Verdammt viele Fehler

216 13 16
                                    

Eigentlich sollte das hier nur eine kleine OneShot werden, die mir gekommen ist, während ich an "(Keine) Kontrolle" weitergeschrieben habe, allerdings entwickeln sich aus dem geplanten einen Kapitel wohl doch ein paar mehr...Naja...ich gucke mal, wie's jetzt läuft :D

Ich saß einfach so da. Ein Glas Bourbon in meiner rechten Hand. Vor mir der alte Holzschreibtisch von meinem Vater, von dem war allerdings nicht mehr allzu viel zu sehen, denn überall lagen Akten. Akten, Akten, Akten. Mein halbes Leben bestand aus ihnen, dass wusste ich, aber ich konnte es nicht mehr ändern, denn wenn ich nichts zum Arbeiten hatte, musste ich an Ihn denken. So gut wie in jeder Minute, in der ich an nichts denken wollte, schlich er sich ein. Sein grau meliertes Haar, seine blauen Augen, das Lächeln, was meine Beine in Pudding verwandelte und der Stich ins Herz. Die Schmerzen in meiner linken Brust, die ich selber verursacht hatte und die wohl niemals enden würden. Ich hatte Fehler gemacht, verdammt viele Fehler. Karriere wollte ich immer machen und hatte den Wunsch, die Sehnsucht, nach einer Familie einfach verdrängt. Und was war jetzt? Ich wurde langsam alt, meine biologische Uhr begann abzulaufen und ich hatte niemanden der mich liebte. Den Einzigen, den ich geliebt hatte und noch immer liebte, wollte mich nicht mehr haben, hatte alle Versuch von ihm abgeblockt...Warum hatte ich das gemacht?

Ich schwenkte mein Bourbon-Glas hin und her und nahm zwischendurch einen Schluck der braunen Flüssigkeit. Die Akten vor mir musste ich bis morgen durch haben und einige von ihnen dann an andere Behörden weiterleiten, aber immer wenn ich eine Akte aufschlug und sie mir durchlesen wollte, konnte ich mich einfach nicht konzentrieren. Immer wieder tauchte sein Gesicht vor mir auf und sorgte dafür, dass ich den Text in der Akte las ohne auch nur ein Wort verstehen zu können. Es war einfach ein Fluch. Ein Bann, den ich selbst auf mich gelegt hatte und der mich mein restliches Leben begleiten würde. Pech, Pech, Pech. In meinem gesamten Privatleben.

Ich blickte auf vom Schreibtisch. Meine Augen glänzten traurig. Der Flur war dunkel, sowie der Rest meines Hauses auch. Wie wäre es wohl, wenn ich wüsste, dass noch jemand da war? Wenn jemand in einem kleinen Bettchen liegen würde und schlief. Jemanden, den ich mein Kind nennen könnte? Früher habe ich im Stillen über die Leute gelacht, die gesagt hatten, dass ich eine tolle Mutter wäre...wollte nie ein Kind. Und heute? Ich saß in meinem Büro und dachte über meinen Kinderwunsch nach.

Mein großes Haus. Viel zu groß für mich alleine. Ich fühlte mich hier nicht mehr zuhause, obwohl ich über die Hälfte meines Lebens hier gewohnt hatte. Das Haus war einfach nur kalt und einsam. Nur ich, die eiserne NCIS-Direktorin, wohnte hier. Alleine. Hatte kein Herz um irgendwelche Menschen zu lieben. Doch es stimmte nicht, es war nur so, dass wenn ich Gefühle zeigen würde, eine zerbrochene einsame Person an meiner Stelle stehen würde, doch das würde ich niemals zeigen...war doch viel zu Stolz dafür...leider. Meine Persönlichkeit war einfach ein Fluch. Einerseits wollte ich all meine Emotionen zeigen, andererseits gehörte es sich in meiner Position nicht, emotional zu werden. Ich saß in einem Zwiespalt, der immer tiefer zu werden schien, konnte mich einfach nicht alleine aus dem Spalt ziehen, aber es war auch niemand da, der mir helfen würde...außer vielleicht Jethro...aber dafür müsste ich mich ihm öffnen und wenn ich das tun würde, würde er alles über mich wissen, alle meine Gefühle für ihn spüren können und das Risiko wollte ich nicht eingehen, vor allem, da er nichts mehr für mich fühlte, zumindest glaubte ich das. Denn wer wollte schon eine Frau haben, die einen erst verlassen hatte und dann alle weiteren Versuche der Annährung abgewiesen hatte?

Ich würde mich wohl damit abfinden müssen, dass ich einsam sterben würde ohne jemals einen Mann, geschweigen denn Kinder, gehabt zu haben.

Ich musste an meinen Akten weiterarbeiten. Ich griff nach einer und schlug sie auf. Es war ein Bericht über einen erschossenen Staff Sergeant und der Verfasser war niemand anderes als Gibbs. Wieso musste er sich immer einschleichen? Mein Herz schneller schlagen lassen, obwohl er nicht mal im selben Raum war wie ich.

Ich konnte so einfach nicht weitermachen. Ihn jeden Tag sehen, aber nicht lieben dürfen. Die hinterste Schublade meines Gehirn, welche befüllt waren mit all meinen Gefühlen, schien sich langsam zu öffnen, meinen Gefühlen den Weg nach draußen zu gestatten. Alles kam hoch. Trauer, Liebe, Wut und Freude.

Ruckartig erhob ich mich von meinem Schreibtischstuhl, das Bourbonglas ließ ich unbeachtet stehen.

Ich lief in den Flur um mir Schuhe und einen Mantel anzuziehen. Für mein Vorhaben waren meine Louboutin-High-Heels zwar alles andere als geeignet, aber ich hatte keine Lust andere Schuhe aus dem Schrank zu holen. Außerdem passte mein Mantel perfekt zu der roten Sohle der Schuhe, was ein weiterer Grund war die Schuhe anzubehalten.

Von der Kommode griff ich mir noch mein Portemonnaie, meine Schlüssel und mein Handy, dann öffnete ich die Haustür und ließ sie nachdem ich nach draußen getreten war wieder ins Schloss fallen. Die milde Abendluft umhüllte mich und ich atmete tief durch. Dann setzte ich mich in Gang und lief die Straße entlang. Zwischen einzelnen Tiergeräuschen und Automotoren, hörte ich nur das regelmäßige Klackern meiner Absätze auf dem Asphalt. Ich lief irgendwelche Straßen entlang, ohne ein Ziel vor Augen zu haben, ich benötigte einfach nur mal Ablenkung...von meinem Job, von meinem Leben und von Jethro...und schon wieder dachte ich an ihn.

Plötzlich ließ mich ein Knacken von Ästen zusammenfahren. Doch nach einem kurzen Blick auf meine Füße merkte ich, dass ich selber auf einen Ast getreten war. Ich blickte mich in der Dämmerung um und merkte dann, dass ich in einem kleinen Wald stand. Der perfekte Ort um nachzudenken. Doch an Nachdenken war nicht zu denken, denn immer wieder sah ich Gibbs vor mir und ich wusste, dass ich einen Entschluss fassen musste. Wollte ich um ihn kämpfen oder meine Gefühle wieder alle wegsperren und hoffen, dass sie nie wieder auftauchen würden?


Ich würde gerne wissen, ob ihr wollt, dass ich mit dieser Geschichte weiterschreibe...Natürlich würde ich meine anderen FFs trotzdem weiterschreiben ;)

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 12, 2015 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Bourbon, Akten und Gedanken *Navy CIS*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt