Schabernack im Nonnenkloster 3

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Annalena saß auf der Kante des schmalen Holzbettes, das den größten Teil des winzigen Zimmers einnahm, das Schwester Claudia ihr gezeigt hatte. Es gab zwar elektrisches Licht, doch sie hatte nur die drei Kerzen auf dem Schreibtisch angezündet, die flackernde Schatten an Wände und Decken warfen. Sie trug noch immer ihre nassen Sachen. Zu ihren Füßen hatte sie ihren Beutel, in dem sich alles befand, was sie noch besaß. Eine Zahnbürste, drei Unterhosen, eine Ausgabe ihres eigenen Buches und ihr Reisevibrator. Zum Glück hatte keine Taschenkontrolle stattgefunden. 

Ein Klopfen an der Tür ließ sie vom Boden aufblicken. Eine Sekunde später streckte Alice den Kopf durch den Türspalt. 

"Kann ich reinkommen?"

"Ja."

Alice schloss die Tür hinter sich, bevor sie sich mit dem Rücken daran lehnte. Ihr Blick glitt über Annalenas Körper. Annalena kannte diesen Blick. Fast jeder sah sie so an. Heidi, Doro, Alice, Ria und Lindner waren nur eine kleine Auswahl dieser Personen.

"Du brauchst frische Kleidung."

"Das wäre gut."

Alice deutete auf den Beutel. "Hast du nichts dabei?"

"Nur Unterwäsche."

"Claudia hat dir nichts gegeben?"

Annalena schüttelte den Kopf. Claudia war zwar sehr herzlich gewesen, schien mit den Gedanken jedoch die ganze Zeit an einem weit entfernten Ort gewesen zu sein. Außerdem hatte sie nach Klosterfrau Melissengeist gerochen.

Alice setzte sich neben sie aufs Bett. Die alte dünne Matratze quietschte, das Bettgestell knarzte. "Alice, ich-"

"Schwester Alice, bitte."

"Schwester Alice." Annalena fühlte sich wie eine Schauspielerin. Und ziemlich fehl am Platz. Diese Welt war ihr so fremd. Vermutlich würde sie ständig alles falsch machen. Sie seufzte.

"Es wird leichter mit der Zeit," sagte Alice, als hätte sie ihre Gedanken gelesen.

"Danke, dass ihr mich aufnehmt", sagte Annalena. Sie knetete ihre Hände in ihrem Schoß. "Ich wusste wirklich nicht mehr, wohin."

Alice rutschte ein Stück näher an sie heran. "Das ist doch selbstverständlich." Sie strich Annalena eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn. Die Berührung ließ sie erschauern. Auf eine angenehme Art und Weise. Doch sie durfte jetzt nicht schwach werden. Sie war nicht hier, um alle ihre vergangenen Fehler zu wiederholen. Sie griff nach Alices Handgelenk und hielt es fest. Als sie ihren Blick traf, sah sie ein Feuer darin lodern. Verdammt.

"Schwester Alice, ich brauche diese Nonnenkleidung. Und eine Dusche. Und dann viel Schlaf."

"Wir stehen um fünf Uhr morgens auf", sagte Alice. "Auf dem Gang gibt es zwei Bäder. Eins für die Allgemeinheit und eins nur für die Ordensvorsteherin." Sie grinste. "Und das bin ich. Ich könnte es dich benutzen lassen." Mit ihrer freien Hand hob die Annalenas Kinn an. "Und Kleidung kann ich dir geben. Vielleicht solltest du erst diese nassen Sachen ausziehen."

Ruckartig stand Annalena vom Bett auf. "Das werde ich. Aber erst, wenn ich allein bin! Ich bin hier um in Abstinenz zu leben. Keine Gefühle und kein Sex mehr!"

Alice sah sie entgeistert an. "W-was?"

"Ich bin ein Mensch, kein Objekt! Und erinnerst du dich nicht an den Grund, warum du hier bist? Willst du dich wieder mit deinen besten Freundinnen streiten?!"

Alice schien nachzudenken, doch bevor sie antworten konnte, wurde die Tür hinter Annalena aufgestoßen und Ria, Heidi und Doro stürzten in den Raum. "Da ist sie!", schrie Doro!

"Halt sie fest!", rief Heidi.

"Hey, es ist doch überhaupt nichts passiert!" Alice kämpfte gegen den Klammergriff an, in dem Doro sie gefangen hielt.

"Schwester Alice, warum bist du hier?!" Ria sah Alice anklagend an. "Wir wollten doch Abstand halten!"

"Abstand?" Es dauerte einen Moment, bis Annalena verstand. "Das ist nicht nötig."

Die anderen sahen sie fragend an. "Ich habe es Schwester Alice soeben mitgeteilt. Ich schwöre sämtlichen romantischen und sexuellen Aktivitäten ab. Ich werde mich nur auf mich selbst konzentrieren!" Masturbation zählte da mit rein, oder? Den Vibrator wollte sie wirklich ungern aufgeben. 

"Oh", machte Heidi. Sie wirkte enttäuscht.

"Hattet ihr etwa vor, etwas zu tun?" Alice sah sie streng an. "Ich bin nur hier, weil es als Ordensvorsteherin meine Pflicht ist, ihr am Anfang zu helfen. Ich hatte kein weiteres Ansinnen."

"Das stimmt", log Annalena.

"Natürlich nicht, Schwester Alice", sagte Heidi. "Es tut uns leid. Wir wollten dir nichts unterstellen."

Die drei anderen legten ihre Handflächen aneinander und senkten die Blicke.

"Schon gut."

"Kann ich nun dieses Nonnenoutfit bekommen?" Annalena stemmte die Hände in die Hüfte. "Ich bin bereit für mein neues Leben!"

Gegen das Gesetz - Bundestags OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt