Schweigen meines Herzens

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Das Leben spielt einem viele Streiche, dass müsste einem schon längst klar sein, wenn man anfängt das Leben zu leben. Es gibt einem viele Herausforderungen und Konfrontationen, die man durchleben und bestreiten muss. Und ja, man lässt sich drauf ein, weil man sich als Mensch nun mal eben danach sehnt Herausforderungen zu durchleben. Das Gefühl von Anspannung, Angst und Freude, die sich wie eine Art Schüttelfrost in deinem Körper ausbreitet, macht die ganze Sache nur noch interessanter. Man will gar nicht mehr, dass es aufhört. Man beschreitet alles freiwillig und stürzt sich in die Tiefen des Lebens. Aber wozu ich nie zugestimmt habe war, dass ich es zu gelassen habe, ihn in meinem Herzen aufzunehmen. Und es wurde mir schmerzlich klar, als ich in seine Augen sah.
Nach mehreren Wochen stand er auf der Schwelle des Cafés, wo wir uns das erste Mal trafen. Seine wuscheligen Haare, wurde von dem September Wind in alle Richtungen geworfen. Er hatte sich kein Stück geändert. Als er mich sah, gefroren seine Gesichtsmuskeln und er verkrampfte sich. Ich wollte nie, dass er, jedes Mal wenn er mich sieht, nichts als Ekel und Abscheu empfindet. Kreidebleich saß ich hinten ,in der letzten Ecke, vermied jeglichen Blickkontakt. Er fixierte mich und ich konnte spüren, wie in ihm der reine Hass aufstieg. Sollte ich zurück gucken? Besser nicht, aber eine Stimme in meinem Inneren schreit und befiehlt ich solle ihn direkt in die Augen gucken, so als ob ich ihn mit nur einem Blinzeln, sein Herz nehmen und es bloßstellen könnte. Ich solle ihm das Gefühl geben, dass er mir immer gab. Mein Blick heftete sich an seinen und wir begangen stumm einen Kampf. Schweigend, beleidigend, gefährlich. Nach all der Zeit in dem er mich belogen, betrogen und vor allem verletzt hat, habe ich eines gelernt. Lasse niemals zu, dass der Teufel gewinnt.
Über die Jahre hinweg, in denen ich an seinem Hosenbein gesessen und gebettelt habe, ließ ich ihn mich in Besitz nehmen. Ich war machtlos, gegen die kühle Gestalt, die nichts als Hass auf alles verspürte. Ich war ein jämmerliches Wrack, die sich danach sehnte geliebt zu werden. Er tat es auch, nur nicht so wie ich es gehofft hatte. Er liebte mich, wie ein eine Klingel. Sie wird nur dann benutzt, wenn sie gebraucht wird. Ich dachte an die Zeit zurück, in der ich versuchte seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, in dem ich ihm meine gab. Ich gab ihn nicht nur das, ich gab ihm Alles von mir. Meine Gefühle, meinen Körper, mein Vertrauen. Und er nahm es sich, mit einem Lächeln, und schubste es in den Dreck als hätte er haufenweise solcher Dinge in seinem Schrank und er hätte nur darauf gewartet, dass ein Mädchen emotional abhängig von ihm wird. Ich war das Mädchen. Ich war das Mädchen, dass ihm jeden Sonntag Apfelkuchen backte, weil es sein Liebling war. Ich war das Mädchen, dass alles aufgab damit er noch mehr haben konnte. Das Mädchen, dass sich blind vor Liebe in das tiefste Loch der Welt geworfen hatte, stumm nach Hilfe schrie und es akzeptierte, dass er mit einem Tritt mich weiter hinunter zog. Und dann, eines Tages, wachte ich auf und er war weg.
Nicht physisch aber mental. Der rote Mann, ging und ließ die Welt in Flammen aufgehen. Ich hatte ihn verloren, nach allem was ich getan hatte. Nach allem was ich für ihn aufgegeben hatte. Mein Leben, mein Körper, meine Seele. Er wandte sich ab und gab mir die Schuld. Sagte, ich wäre nicht gut genug und könnte ihm niemals das geben, was er brauchte. Ich wäre nutzlos, laut und einfach von Innen grässlich. Er beleidigte mich, schob die Hand in die Höhe und ließ mich wissen wie nutzlos ich für ihn war. Und nach all dem, liebte ich ihn. Ich liebte ihn so sehr, dass ich gewillt war, noch mehr als Alles zu geben. Selbst wenn ich seine Füßen nur noch von unten sah, ich wollte ihn nicht aufgeben. Ich war dazu bereit. Er lehnte es ab, und warf mich den Abgrund hinunter, der mit jeder Träne größer wurde. Ich beschloss, es wenigstens zu versuchen im Abgrund ein zuhause zu finden. Und das tat ich. Es war mir peinlich, wenn ich an die Zeit zurück dachte, in denen er mich missbraucht und enttäuscht hatte. Mir war es nicht peinlich, weil ich es nicht erkannt hatte, sondern weil ich es liebte. Die Sehnsucht nach dem Gefühl von Geborgenheit war enorm. Und das armselige, nutzlose Mädchen bekam die Aufmerksamkeit, die sie verdiente. Mir wurde gesagt, ich sollte loslassen, mit dem einen Kapitel aufhören, anstatt es immer wieder zu lesen. Mich dem gegenüber stellen, vor dem ich mich fürchte. Und für den Bruchteil einer Sekunde, wusste ich das dies vielleicht das Richtige war. Aber, niemals könnte ich zu lassen , dass mein Körper heilt. Mit einem emotionalen Trauma durch die Welt zu laufen ist schwierig, da du wieder lernen musst zu gehen. Doch ich wollte nicht gehen, ich wollte laufen. In Richtung der Last und mich darin auflösen. Als der Kampf von unserm Starren vorbei ging und man nur noch den Wind hörte, stand ich auf. Zog mir die Jacke an, lag ein paar Geldstücke auf den Tisch und bewegte mich zum Teufel. Ich lernte, niemals den Teufel gewinnen zu lassen, aber wer sonst heilt mein Herz?

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23.09.24
883 Wörter

lyrical journey Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt