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H A R U N  K O R K M A Z

Mit einem Lappen wischte ich mir die Hände sauber von meinem theatralischen Auftritt vorhin.
Den Eindringling hatte ich angeheuert, um den gewünschten Held zu spielen.
Es war alles reine Show gewesen.
Ich rettete eigentlich keine Menschen.
Viel lieber vernichtete ich sie.

Später beim Geldwechsel verlangte man eine höhere Summe wegen dem gebrochenen Kiefer. Für die Frechheit hatte ich dem Fremden einen falsch gewinkelten Arm mitgegeben.
Und das Geld behielt ich natürlich für mich.

„Was die Leute sich alles erlaubten, unfassbar." , führte ich ein Selbstgespräch im Schatten einer Gasse. Die Straßenkatze schenkte mir für die Aussage beim Vorbeigehen einen verstörten Blick.

Engin rief mich an.
Ich drückte ihn weg.
Beschäftigt war ich mit der Beobachtung einer Café-Inhaberin. Alyas Hände zitterten, während sie das Blut auf dem Boden wegwischte.
Wohlmöglich berührte die junge Dame solche Substanzen zum ersten Mal in ihrem Leben.

Was mich vom Verschwinden abhielt, war nicht sie als Mensch. Mich kümmerte es nicht, dass Alya in Tränen ausbrach oder sich mehrmals übergeben musste. Was für mich zählte war ihre Unversehrtheit für das Ziel.

Ich wartete die Zeit ab und verfolgte dabei jedes ihrer Schritte. Während der Beobachtung entging mir nicht der Grund, wieso die Männerwelt sie begehrte. Mein Blick verweilte auf ihrem Körper und das nicht kurz. Schließlich war ich auch nur ein Mann mit gewissen Bedürfnissen.

Irgendwann schaffte Alya es den Laden abzuschließen. Sie stieg in ihr feines Auto, das natürlich ein Fiat 500 sein musste. Ich verfolgte ihre katastrophalen Fahrkünste beim Ausparken. Manchen Menschen sollte der Führerschein entzogen werden.

So setzte ich mich fluchend in meinen eigenen Wagen und ließ den Motor aufheulen. Die Lichter schaltete ich ab, um bloß nicht entdeckt zu werden. Ich zweifelte auf eine unversehrte Rückfahrt bei diesem idiotischen Fahrverhalten.

Das Telefon klingelte wieder. Ich öffnete den Lautsprecher und ließ den Fiat dabei nicht einen Moment aus den Augen. Beinahe hätte Alya eine rote Ampel übersehen.

„Wo bleibst du?", fragte Engin mich ungeduldig.

„Ich hätte dich nicht als besorgten Cousin eingeschätzt. Liebst du mich so sehr?"

Ein Seufzen war am anderen Ende wahrzunehmen. Ich schmunzelte über meinen eigenen Humor. Es war das einzige Funken an Menschlichkeit, was ich besaß. Engin damit zu nerven, war meine liebste Aktivität.

„Wo du bleibst habe ich gefragt.
Ist alles nach Plan verlaufen?"

Ich folgte Alya in eine Seitenstraße. Sie lebte nicht mit ihrem Vater zusammen. Strikt hatte die Tochter des Innenministers jegliche Verbindung getrennt, um bloß nicht erkannt zu werden. Es faszinierte mich, wie sehr sich aus der Öffentlichkeit enthielt.

Alya brauchte nicht in dieser mickrigen Wohnung zu leben, welche sie soeben betreten hatte. Ich schmunzelte darüber. Wie konnte man sich freiwillig in den Stand der Mittelschicht setzen?
Vor Allem verstand ich nicht, wieso sie den Überfall nicht ihrem Vater meldete.
Die Dame war mir ein Rätsel. 

„Wie ein Gentleman habe ich meine Liebste Nachhause begleitet. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihr etwas zustoßen würde."

„Harun, reiß dich zusammen"

„Das tue ich, Cousin. Ich stehe wirklich vor ihrer Wohnung. Dass ich ihr gefolgt bin, weiß Alya natürlich nicht. Wir wollen ja keinen soziopathischen Eindruck erwecken." , meinte ich und wischte dabei etwas Blut vom Sitz. Beim letzten Auftrag müsste mir der Fleck entgangen sein.
„Ende vom Lied: Die Tochter hat es mir abgekauft und wird mir für die heldenhafte Aktion einen Kaffee aufs Haus spendieren.
Ich spüre schon bald die Liebe in der Luft prickeln."

Bei den Worten blickte ich zurück zur Wohnung, in der Alya die Vorhänge zugezogen hatte. Ich erkannte den Umriss ihrer zierlichen Figur, die hin und wieder als Schatten vor dem Fenster erschien.

Mein damaliger Therapeut meinte zu mir, dass ich niemals in der Lage sein würde, menschliche Gefühle zu kontrollieren oder gar zu verstehen.
Die Aussage kostete ihn sein Leben.
Ich konnte sehr wohl fühlen. Als Beweis schoss ich ihm wutgeladen eine Kugel in den Mund.
Der Mord müsste meinen Standpunkt gut verdeutlicht haben.

Was mich von anderen Menschen unterschied, war der Kontrollverlust, wie Engin es mit höchster Vorsicht zu formulieren versuchte.
Vielleicht log er mich auch einfach nur an, um unversehrt davonzukommen.

Ich hatte mich auf den Fall Ahmet Yazici nicht grundlos eingelassen. Mit Alya würde ich allen beweisen, dass ich zu lieben verstand. Durch mich wird die Tochter des Innenministers auf Wolken schweben.

Sie wird sich geliebt fühlen und mich lieben.
Du bist mein, Alya."

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Ein kleiner Einblick in Haruns Gedankenwelt🫢

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 20 ⏰

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