichst.“

Die Spannung zwischen ihnen war beinahe greifbar, wie ein gespanntes Seil, das jederzeit reißen könnte. Y/N spürte den Drang, ihn anzugreifen, doch sie wusste, dass sie damit genau das tun würde, was er wollte. Stattdessen hielt sie seinem Blick stand, suchte nach einem Anzeichen von Schwäche, nach irgendetwas, das ihr einen Vorteil verschaffen könnte.

„Du wirst es nicht schaffen“, sagte sie schließlich, ihre Stimme leise, aber bestimmt. „Ich werde nicht brechen.“

Mahito musterte sie, und einen Moment lang war da etwas in seinen Augen, das wie Respekt aussah. „Wir werden sehen, Y/N“, sagte er schließlich, und für einen Augenblick klang seine Stimme fast... sanft. Dann, ohne Vorwarnung, war er wieder verschwunden, als wäre er nie dort gewesen.

Y/N blieb allein in der Dunkelheit zurück, mit einem Herz, das in ihrer Brust raste, und einem Geist, der vor Fragen überquoll. Was wollte er wirklich? Warum reizte er sie, statt sie einfach zu vernichten?

Eins war sicher: Dies war kein gewöhnlicher Feind. Und je mehr sie über ihn nachdachte, desto mehr wurde ihr klar, dass ihr Schicksal sich unwiderruflich mit dem seinen verknüpft hatte. Der Tanz hatte begonnen, und es gab kein Zurück mehr.

Liebe Zwischen Fluch & Mensch ?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt