Es war einer dieser Tage, an denen Noah sich unglaublich allein fühlte. Er war aufgewacht mit einem trostlosen Gefühl, dass ihn immer mal überfiel, wenn er nicht genug zu tun hatte. Die Rastlosigkeit in der Raumstation war greifbar, auch bei Nesrin, aber die nächsten Versuche würden erst Mitte Oktober beginnen.
Mit Nesrin hatte er nur ein paar Worte gewechselt, ihre schlechte Laune und seine kollidierten sonst zu leicht. Gerade zu Beginn hatten sie sich ein paar mal über Nichtigkeiten gestritten, aber mittlerweile waren sie aufeinander eingestellt und wussten, wann es besser war, einander aus dem Weg zu gehen. Meistens kamen sie aber gut klar. Sie meinte noch, dass Joel aktuell noch da sei, aber bald abgelöst werden würde und verschwand dann, um sich schlafen zu legen.
„Hey Joel", murmelte Noah also, als er den Hauptraum betrat, um mit der Arbeit anzufangen. „Bodenkontrolle an Horizont II, ich kann dich hören, auch wenn du mal wieder das Protokoll brichst", kam die empörte Antwort, „Hat Nesrin dir schon gesagt, dass du heute noch zwei Stunden Sport extra machen musst?"
Ein Seufzen entwich seinen Lippen, bevor er erwiderte: „Ne, aber ich würde gern erstmal wach werden. Gegessen hab' ich auch noch nicht". Noah hatte schlicht keine Energie in diesem Augenblick und würde vier Stunden Sport gerade nicht aushalten. Später, nach dem Essen. Mit einer anderen Gesellschaft.
„Okay, ich mache Colin eine Notiz, damit er dich erinnert. Brauchst du Hilfe mit dem Aufnehmen der neuen Daten? Zu Zweit gehts schneller", bot Joel ihm an und Noah war in diesem Moment dankbar. Scheinbar hatte er seine blöde Laune bemerkt und sich entschieden, ihm Raum zu lassen. Wie automatisch nickte Noah, erinnerte sich dann aber wieder einmal daran, dass man ihn nicht sehen konnte.
„Das wäre super, danke Joel", gab er deshalb die verbale Bestätigung. In relativer Ruhe, unterbrochen durch Joels immer mal wieder aufkommende Erwähnung von Tagesgeschehen, dass er offenbar gerade aus der Zeitung las, übertrugen sie die aktuellen Werte in die Datenbank. Kurz darauf musste Joel aber weg: „In einer knappen halben Stunde kommt Colin, bis dahin kannst du im Notfall aber über die übliche Taste die Zentrale erreichen. Wir hören uns spätestens Mittwoch wieder".
„Kein Ding, danke für die Hilfe eben", sagte Noah, „schlaf gut, wenn du Zuhause bist". Mit einem letzten „Bodenkontrolle aus" von Joel, wurde die Verbindung beendet. Seufzend machte er sich an seine üblichen Tätigkeiten und prüfte einige der Sensoren, bevor er sich zur Kamera bewegte.
Ein Blick durch den Sensor war genug, damit er sich ein wenig besser fühlte. Der Anblick der vielen Sterne nahm ihm eine gewisse Last von den Schultern. Wieder einmal war er konfrontiert damit, wie klein er war und wie groß das Universum zu sein schien. Der Druck sank automatisch. Zurück blieb die Rastlosigkeit.
Es war nicht so, als bereute er die Mission, Noah würde es jederzeit wieder genauso machen. Aber er merkte mittlerweile, dass es langsam Zeit wurde, auf die Erde zurückzukehren. Ihm fehlte die Natur, ihm fehlte ein richtiges Bett und ihm fehlte Schwarzwälder Kirschtorte.
„Bodenkontrolle an Horizont II, bitte kommen", eine ruhige Stimme erklang im zuvor nur von den leisen Geräuschen der Messgeräte erfüllten Raum. Irgendwie flutete der Klang Noah mit Erleichterung. „Horizont II an Bodenkontrolle, hey Doc", begrüßte er den Bodenkontakt, der ihm jetzt, nach mehreren Wochen, nicht mehr fremd war. Er freute sich jedes Mal, wenn sie miteinander sprechen konnten. Es war irgendwie leicht, mit Colin zu reden, weil er einfach so eine beruhigende Art hatte.
Zeitweise hatte Noah das Gefühl, mit Colin in der Leitung könnte er vermutlich ein schwarzes Loch durchfliegen oder einen Luftkampf mit einer ganzen Alien Flotte gewinnen. Auch wenn er in all der Zeit bisher noch keinen Alien gesehen hatte, gab er die Hoffnung auf intergalaktische Lebensformen nicht auf.
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Canis Major
FanfictionDas ist eine AU, in der Noah ein Astronaut ist und Colin sein Bodenkontakt und Astrophysiker. Sie lernen sich also in der Ferne kennen. Die alternativen Titel sind: Fernbeziehung und Weltraum-Stockholm-Syndrom.