Kapitel 2 - Die Schule Natura

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Christian konnte nicht glauben, was er da vor sich sah. Als er den gigantischen Baum sah, war er fassungslos und vergaß für einen Moment alles um sich herum. Die Fenster in den Baumstämmen schimmerten im trüben Licht, als wären sie von innerem Licht erfüllt. Vögel zwitscherten auf den Zweigen und in der Ferne hörte er das Rascheln von Blättern, die im Wind tanzten. Je länger er hinschaute, desto mehr entdeckte er. Die den Stamm und die Äste umgebende Holzarchitektur scheint sich nahtlos in den Baum eingefügt zu haben, als würden sie aus ihm herauswachsen. Brücken und Stege verbinden die verschiedenen Stockwerke, und überall eilen Figuren entlang der Wege – Studierende bewegen sich in diesem gewaltigen, lebendigen Bauwerk, als wäre es das Natürlichste auf der Welt.

Christian näherte sich der Tür und als seine Hand die raue Holzoberfläche berührte, fing seine Hosentasche zu leuchten und die Tür schob sich zur Seite. Christian trat ein und hinter ihm schloss sich die massive Holztür wieder. Das innere des riesigen Baumes war von innen noch größer als man es von innen geglaubt hatte. Es bot sich Christian ein riesiger Kreis-förmiger Raum. Der Boden war komplett von einem dunkelgrünen Teppich belegt, welcher sich gemütlich anfühlte. Christian schaute nach oben uns sah das auf allein Seiten große Wendeltreppen nach oben führten. In der Mitte der kreisförmigen Halle war ein runder Tresen. Hinter diesem stand ein junger Herr mit braunen Haaren. Und hinter ihm stand ein kleiner schöner Baum. Christian bewegte sich weiter in die Mitte und machte sich auf den Weg zum Tresen. Aber noch bevor er ihn erreichte. Spürte er von links einen Ruck und es riss ihn von den Füßen. Pergamente und Pflanzenblätter flogen durch die Luft und Leute schauten sich in die Richtung um. Christian brauchte ein bisschen aber richtete sich auf und schaute nach was ihn da getroffen hatte. Der Übeltäter war ein Mädchen ungefähr in seinem Alter. Sie hatte mittellange, hellbraune haare welche ihr Gesicht verdeckten. Um die beiden herum lagen nun viele Pergamente und Blätter von Bäumen und Pflanzen herum welche offensichtlich getrocknet werden sollten. Aber noch bevor Christian sich dazu bringen konnte welche aufzuheben, stand das Mädchen auf. Jetzt konnte Christian ihr Gesicht sehen. Sie hatte grüne Augen und ihre Backen waren, wahrscheinlich aufgrund der peinlichen Situation, rot. »'Tschuldigung!« sagte sie mit einer recht leisen Stimme und machte sich sofort daran, die Zettel und Blätter aufzuheben. Jetzt erst, konnte Christian reagieren und half ihr schnell die restlichen Blätter aufzuheben. Nachdem alles wieder vom Boden und in den Armen des Mädchens war, verbeugte sie sich noch einmal und rannte weiter an ihm vorbei. Christian folgte ihr mit seinem Blick noch bis sie eine Treppe nach oben nahm. Danach sammelte er sich und machte sich wieder auf den Weg nach vorne. Als er dem Tresen näherkommt, bemerkt er etwas was ihn fast von seinen Beinen wirft. Der Baum, welcher hinter dem Mann stand, war kein einfacher Baum. Er bewegte sich von ganz allein und hatte auch ein Gesicht. Es war ein lebender Baum! Aber noch bevor Christian dies weiter hinterfragen konnte, sprach ihn der Mann an. »Hallo, junger Mann. Willkommen in der Natura. Dich habe ich hier noch nicht gesehen. Bist du neu an der Akademie?« fragte ihn der Mann. Christian nickte ihm zu. »Gibst du mir kurz deinen Akademie-Ausweis?« fragte der Mann ihm und Christian schaute ihn erst kurz verwirrt an. Dann verstand er aber und reichte ihm aus seiner Hosentasche den Gegenstand mit seinen Daten drauf. Der Mann legte ihn unter eine magisch leuchtende Maschine und gab ihn ihm sofort wieder zurück. »Willkommen Christian Linne, an der Schule des Natura.« sagte er und lächelte ihm zu. »Danke« sagte Christian und verbeugte sich leicht. »Du Eik, kannst du hier kurz übernehmen? Ich habe hier noch einen der Neulinge heute.« sagte der Mann und sprang plötzlich über den Tresen. Der Baum nickte ihm nur kurz zu und murmelte etwas. Es haben also noch mehr Leute als er heute hier angefangen? Gab es mehrere Kutschen zur Akademie?

»Okay, darf ich dich einfach Christian nennen?« fragte er, aber noch bevor Christian antworten konnte verbeugte er sich. »Mein Name ist Jake Yakodatsu und ich bin hier so etwas wie dein Freund und Helfer in der Natura.« sagte er und reichte Christian die Hand. Dieser ergriff seine Hand und lächelte ihm zu. »Du findest mich meistens hier am Tresen. Aber manchmal ist auch Eik da.« sagte er und lehnte sich dann leicht zu ihm. »Er wirkt oft etwas genervt, aber er ist ein guter Mann.« sagte er und lächelte. »Das glaube ich dir.« antwortete Christian und schaute erneut zu dem Baum, welcher so still dastand, dass Christian glatt wieder denken könnte er wäre ein ganz einfacher Baum. »Also. Hier an der Arkanita Akademie setzten wir viel auf Freiheit. Und wenn eine Schule das ernst nimmt, ist es die Natura!« sagte er und lächelte erneut auf. Er strich sich die braunen Haare aus dem Gesicht, welche noch von seinem Sprung über den Tresen sehr ungünstig lagen. Er zog einen Zettel aus der Tasche und hielt ihm Christian hin, sodass beide darauf schauen konnten. »Die Natura selber ist noch in verschiedene Fachbereiche aufgeteilt.« sagte er und zeigte auf das Blatt Papier. »Die zwei großen Fachbereiche der Natura sind Phytomantie und Zoomantie. Oder leichter ausgedrückt. Pflanzenmagie und Tiermagie.« erklärte er und zeigte auf die beiden großen Teile, welche man auf dem Blatt erkennen konnte. »Es gibt natürlich noch viele weitere kleine Fachbereiche der Natura, wie Photokinese und Umbromantie« sagte er alles so schnell hintereinander das Christian ihm gar nicht so schnell folgen könnte. »Aber da du ein Neuling bist, wirst du dich erstmal mit den Basics abkämpfen müssen.« sagte Jake und lachte leicht. »Wenn du noch irgendwelche Fragen hast weißt du ja wo du uns finden kannst.« sagte er und zeigte auf den Tresen hinter sich, zu welchem er sich gleich wieder schnell hinbewegte. Er war schon halb wieder über den Tresen gehüpft da brachte Christian sich endlich dazu etwas zu sagen. »Ja, wo soll ich denn nun anfangen?« fragte er zögerlich. Jake beendete seinen Sprung und stolperte fast über den Tresen. »Ach verdammt! Das wichtigste habe ich vergessen.« sagte er und verbeugte sich wobei er fast seinen Kopf auf den Tisch knallte. Eik der Baum schaute kurz missbilligend zu ihm herüber und nahm dann etwas Abstand von ihm. Jake holte einige Unterlagen von unter dem Tresen her und reichte sie Christian. »Noch musst du dich nicht festlegen. Am Anfang wirst du Vorlesungen aus beiden Hauptrichtungen erhalten.« sagte er und zeigte auf einen der Zettel den er ihm gerade ausgehändigt hatte. »Dein erster Unterricht beginnt morgen in Pflanzenmagie bei Professor Oken und dann...« Jake erklärte Christian seinen morgigen Tagesablauf und tat sein Bestes ihm auch noch den Weg zu seinen Zielorten zu erklären. Das Wort "Freiheit" wurde wohl beim Erbauen dieses Gebäude zu wörtlich genommen. Was dafür gesorgt hat, dass die meisten Räume und Gebäude fast gar nicht gut nummeriert oder in sinnmachender Reihenfolge gebaut wurden. Bevor sich Christian aber von ihm verabschiedete, fiel ihm plötzlich noch etwas ein. »Uhm Jake, könntest du mir Sagen wo ich diesen Professor finde?« fragte Christian und legte den Zettel von seinem Vater auf den Tresen. Jake nahm ihn und las ihn sich schnell durch. »Hier steht zwar die Adresse aber ich glaube, er sollte gerade in seinem Büro sein.« sagte er nachdenklich. »Wirklich? Kannst du mir den Weg zeigen?« fragte Christian und Jake nickte ihm nur zu. »Gar kein Problem!« sagte er und hob seinen Finger in die Luft. Plötzlich landete ein gelber kleiner Vogel auf seinem Finger und zirpte. Jake flüsterte dem Vogel etwas ins Ohr und er flog plötzlich los. »Folge einfach meinem Freund.« sagte Jake und lächelte leicht. Aber der Vogel hatte schon die Hälfte des Raumes durchquert. »Ich glaube, du solltest dich beeilen.« sagte Jake etwas verlegen aber Christian hatte sich schon aufgemacht.

Das Erbe der PflanzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt