Zwischen Pinsel und Toren | Barış Alper Yılmaz

~12

Şirin:

Eda blieb jetzt ungefähr eine Woche lang bei mir, und in dieser Zeit verließ ich kaum das Haus. Ich wollte immer in ihrer Nähe sein, um sie zu unterstützen, aber langsam wurde das Essen knapp, und ich wusste, dass ich einkaufen gehen musste. Für die Ausstellung hatten wir noch genügend Zeit, aber Eda hatte in den letzten Wochen keinen einzigen Pinselstrich mehr gemacht. Ihre Kreativität schien inmitten all der Sorgen und des Schmerzes gefangen zu sein.

„Vielleicht hilft es dir, wenn du deine Gefühle auf die Leinwand bringst," sagte ich zu ihr, bevor ich ging. Ich gab ihr meine Malutensilien und bat sie, etwas zu versuchen, während ich draußen war. Sie nickte nur stumm, wirkte aber verloren in ihrer eigenen Welt.

Draußen schien die frische Luft mir gutzutun. Ich atmete tief durch und genoss den kurzen Moment der Freiheit. Es wäre sicher auch gut für Eda, etwas Abstand zu gewinnen, dachte ich mir. Vielleicht würde es helfen, ihre Gedanken zu ordnen, wieder klar zu sehen.

Nachdem ich in ein paar Supermärkte gegangen war, hörte ich plötzlich eine vertraute Stimme hinter mir. „Şirin?"

Als ich mich umdrehte, stockte mir der Atem. Barış stand vor mir.

„Was ist, Barış? Was willst du?" fragte ich ihn ernst, meine Augen verengt vor Misstrauen. Seine Anwesenheit allein reichte aus, um meine Alarmglocken schrillen zu lassen.

Er wirkte nervös, beinahe verzweifelt. „Kann ich bitte mit Eda reden?" fragte er, seine Stimme zitterte leicht.

Ich konnte kaum fassen, dass er es immer noch versuchte, nach allem, was passiert war. „Das darf doch nicht wahr sein..." murmelte ich vor mich hin, bevor ich ihn wieder direkt ansah. „Du willst wirklich immer noch versuchen, in ihre Nähe zu kommen, nachdem du ihr Herz gebrochen hast? Glaubst du ernsthaft, du kannst einfach so weitermachen, als wäre nichts passiert?" Meine Stimme klang schärfer, als ich es geplant hatte, aber das war mir egal.

Er seufzte schwer und fuhr sich durch die Haare. „Şirin, ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe. Aber ich kann das nicht einfach so stehen lassen. Eda bedeutet mir etwas. Ich habe es vermasselt, aber ich will es wiedergutmachen. Bitte... lass mich mit ihr reden."

Ich verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf. „Barış, du hast sie angelogen, sie verletzt und sie in eine Situation gebracht, die sie in Angst versetzt. Sie traut sich kaum noch raus. Und jetzt, wo sie versucht, irgendwie damit klarzukommen, tauchst du einfach wieder auf und erwartest, dass sie dir zuhört? Denkst du, du bist das, was sie jetzt braucht?"

Er sah zu Boden, als ob er auf eine Antwort hoffte, die ihn von seiner Schuld befreien würde. Aber ich blieb fest. „Du solltest ihr Zeit lassen, Abstand. Du hast genug Chaos angerichtet."

Er sah mich an, seine Augen flehten förmlich. „Ich kann nicht aufhören, an sie zu denken. Bitte, Şirin... lass mich das richtigstellen."

Ich sah ihm in die Augen, und für einen kurzen Moment war ich unsicher. Konnte er es wirklich ernst meinen? Aber dann erinnerte ich mich an alles, was Eda durchgemacht hatte, und mein Entschluss stand fest.

„Barış," begann ich leise, „ich glaube, du solltest sie in Ruhe lassen. Sie braucht das jetzt. Sie braucht Zeit, um sich selbst wiederzufinden."

Barış sah mich mit einer Intensität an, die mich fast dazu brachte, ihm zu glauben. „Eda ist anders," sagte er leise, aber mit Nachdruck. „Ich liebe ihre süße Art, wie sie immer das Gute in allem sieht und wie sie ihre Kreativität in alles einfließen lässt. Sie ist eine der wenigen, die mich wirklich verstanden haben. In diesen zwei Monaten ist sie mir so sehr ans Herz gewachsen, dass ich mir nicht vorstellen kann, sie zu verlieren. Şirin, ich weiß, dass ich Mist gebaut habe, aber ich würde mir wirklich schlimme Dinge antun, wenn ich Eda noch einmal das Herz brechen würde. Ich will sie einfach nicht verlieren."