Die Legende von Zelda - Das Reich der Schatten

Der Kommandant von Ordon

Nach wenigen Minuten erreichten sie das Haus von Kommandant Farin. Obwohl er den offiziellen Titel eines Lords trug, war es ihm offensichtlich nicht erlaubt gewesen, sein Heim besonders hervorzuheben. Im Vergleich mit den anderen Häusern des Dorfes wirkte es sogar vernachlässigt, beinahe heruntergekommen. Auf einer Seite hing einer der Fensterläden lose herunter und auf dem Dach hatten sich bereits etliche Schindeln gelöst. Zudem schien Farin seinen Garten nicht zu nutzen. Während die meisten anderen Einwohner Ordons eine kleine Auswahl persönlich bevorzugter Gemüsesorten vor der eigenen Haustür anbauten, wuchs hier nur wildes Gras und Unkraut. Link kannte sich dank Bauer Ladrik, dem er hin und wieder mal aushalf, gut genug mit Ackerbau aus, sodass er sicher sagen konnte, dass dieser Boden noch nie für den Anbau vorbereitet worden war. Tatsächlich wirkte Farins Wohnsitz sogar noch vernachlässigter als Links Haus, das immerhin über ein Jahrzehnt leer gestanden und um das sich in diesem Zeitraum niemand gekümmert hatte.

Genauso wie das Haus seiner Eltern stand Farins bewohnte Baracke etwas abseits des Dorfes. Lebensmittel wurden ihm von den jeweiligen Erzeugern oder seinen beiden Fußsoldaten Luta und Orebor vor die Tür gestellt. Link hatte Luta einmal einen der Tagesberichte in den Briefkasten an der Tür werfen gesehen. Offensichtlich sahen auch die beiden Wächter des Dorfes ihren Kommandanten nicht wesentlich häufiger als der Rest der Menschen, die hier wohnten. Lediglich die Briefpost brachte Farin selbst hinaus. Ilya hatte einmal vermutet, dass der Bote, der stets mit einem Pferd reiste, seine Stute nicht aus den Augen lassen wollte und es schwierig war, mit ihr den schmalen Weg hinauf zur Baracke zu reiten. Zwar besaß Ordon auch einen Hufschmied, aber ein verletztes Postpferd würde die Kommunikation mit Hyrule für eine Weile komplett zum Erliegen bringen.

Link folgte Ilya den schmalen Pfad hinauf und musste feststellen, dass auch die in den Boden eingesetzten Steinplatten nicht mehr den allerbesten Eindruck hinterließen. Die meisten waren brüchig, brachen stückchenweise auseinander oder fehlten schlicht ganz.

"Er kümmert sich überhaupt nicht um sein Haus!", fluchte Ilya, als sie beim Versuch, sich am Geländer festzuhalten, mit der Konstruktion zusammengebrochen war. Link half ihr aufzustehen und blickte hoch zur Baracke. "Dabei müsste er Malkin doch nur bitten, einmal danach zu sehen. Der König stellt ihm bestimmt ausreichende Mittel zur Verfügung."

Ilya schüttelte ihren Kopf mit den kinnlangen Haaren. "Ich glaube, Lord Farin will so wenig wie möglich mit uns zu tun haben. Dabei soll er das Dorf und seine Einwohner doch beschützen! Wie will er das machen, wenn er nicht mal weiß, wer hier alles wohnt? Großvater sagt, er hätte viel zu tun, aber so richtig glauben kann ich das nicht. Wann hat es in Ordon schon mal ein größeres Problem gegeben? Im Bericht von Luta steht fast jeden Tag dasselbe: 'Keine nennenswerten Vorkommnisse, alles ruhig.' Ich frage mich, was Farin dann immer in seine Berichte für den König schreibt. Allzu spannend können die ja nicht sein."

"Stimmt", gab Link ihr recht. "Dafür würde es sich nicht lohnen, den Briefboten zu belasten. Aber vielleicht schreibt er gar nicht über die Lage hier."

"Was denn sonst?"

"Keine Ahnung, aber er tut immer so, als wenn sein Brief nur die allerwichtigsten Botschaften enthalten würde, wenn er ihn übergibt. Er spricht jedes Mal kurz mit dem Boten und es sieht aus, als würde er ihm klar machen, dass er ihn auf keinen Fall verlieren darf."

Ilya stutzte. "Ein bisschen merkwürdig ist das schon, aber ich finde es noch erstaunlicher, dass du auf sowas achtest, Link. Was genau willst du eigentlich von ihm wissen? Du sagtest, es geht um deine Eltern?"

Link nickte. "Ja, Boro hat mir gesagt, dass er sie gekannt hat. Naja, zumindest hat er es angedeutet. Ich möchte von ihm wissen, warum und wie sie gestorben sind. Ich bin ihr einziger Sohn, diese Bitte kann er mir nicht abschlagen."