Am Morgen des 27. Dezember machte sie sich neugierig und rastlos auf den Weg zu Dumbledores Büro. Sie brauchte dem Wasserspeier nur ihren Namen zu nennen, so hatte der Schulleiter es ihr aufgetragen, und er ließ sie passieren. Dumbledore war noch nicht anwesend, als sie das Büro betrat und so konnte sie sich in Ruhe umsehen. Sie trat an den auf seiner Stange sitzenden Phönix heran und bewunderte sein glänzendes rotgoldenes Gefieder. Er taxierte sie und legte bald seinen Kopf auf vertraute Weise schief, so dass sie lachen musste.
In diesem Moment stieß Dumbledore zu ihnen und sie wirbelte herum, als er sagte: „Guten Morgen. Meinen Phönix Fawkes kennst du ja bereits!"
„Guten Morgen", antwortete sie nervös und fragte sich, was er meinte. Sie hatte den prächtigen Vogel erst einmal zuvor gesehen und da hatte sie sich unerlaubt im Büro aufgehalten. War es möglich, dass Dumbledore davon wusste?
Er legte eine Mappe auf den Schreibtisch und sie erkannte, dass es eine Schülerakte war. Ihre eigene.„Auch das hast du schon einmal gesehen, wenn ich recht informiert bin", stellte er mit einem Augenzwinkern klar. Sie schwieg und stand wie angewurzelt da.
„Wie du siehst, bleibt mir kaum etwas verborgen, das auf Hogwarts geschieht. Möchtest du mich etwas fragen?" Er hatte bemerkt, wie sie die Mappe anstarrte.Sie zögerte. „Haben Sie schon ...?"
„Ich fürchte nicht", antwortete er. „Ich gestehe, es war mir die letzten Jahre auch nicht so wichtig, wie es vielleicht hätte sein sollen. Aber dass du nicht die Tochter der Eastwoods bist, sollte uns beiden mittlerweile klar geworden sein."
Anne zuckte zusammen. Die Tatsache ausgesprochen zu hören war wie ein Schlag ins Gesicht. Hart. Endgültig. Verunsichernd. Sie musste erst einmal tief durchatmen.
„Aber heute werden wir uns nicht mit deiner Vergangenheit beschäftigen, Anne. Diese ist nicht zu ändern. Deine Zukunft ist es, die mir Sorgen bereitet." Er trat an sie heran und musterte sie nachdenklich, so dass sie sich unangenehm durchleuchtet fühlte.
„Bist du bereit?", fragte er sie schließlich. Sie nickte und daraufhin verließen sie gemeinsam, in warme Wintermäntel gehüllt, das Schloss.
Anne fragte sich, wo die Reise sie wohl hinführte, als der Professor, kurz nachdem sie das verschneite Schlossgelände verlassen hatten, stehenblieb und ihr den Arm bot.
„Ich nehme nicht an, dass du schon einmal appariert bist? Aber du kannst dich getrost auf mich stützen. Es wird unsere Reisezeit erheblich verkürzen."
Schlagartig war sie aufgeregt. Gleich würde sie mit Professor Dumbledore Seit-an-Seit-apparieren! Was mochte dieser Tag sonst noch alles für sie bereithalten?
Sie legte ihre Hand auf seinen dargebotenen Arm und im nächsten Augenblick spürte sie einen unglaublichen Druck von allen Seiten, so als würde sie in ein Rohr gepresst und mit höchster Geschwindigkeit vorangetrieben. Schon wenige Sekunden später verschwand der Druck ganz abrupt und sie stolperte vorwärts auf eine viel befahrene Straße, so dass Dumbledore sie rasch zurückhalten musste, um einen Verkehrsunfall zu vermeiden.
„Du bist ein wenig blass um die Nase, meine Liebe", schmunzelte er.
Aber blass war gar kein Ausdruck! Sie fühlte sich, wie durch die Mangel gedreht, ihr war schwindlig und übel und sie fragte sich, ob die Zeitersparnis die Tortur dieser Reisemethode wirklich wert war. Aber da Dumbledore fröhlich vor sich hinpfiff, nahm sie an, dass der Zauber sich bei ausreichend Übung weniger anstrengend anfühlte.
Als sie sich von der Straße abwandte, konnte sie sehen, dass sie nur ein kleines Stück entfernt von einem heruntergekommenen fünfstöckigen Gebäude mit vernagelten Fenstern angekommen waren, auf dem ein altmodisches Schild mit der Aufschrift Reinig und Tunkunter GmbH prangte und dessen Türen mit vergilbten Zetteln beklebt waren, auf denen zu lesen stand, dass es wegen Renovierung geschlossen sei.
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Zauberwelt - Anne Eastwood - Teil 1 (Rumtreiber FF)
FanfictionSie wies auf die Tür, die nach draußen führte und sagte zu ihm: „Weißt du, das einzige, das schlimmer wäre, als da rauszugehen und zu sterben, ist zu Hause zu bleiben und nicht zu leben!" --- Die hochbegabte, muggelstämmige Grafentochter Anne Eastwo...