Between the maple leaves [DE]

🍁Eine unerwartete Verbindung🍁

Die Begegnung mit den Lawsons am Vortag war Emily noch lebhaft im Gedächtnis geblieben, als sie am nächsten Morgen in ihrem Zimmer saß. Während sie durch das Fenster auf die weiten Felder und den dichten Wald in der Ferne blickte, dachte sie an das freundliche Lächeln von Mrs. Lawson und an Matthew, den Jungen, der sich in einen selbstbewussten, ruhigen Mann verwandelt hatte. Etwas an ihm hatte ihre Neugier geweckt, doch es war nicht nur die Erinnerung an ihre gemeinsamen Kindertage – es war die Art, wie er sie angesehen hatte, als wäre sie immer noch die Emily von damals, aber gleichzeitig jemand Neues.

Sie seufzte und strich über die leeren Seiten ihres Notizbuchs. Die Worte wollten einfach nicht kommen. Vielleicht war es die Unruhe in ihr, die sie daran hinderte, sich zu konzentrieren. Der Gedanke an Matthew und die Begegnung mit den Lawsons hatten sie mehr beschäftigt, als sie sich eingestehen wollte."Ich brauche frische Luft", murmelte Emily und stand auf.Sie schnappte sich ihren Mantel und entschied, einen Spaziergang zu machen. Sie wollte nicht direkt in den Wald, sondern einen Umweg über die Felder in Richtung der Lawson-Farm nehmen. Vielleicht würde ein weiteres Treffen mit Mrs. Lawson oder sogar Matthew ihre Gedanken wieder ordnen.
Der Weg zur Farm war vertraut, und Emily ließ sich Zeit, den klaren Herbstmorgen zu genießen. Der Himmel war wolkenlos, die Luft kühl, aber angenehm, und die Blätter an den Bäumen schimmerten in allen Farben des Herbstes. Als die weiten Felder der Lawsons in Sicht kamen, hörte sie das leise Blöken der Schafe und das gelegentliche Bellen eines Hundes in der Ferne.Die Farm lag ruhig vor ihr, mit dem großen, weiß gestrichenen Haus und den weitläufigen Wiesen. Während Emily näherkam, sah sie jemanden auf der Veranda stehen – es war Matthew, der gerade dabei war, ein paar Werkzeuge in einen Korb zu packen. Er hob den Kopf und bemerkte sie, ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er sich ihr entgegenbewegte.„Hey, Emily!", rief er und winkte, während er die Veranda hinunterging. „Was für eine Überraschung. Wieder auf Erkundungstour?"Emily lachte leise. „Ich dachte, ich sehe mal nach, wie es euch so geht. Ich hab den Wald genossen, aber irgendwie hat mich die Neugier wieder hergeführt."„Na, das trifft sich gut." Matthew wischte sich die Hände an seiner Jeans ab und sah sie mit einem einladenden Blick an. „Hast du Lust, mir bei etwas Gesellschaft zu leisten? Ich wollte gerade zur Scheune, um ein paar Sachen zu reparieren. Es ist nicht sonderlich aufregend, aber der Weg dahin bietet die beste Aussicht auf die Hügel."Emily zögerte einen Moment, dann nickte sie. „Klingt gut. Ich könnte eine schöne Aussicht gebrauchen."
Sie folgte Matthew, der sie über den Hof führte. Die vertrauten Geräusche der Farm – das leise Summen der Tiere, das Rauschen des Windes durch die Blätter und das Knirschen des Kieses unter ihren Füßen – schufen eine seltsame, beruhigende Atmosphäre. Es war, als ob die Zeit hier langsamer verlief, als ob das hektische Tempo ihres Lebens in der Stadt hier keinen Platz hatte.„Du scheinst dich gut eingelebt zu haben", bemerkte Matthew, während sie die Scheune erreichten. „Wie ist es so, nach all den Jahren zurückzukommen?"Emily dachte einen Moment nach, bevor sie antwortete. „Es ist... anders. Als ich weggegangen bin, wollte ich nur raus aus Maplewood, raus aus der Enge, in der ich mich gefangen fühlte. Aber jetzt, wo ich zurück bin, merke ich, dass ich genau diese Ruhe und Einfachheit vermisst habe. Es fühlt sich an, als könnte ich hier wieder atmen."Matthew nickte verständnisvoll und lehnte sich an die Scheunenwand. „Das geht vielen so. Manchmal merkt man erst, was man an einem Ort hat, wenn man weg war."Emily sah ihn an und erkannte, dass er genau verstand, was sie meinte. Er war nicht mehr der Junge, den sie von früher kannte, sondern jemand, der die Tiefe des Lebens in Maplewood schätzte. Irgendetwas an dieser Erkenntnis brachte eine Art Ruhe in ihre Gedanken.„Und du?", fragte Emily. „Hast du jemals darüber nachgedacht, Maplewood zu verlassen?"Matthew zuckte mit den Schultern und lächelte leicht. „Früher vielleicht. Aber je älter ich wurde, desto mehr habe ich gemerkt, dass die Farm und das Leben hier genau das sind, was ich will. Es hat etwas Ehrliches, Bodenständiges. Und außerdem..." Er hielt kurz inne und sah sie an. „...es gibt hier immer wieder Überraschungen."Emily erwiderte sein Lächeln, fühlte jedoch, wie ein leises Kribbeln durch ihren Körper ging. „Überraschungen, ja?", fragte sie scherzhaft, doch in ihren Worten lag eine Neugier, die tiefer reichte.„Zum Beispiel, dass eine alte Freundin plötzlich wieder auftaucht", erwiderte Matthew mit einem Zwinkern.Bevor Emily antworten konnte, öffnete sich die Tür der Scheune, und Mrs. Lawson trat hinaus. „Ach, Emily! Wie schön, dich wiederzusehen!", rief sie und strahlte über das ganze Gesicht. „Komm doch rein und setz dich, ich habe gerade frischen Apfelkuchen gemacht."Emily spürte, wie ihr Magen bei dem Gedanken an Mrs. Lawsons berühmten Apfelkuchen zu knurren begann. „Das klingt perfekt", sagte sie und folgte Matthew und seiner Mutter in die Scheune.
Die Stunden vergingen in angenehmer Gesellschaft, während sie den warmen Apfelkuchen genoss und die Geschichten der Lawsons über die Veränderungen auf der Farm hörte. Matthew erzählte ihr von den Herausforderungen, die das Farmleben mit sich brachte, und von den Momenten, in denen er fast aufgegeben hätte – nur um dann doch zu bleiben, weil er spürte, dass dies sein Zuhause war.
Als Emily sich schließlich verabschiedete, versprach sie, bald wiederzukommen. Irgendetwas an der Lawson-Farm und der Zeit mit Matthew hinterließ ein Gefühl der Vertrautheit und Ruhe in ihr, das sie nicht mehr loslassen wollte.Und während sie den Pfad zurück zum Haus nahm, dachte sie darüber nach, wie unerwartet sich ihr Leben in Maplewood entwickelte. Die Rückkehr in ihre Heimatstadt hatte mehr als nur alte Erinnerungen geweckt – sie hatte etwas Neues in Bewegung gesetzt.