Jayden

„Jayden, wo zur Hölle bist du? Bist du überhaupt schon gelandet?" Die nervige Stimme meines Bruders dringt durch den Lautsprecher direkt in mein Ohr.
„Würde ich mit dir telefonieren, wenn ich es nicht wäre?"
„Okay okay. Ist ja gut, ich hab's verstanden! Also, wo bist du?" Ohne jeglichen Anschein von Stress werfe ich mir die schwarze Sporttasche über die Schulter und laufe zwischen den anderen Leuten hindurch aus dem Flughafen.
„Draußen." Ich höre Parker aufseufzen, ignoriere es aber gekonnt. Stattdessen atme ich die frische Luft Griechenlands ein.
Ich hasse Langstreckenflüge. Die Luft ist stickig, die Menschen unfreundlich und das Essen nicht essbar.
„Seit wann muss man dir eigentlich alles aus der Nase ziehen?"
„Musste man schon immer, Schlaumeier. Du hast es nur noch nie bemerkt." Lüge.
Statt mit einer Antwort werde ich mit einem Ruf nach meinem Namen belohnt.
„Jayden!" Ich drehe meinen Kopf in die Richtung aus der Parker nach mir ruft. Zwei Sekunden später steht er vor mir und zieht mich in seine Arme.
„Ich hab dich vermisst Brüderchen." Jetzt bin ich es der seufzt.
„Ich dich auch."
Als er sich schließlich von mir löst, sieht er mich mit hochgezogenen Brauen an.
„Ist das alles, was du mitgenommen hast?" Seine Arme hat er vor der Brust verschränkt, seine Augen deuten auf meine Tasche.
Ich nehme seine Worte war, doch meine Aufmerksamkeit liegt auf etwas anderem. Oder eher jemand anderem.
Es ist, als würde ich in der Zeit zurückgeworfen werden. Diese kakaobraunen Haare, die sanft auf ihren Schultern liegen, diese unschuldigen Augen, die nichts anderes ausstrahlen. Ihr Blick streift meinen nicht mal ansatzweise. Er ist auf die Wolken über Parker und mir gerichtet.
Doch der Moment ist zu schnell wieder vorbei. Parker reißt mich mit seinenWorten aus meiner Starre
„Mein Gott Jayden! Beweg deinen Arsch."
„Wieso sollte ich? Ich find's hier eigentlich ganz schön." Grinsend drehe ich mein Gesicht in seine Richtung. Parker steht einige Meter von mir entfernt, die Arme immer noch vor der Brust verschränkt.
„Du bewegst jetzt deinen Arsch hierher, damit ich", um seine Worte zu unterstreichen zeigt er auf sich, „rechtzeitig an der Uni bin, um deine Sachen abzuholen und Hailey abzupassen, bevor sie wieder irgendwo für Stunden verschwindet."
„Hailey studiert hier? Die Hailey?" Natürlich studiert sie hier. Das stand schon fest, als sie zwölf war. Warum sollte sich das geändert haben? Du hast sie doch gerade gesehen.
„Natürlich studiert sie hier! Wo denn sonst? In Vancouver? Das glaubst du doch selbst nicht!" Nein, das tue ich tatsächlich nicht. „Also, schwingst du jetzt deinen Arsch hier hin oder nicht?"

„Wenn du jetzt nicht sofort damit aufhörst..", knurre ich zwischen zusammengebissenen Zähnen. Ich weiß, dass er meine Worte hört. Trotzdem geht er nicht darauf ein, im Gegenteil, er beginnt noch mehr über mich auszuplaudern.
„Naja, auf jeden Fall kam er dann auf die Idee, dass er vom Balkon in den Pool springen könnte. Dad hatte nicht wirklich was dagegen einzuwenden, aber Mam... Sagen wir so: Jayden hatte sich ordentlich was eingefangen."
Jesus, wenn er nicht sofort damit aufhört..
„Uhhh und als er dann noch-" Ich packe Parker an der Schulter. Mit der einen Hand auf seiner Schulter ziehe ich ihn mit mir aus dem Gebäude.
„Alter, was sollte das?" Ich lasse ihn los, gebe ihm vorher aber nochmal einen Schlag auf den Kopf.
„Was meinst du?"
„Komm mir nicht damit Parker!"
„Ich weiß nicht, was du meinst."
„Du weißt genau, was ich meine."
„Nein."
„Doch."
„Nein."
„Parker!", knurre ich erneut. Ich strecke meine Hand nach ihm aus, doch bevor ich nach ihm greifen kann, weicht er mir aus und geht an mir vorbei.
Ich drehe mich um und beobachte ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen.
Was zur Hölle stimmt mit diesem Idioten nicht?
Langsam setzten sich meine Füße ebenfalls in Bewegung.
„Mein Gott Parker, jetzt sei doch nicht direkt eingeschnappt wie ein kleines Kind!", rufe ich hinter ihm, während ich immer weiter zu ihm aufhole. Als ich schließlich neben ihm stehe, schaut er mich nur kurz an und bedeutet mir meine Klappe zu halten.
Der ist doch nicht mehr ganz richtig!

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