Kapitel 3 - Unterrichtsbeginn

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Es war warm, und die Sonne schien durch mehrere Baumreihen direkt in Christians Gesicht. Ein sanfter Wind streifte sein Gesicht und trug den Duft von feuchtem Moos und Blättern mit sich. Für einen Moment blieb er liegen, unfähig zu begreifen, wo er sich gerade befand. Über ihm wiegten sich die Baumkronen mit dem Wind, die dichten Äste und Blätter warfen ein Muster aus wunderschönen tanzenden Schatten auf den Boden. Der weiche, feuchte Waldboden unter seinem Rücken fühlte sich seltsam vertraut an.

Langsam richtete er sich auf, blinzelnd in das Licht, das durch die Bäume fiel. Sein Kopf fühlte sich benommen an, als wäre er aus einem tiefen Schlaf gerissen worden. Erst hatte er gar keine Ahnung wie er hier hergekommen war, doch dann, plötzlicher, erinnerte er sich. »Das ist unmöglich...« murmelte er leise und stand schnell auf. Christian drehte sich um, seine Augen huschten suchend durch die Umgebung. Der Wald war still, nur eine Ferne Melodie durchbrach die Stille. Und trotz alldem... etwas an diesem Ort war seltsam vertraut, als hätte er ihn schon einmal gesehen. Dann traf ihn die Erkenntnis mit voller Wucht. Es war der Wald aus seinem Traum. Jener Traum, den er vor einem Monat gehabt hatte, der sich so real angefühlt hatte, dass er kaum glauben konnte, dass es nur ein Traum gewesen war. »Also träume ich wieder« flüsterte er und tastete ungläubig nach der Rinde eines nahen Baumes. Sie war rau und fest unter seinen Fingern, ganz anders, als er es von einem Traum erwarten würde. »Aber... es fühlt sich so echt an.« Christian nahm einen tiefen Atemzug, sein Herz begann schneller zu schlagen. Er konnte sich plötzlich an jedes Detail des Traums erinnern: die endlosen Bäume, den Geruch nach feuchtem Holz, die Ferne Melodie... Ja! Das war es, Christian musste schnell der Melodie folgen. Und genau das tat er auch.

Mit jedem Schritt wurde die Melodie klarer, die Töne füllten die Luft, als würden sie ihn rufen. Eine sanfte Harfe, begleitet von einer flüsternden Stimme, die er nicht ganz verstehen konnte. Aber er wusste, wer es war. Die Frau. Die geheimnisvolle Gestalt, die ihm im Traum erschienen war. Sie hatte ihn angesehen, als ob sie ihn kannte, als ob sie auf ihn gewartet hätte. Und jetzt rief sie wieder nach ihm. Die Bäume um ihn herum schienen sich zu lichten, während Christian immer weiter ging. Sein Atem wurde schwerer, doch er spürte, dass er nah war. So nah, dass sein Herz raste und seine Hände vor Nervosität zitterten. Endlich, nach einem langen Marsch, öffnete sich der Wald und vor ihm erschien erneut die imposante Gestalt des großen Tempels aus Mamor. Der Tempel stand da, genauso wie in seinem Traum. Groß, uralt und doch seltsam unversehrt, als hätte eine gar endlose Zeit überdauert. Die weißen Säulen schimmerten im schwachen Licht. Und erneut, wie vor einem Monat stieg Christian die Treppen empor und sah sie vor sich in der Luft schweben. Die wunderschöne Frau mit den goldenen Haaren. Sie trog ein Weißes Seidenkleid, und spielte die Harfe. Als sie Christian bemerkt hatte, legte sie die Harfe weg und lächelte ihn an. Als sie ihn anschaute, wuchsen überall wunderschöne Pflanzen, welche Christian noch nie gesehen hatte. Sie streckte ihre schöne Hand aus zu ihm, aber noch bevor er sie ergreifen kann fühlte er als würde etwas ihn von hinten ziehen. »Nein ich will noch nicht gehen!« rief Christian und versuchte die Hand vor sich zu ergreifen, aber ohne Erfolg. Christian wurde nach hinten gezogen und es wurde alles wieder Schwarz.

Als Christian am nächsten Morgen aufwachte, schien ihm die Morgensonne ins Gesicht. Den restlichen Tag verbrachten Christian und Florian auf der Wiese vor dem Wohnheim. Elenar tauchte auch kurz auf, ging aber früh Schlafen. Viele andere Schüler hatten dieselbe Idee und im Laufe des Abends wurde die Stimmung immer ausgelassener. Als die Sonne langsam unterging und die Urs kleine Snacks verteilten entschieden die Beiden sich nach oben auf ihre Zimmer zu gehen. Sie hatten einen sehr langen Tag hinter sich und morgen wird ein sehr harter Tag werden. Und so legten sie sich schlafen. Und jetzt lag Christian in seinem Bett und die Sonne schien ihm in die Augen. Er wusste nicht wie spät es ist, aber er wusste, dass er früh hinausmusste. Und dieses Gefühl wurde noch von etwas Weiterem verstärkt. Plötzlich klopfte es an Christians Tür. »Das wird Florian sein...« dachte er sich und gähnte.

Das Erbe der PflanzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt