Kapitel 5

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Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker um 6 Uhr. Ganz schön unfair von mir zu verlangen, dass ich den Jungs bis 24Uhr noch zur Verfügung stehen musste, aber 6 Stunden später schon wieder aufstehen sollte. Gequält bewegte ich mich aus dem Bett. Ich zog mich an und wusch mein Gesicht. Beim Betrachten im Spiegel, fiel mir auf, dass ich noch sehr verschlafen aussah.

Plötzlich klopfte es an meiner Zimmertür. Will denn jetzt wirklich schon jemand was um halb 7 von mir? Dachte ich verärgert. Schnell trocknete ich mein Gesicht ab und ging barfuß zur Tür. Ich öffnete sie erst nur einen Spalt, um zu sehen wer davor stand. Als ich jedoch sah, dass die Person Anri war, schwang ich die Tür erleichtert auf. „Morgen Anri." brachte ich mit verschlafener Stimme hervor. Anri trug ein Tablet mit Frühstück und lächelte mich an. „Guten Morgen, hast du den Tag gestern noch gut überstanden?" Sie schob sich an mir vorbei und stellte das Tablet auf dem Tisch ab. „Ja, lief alles ganz gut." antwortete ich. „Das freut mich. Ich bringe dir dein Essen immer runter, wenn du magst." bot Anri mir an. „Ja danke, das ist nett." bedankte ich mich. „Du weißt ja, wenn irgendetwas sein sollte, kannst du mich auch immer anrufen." erinnerte sie mich. Ich nickte und nachdem Anri ging, setzte ich mich zu meinem Frühstücks Tablet.

Beim Frühstücken nahm ich noch einmal die Dokumente der Spieler in die Hand und begann mich über einzelne zu informieren. Währenddessen fragte ich mich, wie die Trainingsmethoden hier überhaupt waren. Was machen die Spieler den ganzen Tag lang? Würde Anri mir meine Fragen dazu überhaupt beantworten? Ich beschloss einfach Meguru oder Chigiri das nächste Mal zu fragen, wenn sie hier waren. Kunigami würde mir bestimmt auch meine Frage beantworten können, aber ich denke, mein Gehirn würde es nicht auf die Reihe bekommen mit ihm normal zu sprechen. Deswegen frage ich ihn lieber nicht. Wobei das ja eigentlich auch schade ist, ich würde gerne ein Gespräch mit ihm anfangen, nur ich bin immer so nervös und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Dann hätte ich endlich ein Gesprächsthema und ich müsste mir keine Gedanken um peinliche Stille machen.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass der Mittag bald angebrochen war. Jetzt mal ganz ehrlich für was musste ich bitte so früh aufstehen, wenn sowieso niemand gekommen ist?! Allmählich wurde mir langweilig. Hat es sich doch noch nicht so weit rumgesprochen, dass es jetzt eine Physiotherapeutin gab, oder haben die Jungs wirklich keine Zeit? Auf deren Plan steht um diese Zeit eigentlich Mittagspause.

Gerade als ich diese Gedanken hatte, wurde es im Flur lauter. Ich ging zur Tür, um nachzusehen was dort los war. Als ich die Tür öffnete und nachsah, fielen mir beinahe die Augen aus dem Kopf. Vor der Tür hatte sich eine lange Schlange von Jungs gebildet, die anscheinend zu mir wollten. Die Vordersten 3 hatte ich gerade noch gehört, wie sie darüber stritten wer klopfen sollte. Überfordert blickte ich die Schlange entlang. Nach und nach verklangen deren Gespräche, als sie mich sahen. Danach folgte Getuschel und darauf wiederum hörte ich laute durcheinandere Rufe mit „dies, das und jenes tut mir weh."

Ich hatte den ganzen Nachmittag damit zu kämpfen, die Schlange abzuarbeiten. Die meisten wussten nicht mal, was sie eigentlich wollten. Es tat ihnen auch eigentlich nichts wirklich weh. Es schien mir eher so, als ob sie unbedingt von einem Mädchen massiert werden wollten. Erst jetzt wurde mir klar, was Anri damals mit „Gebäude voller pubertierender Jungs" meinte. Als der letzte den Raum verließ, atmete ich erleichtert aus und lehnte mich auf meinem Schreibtisch Stuhl zurück. Es war anstrengend und teilweise etwas unangenehm, aber wenigsten war es eine gute Übung für mich. Ich denke, ich habe den dreh so langsam raus. Außerdem ist meine Langeweile im Nu verflogen. Trotzdem brauche ich das echt nicht jeden Tag. Dennoch waren diese Jungs auch wieder sehr freundlich zu mir. Anders als in der Schule wurde ich hier nicht wie Luft behandelt. Sie behandelten mich eher wie eine Attraktion. 

Jetzt gab es nur noch eine Zeit des Tages, in der ich Spieler zur Behandlung erwartete. Die Zeit nach der letzten Trainingseinheit. Dies war meistens zwischen 22 und 24 Uhr. Bis es so weit war, gönnte ich mir selbst erst einmal eine Pause.

Die Zeit meiner letzten Schicht für heute war gekommen. Wieder einmal machte ich mich im Behandlungsraum bereit. Während ich wartete, las ich in dem Buch meines Vaters. Irgendwann vernahm ich aber Stimmen vor dem Raum und betete, dass es bitte nicht so werden sollte, wie heute Mittag. Gespannt blickte ich zur Tür. Nach ein paar Sekunden kam jemand zur Tür herein, wobei, es waren eigentlich zwei. Es war ein lilahaariger Junge, der einen weißhaarigen auf dem Rücken trug. Der weißhaarige machte den Anschein zu schlafen.

„Hey Reo, wo sind wir?" fragte dieser schläfrig. „Ich habe dich zur Physiotherapeutin gebracht, die seit gestern hier ist." antwortete der Junge, der anscheinend Reo hieß. Damit setze er den Weißhaarigen auf der Liege ab und kam zu mir an den Schreibtisch. „Hi, hast du gerade Zeit?" fragte er mich. „J-ja, was kann ich den für euch tun?" Brachte ich etwas zurückhaltend hervor. „Ich bin nur wegen Nagi hier." dabei zeigte er auf den weißhaarigen, „normalerweise hatte ich ihn jeden Abend massiert, aber ich dachte ein richtiger Physiotherapeut macht das vielleicht besser." „Achso ja, das kann ich machen." sagte ich und erhob mich von meinem Stuhl, um zur Liege zu gehen, wo der weißhaarige bereits lag. „Wo hattest du ihn den immer massiert?" fragte ich. „Überall." entgegnete Reo. „Überall?" platzte es aus mir heraus. „Ja überall, ist das falsch?" Fragend blickte er mich an. „Nein, nein, ist schon gut, ich hatte mich nur gewundert."

Ungewollt musste ich an meine BL-Mangas denken und malte mir schon diverse Dinge in meinem Kopf aus. Ich fand es schon süß, wie Reo den anderen auf dem Rücken hierhergetragen hat. Aber als er dann noch erwähnte, er massiere ihn jeden Tag überall, konnte ich mein BL-Denken einfach nicht mehr unterdrücken und fing leicht an zu grinsen. „Gut, alles klar ich mach das schon, du kannst dich solang du wartest, da drüben hinsetzen." bot ich ihm an. Als Reo sich hingesetzt hatte, fing ich an Nagi zu behandeln. Während ich ihn behandelte, spürte ich wie Reo mich die ganze Zeit beobachtete. Das machte mich etwas nervös und ich entschied mich dazu ein Gespräch mit ihm anzufangen. Nagi sah fast so aus, als würde er schlafen. „Reo, so heißt du doch, oder? Was habt ihr heute gemacht, dass er hier jetzt so fertig ist?" Fragte ich interessiert. Vielleicht könnte ich so auch etwas über den Alltag der Spieler hier in Blue Lock erfahren. „Ach, das ist ganz normal. Wenn er nicht spielt, ist er immer so." erklärte Reo. „Wie spielt er denn?" wollte ich wissen, weil ich konnte mir nicht vorstellen, wie so jemand energieloses über ein Fußballfeld rennen konnte. Vor allem muss man ja auch ein gewisses Niveau haben, wenn man schon für Blue Lock nominiert wurde. „Nagi spielt unfassbar gut." schwärmte Reo, „deswegen habe ich ihn auch ausgewählt." „Ausgewählt? Wie meinst du das?" frage ich, während ich dabei war, Nagis Waden zu lockern. „Ein paar Monate vor Blue Lock habe ich sein Talent entdeckt."

Kurz darauf fing er an, mir die komplette Geschichte darüber zu erzählen, wie sie sich kennen gelernt hatten und was sie bis jetzt erreicht hatten. So langsam bereute ich meine Frage, denn Reo schien gar nicht mehr aufhören wollen zu reden.

„So das war es jetzt." unterbrach ich die Labertasche, damit ich seinen Monolog nicht mehr ertragen musste. Reo schien gar nicht zu bemerken, dass ich ihn gerade mitten im Statz unterbrochen habe, stattdessen stand er einfach nur von seinem Stuhl auf und stellte sich neben mich. Er blickte auf Nagi hinunter, der immer noch auf der Liege lag und schlief. Reo streichelte Nagi durch die Haare und sage: „komm Nagi, wir sind jetzt fertig." Daraufhin öffnete Nagi die Augen und setzte sich aufrecht hin. Er rieb sich seine müden Augen. Der lila Haarige positionierte sich so, dass Nagi von der Liege aus auf seinen Rücken klettern konnte. Anschließend trug Reo die Schlafmütze wieder aus dem Zimmer, wie sie vorhin auch hineingekommen waren. In der Tür drehte sich er noch einmal zu mir um. „Vielen Dank für deine Hilfe." „Kein Problem." wank ich den beiden zum Abschied.

Als sie außer Reichweite waren, gab ich ein leises Quicken von mir. Mann, waren die süß zusammen. Dachte ich. Mal schauen, ob sie beim nächsten Mal wieder zusammen kommen.




Endlich mal wieder ein  neues Kapitel. Entschuldigt bitte, dass so lange keins gekommen ist. Aktuell habe ich leider viel zu tun, was mich trotzdem nicht davon abhält weiter zu schreiben. Die Kapitel sind bis Kapitel 15 schon vorproduziert, trotzdem will ich jedes einzelne noch einmal überarbeiten. Qualität ist mir halt wichtig haha. Es würde mich freuen, wenn wir uns auch im nächsten Teil wieder sehen :)

Auf dem Spielfeld der Gefühle | Rin Itoshi x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt