Kapitel 2 - Laura

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,,Spaghetti mit Tomatensoße !"

Dad sah mich an, als wäre ich verrückt. Ich liebte es, wenn ich ihn mit solchen Kleinigkeiten verunsichern konnte. Wir saßen beide am Küchentisch in unserem doch recht geräumigen Haus mitten auf unserer Farm in dem kleinen Ort Lakeshore. Es war früh am Morgen und der Tag ging erst los. Noch immer sah er mich mit großen Augen an.

,,Wirklich? Das ist dein 18.Geburtstag Laura, den feiert man durchschnittlich nur ein einziges Mal im Leben und du wünscht dir als Geburtstags-Essen Spaghetti mit Tomatensoße?"

Jetzt war ich an der Reihe.

Ich schaltete in den Unschuldigen-Blick-Modus über, funkelte Dad mit meinen Smaragdgrünen Augen an und antwortete mit einem knappen:

,,Jup, aber sieh ja zu, das diese komischen Fleischwürfel Dinger weg bleiben. Du weißt ich mag die nicht."

Dad's Blick veränderte sich von dem ungläubigen Starren zu ... etwas traurigen. Er strich sich mit der Hand über seinen 3 Tage Bart, wie er es immer tat, wenn er verunsichert war. Seine braunen Augen blickten nach unten.

,,Süße, jetzt mal ernsthaft. Ich dachte wir machen uns den Tag Morgen richtig gemütlich, unternehmen etwas und Abends fahren wir dann in die Stadt raus und gehen mal richtig schick essen."

,,Dad, ich bin nicht der Typ für extravagante Restaurants."

Ein ehrliches Lächeln breitete sich über meine Lippen aus.

,,Ich hätte lieber, das wir beide hier bleiben, zusammen kochen und später noch eine Runde Schach spielen. Das finde ich 100 mal gemütlicher, als mich vor fremden Leuten vollzustopfen und Anstarren zu lassen wie im Zoo", erklärte ich ihm.

Ich hasste es Dad seinen Plan zu ruinieren... Nachdem er einen kräftigen Schluck von seinen Kaffee genommen hatte -aus der Tasse, die ich ihm in der 6.Klasse getöpfert habe und die aussah wie eine Mülltonne mit Henkel - wandelte sich sein Gesicht wieder zu einem Lächeln.
Nicht ganz so Ehrlich wie meins, aber immerhin.

,,Komm schoooon", bettelte ich und gestikulierte Wild mit den Armen umher, wie ein Kleinkind.

,,Ist ja gut, es ist schließlich dein Tag, aber nimm dir am Nachmittag nichts vor ja ? Ich habe da etwas geplant. Das wird dir ganz sicher gefallen."

,,Ist notiert."

Überraschungen hasste ich genau so sehr wie ein öffentliches Abendessen, aber ich sagte nichts weiter dazu und ließ ihn in seiner Vorfreude.

,,OK ich fange dann mal an, du kommst gleich nach ?" 

Dad ließ die Tasse sinken, stand auf, holte seinen Gehstock und ging Richtung Haustür.

Ich nickte knapp in seine Richtung und schenkte ihm nochmal einen freudigen Blick.

Er ging gerade mal auf die 43 Jahre zu und man sollte denken er sei durch die Arbeit auf unseren Hof auch körperlich in guter Form, aber genau diese Arbeit hat ihn über Jahre hinweg viel abverlangt. Es hat sich eine Arthrose in seinem Knie gebildet. Seitdem benötigt er den Stock um beim Gehen den Schmerz zu lindern und im Gleichgewicht zu bleiben. Echt Scheiße.

Ich aß mein Rührei mit Bacon auf, legte das Geschirr in die Spüle und lief dann in Richtung meines Zimmers. Dad war schon dabei das Haus zu verlassen und sah mich noch einmal auf dem Weg die Treppe hinauf an.

,,Hey!" 

Mein Blick richtete sich fragend an ihn.

,,Du hast zwar morgen Geburtstag, denke aber nicht eine Sekunde lang, ich würde dich deswegen bei Schach nicht fertig machen."

LauraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt