Kapitel 3

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Deklinabel

>> Sutton <<

Ihre Haut war so grau wie ihre Haare und obwohl ich wusste, dass sie Tod war und keinesfalls die Augen öffnen würde, machte sie den Eindruck, als schliefe sie nur.

Die Falten in ihrem Gesicht hatten sich zu tiefen Furchen verwandelt. Ihre Wangenknochen traten stark hervor und ihre Lippen könnten etwas Pflegebalsam vertragen. Es war nur acht Jahre her gewesen, seit ich sie zum letzten Mal gesehen hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass sie in dieser Zeit so sehr altern würde.

Betty war immer zurückhaltend gewesen. Vorsichtig indem, was sie tat oder sagte. Sie hatte selten ein liebes Wort für mich übriggehabt, aber auch kein Böses. Sie hatte einfach das getan, was man von ihr verlangt hatte. Sie war die perfekte Frau für Vernon gewesen.

Ich strich ihr sanft über das Haar, bedauerte das Mädchen, das gebrochen worden war. Ihr Leiden hatte jetzt ein Ende. Eventuell konnte sie jetzt das sein, was sie sich als Kind immer gewünscht hatte. Zumindest war sie nicht mehr in ihrem Kopf gefangen.

„Lebwohl, Mom", erlaubte ich mir fast unhörbar die guten Gene in mir zu honorieren und ging ein Stück zurück.

Seufzend strich ich mir ein paar Haare aus den Augen, ehe ich dem Mann neben mir zunickte. Sie schoben den Körper meiner Mutter in den riesigen Ofen und schlossen die Türen.

„Möchten Sie hierbleiben?", hakte der Bestatter nach.

„Nein. Rufen Sie mich an, wenn ich die Urne abholen kann", lehnte ich ab und schickte mich an zu gehen.

Wie verabschiedete man sich von einem Bestatter? Auf Wiedersehen? Ich hoffte eher, dass wir uns nie wiedersähen. Bis bald? Auch das klang nicht richtig in meinen Ohren.

Ich verzichtete auf eine Verabschiedung. Keines der Worte, die sich in meinem Kopf tummelten, entsprach meinem Innersten. Ich konnte mich ja schlecht mit ‚Auf Nimmerwiedersehen' verabschieden, obwohl das eine legitime Verabschiedung von einem Bestatter sein sollte.

Ich lief zu meinem Wagen und wäre am liebsten wieder umgekehrt. Das konnte doch nicht wahr sein!

„Verfolgst du mich?"

Der Kerl lachte. Entspannt überkreuzte er die Beine und lehnte sich an meinen Honda.

„Fühlst du dich denn verfolgt?", hielt er dagegen.

Welches Spielchen spielte er hier? Das konnte doch kein Zufall sein!

„Ein wenig. Muss ich mir Sorgen machen?", bohrte ich nach.

Carter schüttelte den Kopf. Lässig zog er sich den Hut herunter. Ich blieb ein paar Schritte vor ihm stehen, öffnete den Mund und... Nichts.

Er trug das Haar oben etwas länger und die Wellen hatten sich mehr zu Locken geformt. Die Seiten dagegen hatte er sich kurz schneiden lassen. Drei Millimeter, wenn ich mit meiner Schätzung richtig lag.

Ohne Hut war Carter Grant zum Niederknien. Allein sein Gesicht brächte jeden Engel zum Weinen. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass es ihm auch jetzt nicht an Frauen mangelte. Wie konnte man nur so verdammt gutaussehen?

Ich biss mir auf die Zunge, weil ich dank meiner Gedanken mies fühlte. Es war nicht fair von mir den Mann, der Gails Herz gebrochen hatte, anzuhimmeln.

„Du hast dein Handy im Coffeeshop vergessen", erörterte er.

Ich schloss den Mund wieder und schüttelte leicht den Kopf, um meine Gedanken zu ordnen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 11 ⏰

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