Anne kamen die fünf Minuten sowohl verschwindend kurz als auch endlos lang zugleich vor. Sie schloss die Augen, atmete ein paar Mal tief durch und dann - endlich! - war es so weit. Sie trat aus dem Zelt in das gleißende Licht hinaus und schritt majestätisch auf die Bühne. Lavinia und Hector sahen ihr Daumen drückend vom Rand aus zu. Sie machte sich hervorragend.
Die Gespräche und das Raunen der Menge erstarben und sie setzte sich, ohne das leiseste Geräusch zu machen, auf den Klavierhocker. Als sie die 88 altgewohnten Tasten der Klaviatur vor sich sah, fiel die Nervosität von ihr ab wie ein Panzer, der sie unnötig eingeengt hatte.
Sie warf einen Blick auf den Uhrenturm hinter sich, führte die rechte Hand zu den Lippen, hauchte einen Kuss darauf und legte sie sich aufs Herz. Verwunderte Blicke folgten dem ihren, aber der Turm war zu weit entfernt, als dass sie die Person darauf hätten erkennen können.
In der Ferne stand Sirius stolz an der Brüstung und tat ihre Geste gleich. Und dann begann sie zu spielen und der Wind trug ihre Melodie bis zu ihm hinauf und er fühlte sich, als wären sie beide ganz allein. Als spielte sie nur für ihn.
Das Publikum war begeistert von diesem Auftakt und als Anne sich erhob und die Bühne für McGonagalls Grußworte verließ, wollte der Applaus kaum enden. Lavinia erwartete sie überschwänglich im Pausenzelt und tätschelte ihr anerkennend die Hand. „Gut gemacht! Das war perfekt!"
Draußen begrüßte McGonagall der Reihe nach den Zaubereiminister, die Leiter der Ministeriumsabteilungen, die Mitglieder des Zaubergamots, die Schulleiter der Beauxbatons Akademie für Magie und des Durmstrang Instituts mit ihren Abordnungen, die Bevölkerung von Hogsmeade und die Schüler von Hogwarts, sowie die Ehrengäste, darunter Nicolas Flamel mit seiner Frau Perenelle, ein verdienter Meister der Alchemie und alter Freund des Schulleiters, Bathilda Bagshot, Historikerin und Verfasserin zahlreicher Bände über Zaubereigeschichte und die Familie Pinot aus Südfrankreich, Entwickler des neuesten Zaubertranks zur Milderung der Symptome all jener bemitleidenswerten Seelen, die mit den Folgen eines Werwolfbisses zu leben hatten. Zu guter Letzt wurden der Leiter des St. Mungo Hospitals und der sechsjährige Gabriel begrüßt, die dem unermüdlichen Einsatz einiger Schulmitglieder eine spektakuläre Genesungsgeschichte verdankten, was für einige verwunderte Blicke und lautes Gemurmel im Auditorium sorgte.
Anne lugte neugierig aus dem Zelt heraus ins Publikum, ehe es gleich zum nächsten Auftritt, einem mitreißend modernen, orchestralen Stück mit der gesamten Band ging. „Ein durchschlagender Erfolg", grinste Hector ihr erfreut zu, als sie die Bühne danach für Professor Dumbledore freimachten.
Der Schulleiter versprach hinsichtlich der bereitstehenden und sehnsüchtig erwarteten Köstlichkeiten der Hogwarts-Küche, sich kurz zu halten und richtete zunächst einige weitere Grußworte an die Gäste. Er betonte die Zusammenarbeit und Freundschaft mit den herausragenden Zauberer-Schulen Europas, deren Abordnungen zur Feier dieses Jubiläums mit zahlreichen Vertretern angereist waren. Auch bedankte er sich ganz besonders bei den mitwirkenden Schülern für ihren großartigen Einsatz: bei den Spielern und Unterstützern des noch bevorstehenden Quidditchspiels, beim Chor, bei denjenigen Schülern, die seit Monaten an einer Chronik gearbeitet hatten und jenen, die die Festschrift verfasst hatten. Bei allen, die in der ein oder anderen Form zum Gelingen des Festes beigetragen hatten, sowie bei Lavinia Miller und Hector Gutierrez für die Organisation und Gestaltung des musikalischen Rahmenprogramms mit ihrer Gruppe Phönixfeuer.
Dann ging er auf die lange, traditionsreiche und inspirierende Geschichte Hogwarts und seine Bedeutung für die magische Gemeinschaft ein, bis er schließlich mit den bewegenden Worten schloss:
„Seit eintausend Jahren werden an diesem Ort junge Menschen ausgebildet und auf das Leben in unserer magischen Gemeinschaft vorbereitet. Junge Menschen, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe oder Herkunft. Junge Menschen aus magischen und nicht-magischen Familien. Diese Schule ist ein Zentrum des magischen Lehrens und Lernens und wir werden niemanden davon ausschließen! Wer auch immer versucht, uns daran zu hindern oder dies zu verändern, dem sei versichert: Hogwarts wird sich nicht verbiegen lassen. Nicht jetzt und nicht in Zukunft!"
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Zauberwelt - Anne Eastwood - Teil 1 (Rumtreiber FF)
FanficSie wies auf die Tür, die nach draußen führte und sagte zu ihm: „Weißt du, das einzige, das schlimmer wäre, als da rauszugehen und zu sterben, ist zu Hause zu bleiben und nicht zu leben!" --- Die hochbegabte, muggelstämmige Grafentochter Anne Eastwo...