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In einer magischen Welt, verborgen hinter Schleiern des Alltags, lebte Zeke, der Sandmann. Zeke war ein ruhiger Geselle, oft im Hintergrund, doch seine Aufgabe war essentiell für das Wohl aller Wesen. Jede Nacht streute er feinen, funkelnden Sand über die Welt und sorgte so dafür, dass Träume geboren wurden. Der Sand, so fein und schimmernd wie Sternenstaub, brachte den Menschen die schönsten Träume und schickte sie auf Reisen in fantastische Welten.

Zeke hatte vier Brüder, die ebenfalls besondere Aufgaben hatten. Da war Ruhn, die Zahnfee, der sich um die verlorenen Milchzähne der Kinder kümmerte und diese gegen kleine Geschenke eintauschte. Ruhn war verspielt und sorgte stets für Schabernack, doch seine liebevolle Art machte ihn bei den Kindern beliebt. Dann war da Flips, der Osterhase, ein lustiger Kerl mit einer Schwäche für Karotten und Ostereier, die er mit Freude bemalte und versteckte. Eos, der Mann im Mond, brachte das nächtliche Licht über die Welt und beobachtete von oben all seine Geschwister bei der Arbeit. Schließlich gab es noch Klaus, den Weihnachtsmann, den ältesten der Brüder und den „Boss". Klaus sorgte zur Weihnachtszeit für Wunder und Freude und nahm seine Rolle als Oberhaupt der Familie sehr ernst.

Doch eines Tages, während Zeke mit seinem Sand über die Erde streute, geschah etwas Ungewöhnliches. Als er durch das Fenster eines kleinen, gemütlichen Hauses blickte, sah er ein Mädchen mit langen, silbernen Haaren. Sie lag wach im Bett, ihre Augen funkelten neugierig, und sie schien ihn tatsächlich zu sehen – was unmöglich sein sollte! Der Sandmann war schließlich für die Menschen unsichtbar. Dennoch sah Sylvana, so hieß das Mädchen, ihn klar und deutlich.

"Wer bist du?", fragte sie leise und ein wenig verwundert. Zeke war sprachlos, doch dann erwiderte er vorsichtig: "Ich bin der Sandmann. Eigentlich solltest du schon schlafen und träumen."

Sylvana kicherte. "Ich hab auf dich gewartet. Du bringst mir doch die Träume, oder?"

Verwundert über ihre Worte fragte Zeke: "Woher weißt du das?"

Sylvana lächelte geheimnisvoll und zog ein kleines, glitzerndes Steinchen unter ihrem Kopfkissen hervor. "Dieser Stein kam zu mir in einem Traum. Seitdem kann ich sehen, wer die Träume bringt."

Zeke war erstaunt und konnte nicht aufhören, sie anzusehen. Sylvana war anders als die anderen Kinder, und es schien, als hätte das Schicksal sie für eine besondere Aufgabe bestimmt. Die beiden fingen an, jede Nacht miteinander zu sprechen. Sylvana erzählte Zeke von ihren Wünschen und Träumen, und Zeke fühlte sich bei ihr wohler als je zuvor.

Jede Nacht, wenn Zeke in Sylvanas Zimmer erschien, verwandelten sich die Gespräche der beiden in kleine Abenteuer. Sylvana erzählte von ihren Träumen und wie sie sich an manche Orte und Gestalten erinnern konnte, die sie darin gesehen hatte. Sie schien eine seltsame Verbindung zur Traumwelt zu haben, die Zeke faszinierte und zugleich leicht beunruhigte. So etwas war ihm in all den Jahrhunderten, die er nun schon die Träume der Menschen behütete, noch nie passiert. Sie schien ihn zu verstehen, wie kein anderer es je getan hatte.

Zeke war normalerweise ein schweigsamer Geselle, doch Sylvana schaffte es, dass er sich ihr immer weiter öffnete. Nach und nach erzählte er ihr von seinen Brüdern, von ihrer Mission, den Menschen Hoffnung und Freude zu bringen, und schließlich von der Sandburg, seiner Heimat. Die Sandburg war ein Ort tief verborgen in der Traumwelt, wo die Wände aus kristallinem Sand und das Dach aus Sternenstaub bestanden. Die Räume waren erfüllt von schwebenden Traumfäden, die die Geschichten der Träumenden webten.

Sylvana lauschte ihm fasziniert. Manchmal, wenn er besonders lebhaft erzählte, spürte sie ein Kribbeln in der Luft, als ob die Traumfäden sich auch in ihrem Zimmer verflochten. Die Atmosphäre war erfüllt von einer magischen Spannung, die kaum in Worte zu fassen war. Und jedes Mal, wenn Zeke sich von ihr verabschiedete und seinen Sand über ihr Bett streute, fühlte Sylvana eine sanfte Melancholie, als hätte sie ein Stück von sich selbst an ihn verloren.

Eines Nachts, als Sylvana ihn wieder voller Vorfreude erwartete, erschien Zeke nicht. Sylvana wartete und wartete, schaute zum Fenster, doch der Sandmann blieb aus. Die ganze Nacht lang lag sie wach und vermisste seine Gegenwart mehr, als sie es je für möglich gehalten hätte. Das Fehlen seiner Stimme und der Zauber, den er in die Nacht brachte, ließen sie erkennen, wie sehr er ihr Herz berührt hatte. Doch sie traute sich kaum, diesen Gedanken zuzulassen – konnte ein Sandmann wie Zeke überhaupt jemanden lieben?

Tage vergingen, und Sylvana konnte an nichts anderes denken als an die Frage, wo Zeke geblieben war. Als sie ihn endlich wieder sah, fiel ein Hauch von Erleichterung über sie, doch sie konnte auch die Erschöpfung in seinen Augen sehen.

"Wo warst du, Zeke?" flüsterte sie, während sie ihn vorsichtig musterte.

Zeke sah sie an, und etwas in seinem Blick ließ sie innehalten. „Ich musste die Welt mit mehr Sand versorgen", sagte er leise. „Es gibt Zeiten, da brauchen die Menschen besonders viele Träume, um ihre Sorgen zu vergessen." Eine Pause folgte, und dann fügte er hinzu: „Aber ich konnte kaum an meine Aufgabe denken, weil ich die ganze Zeit an dich denken musste."

Sylvanas Herz begann zu klopfen. Sie hatte gehofft, dass auch er etwas für sie empfand, doch sie hatte es sich kaum eingestehen wollen. Langsam streckte sie eine Hand nach ihm aus, und Zeke, der nie gedacht hätte, dass ein Mensch ihm so nahe kommen könnte, ließ sie gewähren. Ihre Finger berührten seine Hand, und die Luft um sie herum begann zu flirren. Es war ein sanfter Moment, voller Vorsicht und dennoch intensiver Nähe, die ihnen beiden den Atem raubte.

Die folgenden Nächte wurden zu einem zarten Tanz der Annäherung. Sie gingen behutsam mit ihren Gefühlen um, hielten sich an kurzen Berührungen und schüchternen Blicken fest. Zeke brachte Sylvana ein paar Körnchen seines magischen Sands, und sie sammelte ihn in einem kleinen Glasfläschchen. Es war ihr kostbarster Schatz.

Mit der Zeit merkte Sylvana, dass sie nicht mehr nur träumte, sondern auch in die Traumwelt reisen konnte. Zeke führte sie vorsichtig dorthin, zeigte ihr die Sandburg und die schwebenden Traumfäden, die von der Decke bis zum Boden tanzten. Gemeinsam durchstreiften sie die weiten, goldenen Hallen, beobachteten, wie sich die Träume der Menschen formten und verwebten. Sylvana staunte und fühlte sich auf eine Weise zu Hause, die sie vorher nie gekannt hatte.

Eines Abends, als sie an der Spitze der Sandburg standen und über die weite, schimmernde Traumlandschaft blickten, spürte Sylvana die Wärme von Zekes Hand, die sich vorsichtig um ihre schloss. Sie sah zu ihm auf, und in seinen tiefen, verträumten Augen lag ein Ausdruck, der keine Worte brauchte. Sie küssten sich, und die Sterne über ihnen begannen zu leuchten, als ob sie das Gefühl des Augenblicks teilen wollten.

Von diesem Tag an lebte Sylvana bei Zeke in der Sandburg. Gemeinsam brachten sie den Menschen die schönsten Träume, und Zeke fühlte sich zum ersten Mal in seinem Leben vollständig. Sylvana hatte ihm nicht nur die Liebe gezeigt, sondern auch eine neue Bedeutung gegeben. Und in der Stille der Nacht, wenn sie Hand in Hand durch die Traumwelt wanderten, wusste Zeke, dass er endlich seine Seelenverwandte gefunden hatte.

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Das war Kapitel 2 sie hängen nicht mit einander zusammen. Sind alles einzelne Geschichten.

<3

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⏰ Letzte Aktualisierung: 20 hours ago ⏰

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