6 - Wegschauen verboten!

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Noelies POV

Ich freue mich wahnsinnig, den Eichenkuss-Jungen – oder besser gesagt Brendon – wiederzusehen. Auch wenn ich ihn noch nicht richtig kenne, scheint er anders als die typischen Idioten und Machos in unserem Alter zu sein.

Intelligenter, bodenständiger und reifer.

Er ist etwas Besonderes. Zumindest für mich.

„Darf ich dich etwas fragen, Noelie?" Brendon klingt verunsichert.

„Natürlich!" Um ihm die Anspannung zu nehmen, lächele ich. „Solange du mich nicht über Mathe oder Chemie ausfragst, kann ich dir vielleicht sogar eine Antwort geben."

Leider schaffe ich es nicht, Brendon ein Grinsen zu entlocken. Nicht mal für ein Schmunzeln reichen meine Worte aus.

Dass Brendon nervös ist, ist nicht zu übersehen. Ständig zupft er an seinen Jackenärmeln herum oder schaut unruhig von rechts nach links. Als würde er erwarten, jeden Moment überfallen zu werden.

Ich kann verstehen, dass es ein blödes Gefühl ist, der Neue an der Schule zu sein, aber ich bin mir sicher, dass seine Sorgen und Zweifel unbegründet sind.

„Wie ..." Brendon räuspert sich, um das Kratzen in seiner Stimme loszuwerden. „Wie sind die Schüler hier so?"

Was?! Um ehrlich zu sein verwirrt mich seine Frage.

„Äh, na ja ...", stammele ich überfordert, „ganz normal?"

Wie an jeder High School gibt es auch hier ein paar Gruppen. Die sogenannten Nerds, die Sportler, die Kreativen, die Einzelgänger und viele mehr. Insgesamt würde ich sagen, dass wir eine relativ harmonische Schule sind, an der es kaum zu negativen Zwischenfällen kommt. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

Scheinbar liefere ich Brendon nicht die Antwort, die er sich erhofft hat, denn seine Finger finden erneut den Weg zu seiner Jacke und nesteln nervös an dem Saum herum.

Oh man. Wenn er sich nicht ein bisschen entspannt, explodiert er gleich! Oder bekommt Krämpfe in seinen Fingern ...

„Mach dir keine Sorgen", versuche ich, Brendon aufzumuntern, „du wirst bestimmt schnell Anschluss finden. Halte dich einfach von den Typen in Totenkopf-Hoodie fern, okay?" Bei meiner letzten Aussage weiten sich Brendons dunkle Augen.

Mist! Warum ist mein Mund ständig schneller als mein Verstand? Das nervt!

Damit Brendon nicht von der nächsten Panikwelle überrollt wird, füge ich zwinkernd hinzu: „Es sei denn, du stehst auf Drogen. Dann sind die Totenkopf-Kerle deine erste Anlaufstelle."

Keine Ahnung, wie das überhaupt möglich ist, aber Brendons Augen werden noch größer. Unsicherheit, Verwirrung und Angst spiegeln sich nun in seinen Pupillen wider.

Na toll. „Am besten bringe ich dich erstmal zum Sekretariat", wechsele ich schnell das Thema, bevor noch mehr unüberlegte Sätze aus meinem Mund purzeln können. „Miss Greenwald hat bestimmt deinen Stundenplan und die Bücher, die du für den Unterricht brauchst."

Überfordert nickt Brendon. „O-Okay."

Gemeinsam überqueren wir den Schulhof. Abgesehen von ein paar Jungs, die mit einem flummiartigen Ball an der Tischtennisplatte spielen, ist der Hof noch leer.

Tja, hätte ich nicht diesen blöden Deal mit Cleo gemacht, wäre ich auch noch nicht hier.

Bei dem Gedanken an meine Freundin muss ich seufzen. Bestimmt ist sie eingeschnappt, weil ich eben einfach aus dem Auto gesprungen bin und sie allein zurückgelassen habe. Ich kann nur beten, dass sie sich nicht mit einer extra langen Schminkeinheit rächt.

Loving you in the stormiest autumn eveningsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt