„ Mein Beileid." hörte ich zum gefühlt tausendsten mal heute und dachte nur, wie unnötig das war. Ich wusste ganz genau, wie wenig sie es interessierte. Sie hatten ihn nicht geliebt, wie ich. Sie würden ihn nicht vermissen, wie ich. Sie würden nicht vor Trauer in ihrem Zimmer verkümmern, wie ich. Nein. Diese Angehörigen würden später nur den Alkohol genießen und dann weiter machen wie zuvor. „Es wird schon alles gut." kam der nächste Spruch von einem meiner vielen Cousins. Ich schwieg einfach weiter, weil es nicht stimmte. Mein Vater war tot und ich war der Grund. Ich hatte ihn getötet. Wie, wusste ich nicht, aber ich wusste, dass ich es war.
Ich hatte das Geschehen noch genau vor Augen. Mein Vater stand vor mir auf dem riesigen Weizenfeld und wir stritten uns heftig, als plötzlich ein Blitz vom Himmel direkt in ihn fuhr. Später hieß es, dass er sofort tot war, aber ich war mir sicher, dass er mir noch zugeflüstert hatte, dass ich wie meine Mutter war. „Miss Blackburn? Die Beerdigung ist jetzt vorbei. Wir sollen Sie nach Hause fahren, damit sie ihre Sachen für den Umzug packen können." meinte ein Beamter und ich sah ihn mit meinen grünen Augen sauer an.
Ich wusste, dass die Beerdigung vorbei war und ich wusste auch, dass ich meine Sachen für den Umzug packen musste, den mein Vater in seinem Testament eingebracht hatte. Er hatte mir sein ganzes Vermögen zugeschrieben, was wirklich viel war und da ich weder Geschwister, noch eine Mutter hatte, gab es da keine rechtlichen Hindernisse. Jetzt musste ich in ein Haus irgendwo an einem heißen, amerikanischen Strand ziehen, dass mein Vater für mich extra hatte bauen lassen.
„Ja, ich bin gleich so weit." murmelte ich und strich mein dichtes, braunes Haar hinters Ohr. „Gut." meinte der Beamte verärgert und murmelte noch etwas unverständliches in seinen nicht vorhandenen Bart. Ich seufzte innerlich und lief mit dem kleinen Strauß Lilien zum Grab meines Vaters. Der Blitz hatte ihn so sehr verbrannt, dass es ein komplett geschlossener Sarg war und ich kein letztes Mal sein Gesicht sehen konnte. Ein paar Tränen liefen mir wieder über die Wangen und tropften auf mein schwarzes Kleid. Ich wischte sie schnell weg und legte den Strauß langsam auf das Grab.
Als ich mich abwandte, konnte ich mich nicht mehr halten und ballte schluchzend die Fäuste. Ich hatte nie jemand anderes. Nur meinen Vater und jetzt musste ich ihn gehen lassen. „Sie haben noch den restlichen Tag Zeit und morgen früh werden sie von einem unserer Agenten abgeholt und bis zu ihrem neuen Haus begleitet. Dort können sie dann ein neues Leben anfangen, wie ihr Vater es sich gewünscht hatte." meinte dieser unverschämte Typ schon wieder und ich wollte ihn schlagen, unterdrückte diesen Impuls aber und lief ihm hinterher zu seinem Auto.Als ich am nächsten Morgen im Bett meines Vaters erwachte, weinte ich erstmal, bis ich mich schließlich aufraffte und meinen Koffer und meine Handtasche in die Küche brachte. Alles war schon in riesige Kartons gepackt und ich wusste, dass es jetzt nie wieder ein zurück geben würde. Ich musste mein altes Leben hinter mich lassen und zwar für immer. Immer noch schniefend lief ich durch die Wohnung und verabschiedete mich von jedem geliebten Platz zweimal, bis es schließlich klingelte und ein Beamter vor meiner Tür stand. Ich ging einfach wortlos mit ihm mit und hoffte auf ein neues Leben in Amerika, dass nicht von Tod und Einsamkeit geprägt war.
Die Fahr und der Flug waren ziemlich angenehm und ich konnte den versäumten Schlaf von gestern nachholen. In Amerika angekommen, flogen wir erst mal noch einige Stunden von New York City nach San Francisco in Kalifornien und von dort fuhren wir noch eine Weile bis zu einer kleineren, etwas abgelegenen Stadt. Ich schaute aus dem Fenster und sah mir die Gegend, in der ich ab sofort leben würde, an. Irgendwann bog der Beamte in eine Einfahrt von einem unglaublich riesigem Haus ein und stieg aus.
Als er dann auch noch zu mir kam, die Tür öffnete und meinte, wir seien da, starrte ich ihn nur ungläubig an. Anscheinend merkte der Typ, dass ich nicht so schnell aussteigen würde und ging deshalb zum Kofferraum, um meinen Koffer zur Tür zu tragen. Ich starrte das Haus... Nein, ich korrigiere, die Villa weiter an und versuchte mir möglichst schnell einen Eindruck davon zu machen. Sie hatte ein Erdgeschoss und dann noch zwei weitere Stockwerke, die zwei rundum Balkone hatten und mit einer Treppe verbunden waren. Außerdem war das Ganze Haus eingezäunt und auch ein großes Stück Strand und Meer gehörte dazu. Das schwarze Auto des Beamten stand vor einer riesigen Garage, in der mindestens vier Autos Platz hatten.
„Miss? Ich habe nicht das Recht mit in ihr Haus zu gehen. Deshalb würde ich jetzt gerne wieder fahren. Ihre Sachen sind schon hergebracht und eingebaut wurden... im zweiten Stock. Die Einrichtung im Keller, Erdgeschoss, ersten Stock und auf der Dachterrasse sind neu." erklärte der Beamte und ich wäre fast aus dem Auto gefallen, so geschockt war ich von diesem Haus. „Ähm... ja. Danke. Tschüss." stammelte ich, stieg aus dem Auto und nahm den Schlüssel entgegen, den mir der Beamte hin hielt.
Zum Abschied nickte mir der Typ zu und fuhr dann aus dem Tor, dass sich direkt hinter ihm schloss. Langsam ging ich zur Haustür und sperrte sie auf. Als ich hinein ging, hörte ich nur meine Schritte und die Rollen meines Koffers. Als erstes Kam ich an einer Garderobe vorbei, wo ich meine Schuhe auszog und dann weiter ins nächste Zimmer ging. Ich staunte nicht schlecht, als ich erkannte, dass das gesamte Erdgeschoss eigentlich nur ein riesiges Zimmer und eine Wand komplett aus Glas war.
Mir gegenüber war eine breite Treppe, die in den ersten Stock führte, aber ich ging zu dem Teil, der aussah, wie eine Küche. Auf der Kochinsel lag ein Brief auf dem mit der unverkennbar eleganten Schrift meines Vaters mein Name stand. Kate. Mir traten wieder Tränen in die Augen und ich stellte meine Koffer hin, bevor ich schnell zum nächsten Abschnitt ging. Er bestand aus drei Sofas. Ein schwarzes in der Mitte direkt vor dem größten Fernseher, den ich je gesehen hatte und zwei graue, schräg daneben.
Plötzlich hörte ich die Tür, die ich eben erst hereingekommen war, zuschlagen und drehte mich erschrocken um. Aus der Garderobe kam ein Typ, der mehr als nur gut aussah. Seine hellblauen Augen schienen förmlich zu leuchten, seine blonden Haare waren hoch gestylt und sein durch trainierter Körper war braun gebrannt. „Hallo." sagte ich ziemlich bescheuert und der Typ sah erschrocken zu mir. Er musterte mich von oben bis unten, blieb dabei an meinen Augen, meinen Brüsten und meiner Hüfte hängen, bis er schließlich meinte „Hi. Ich bin Samuel. Ich wurde von deinem Vater angeheuert, um dir beim Einleben zu helfen... Ich hatte nicht gedacht, dass du so hübsch bist." „Mh." machte ich nur und musterte ihn nochmal. Anhand der Stellen, die er sich genauer angesehen hatte, hatte ich erkannt, dass er ein Player war.
„Hab ich dich etwa abgeschreckt?" lachte Samuel und wurde mir jetzt doch sympathisch. „Nein, nein. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass hier irgendwer ist, der mir hilft." erklärte ich schnell und versuchte mich an einem Lächeln. „Ah, okay. Soll ich deinen Koffer hoch bringen und dir dann das Haus zeigen? Im Kühlschrank ist noch etwas Pizza von gestern, wenn du Hunger hast. Ab morgen hast du hier Schule. Du bist in meiner Klasse, sodass ich dir auch mit dem Stoff und allem helfen kann, aber das klären wir später, ja?" Ich nickte einfach nur und ging zum Kühlschrank, wo tatsächlich noch ein paar Stücken Pizza lagen, aber sonst nichts.
Ich stellte sie in ein seltsames Ding, dass einer Mikrowelle am meisten ähnelte. Ich tippte etwas auf der kleinen Fläche dafür herum und Tada! Das Ding sprang an und erwärmte meine Pizza. Stolz, dass ich diese Aufgabe gemeistert hatte, lehnte ich mich an die Kochinsel, wobei ich aber nicht bemerkte, dass Samuel wieder runter kam. „Hast du es geschafft?" fragte er erstaunt und erschreckte mich fast zu Tode. „Ja... " sagte ich und Samuel versuchte sein Grinsen zu verstecken. „Du mich auch." zickte ich und wandte mich schmollend von ihm ab. Das brachte diesen Player jedoch nur zum Lachen.
Die Mikrowelle piepte und ich holte mir das Pizzastück heraus, dass ich mir hinein gelegt hatte. Natürlich verbrannte ich mir prompt die Finger und ließ das Stück auf die Kochinsel fallen. „Hier." sagte der Player plötzlich wieder ganz nett und hielt mir einen Teller hin. „Hast du vielleicht ne gespaltene Persönlichkeit?" murrte ich und legte das Stück auf den Teller. „Nicht das ich wüsste. Hübsche Mädchen bringen mir nur durcheinander." erklärte er und zuckte die Schultern.
Ich musterte ihn eindringlich und ging dann, ohne ein weiteres Wort, zum schwarzen Ledersofa, wo ich mich breit machte. „Du fühlst dich anscheinend schon ziemlich heimelig." lachte Samuel und ich schluckte den Bissen Pizza herunter, den ich im Mund hatte, bevor ich sprach. „Ist ja jetzt auch mein Zu hause. Soweit ich weiß, ist das auch mein Haus und meine Möbel, mein Geld und in der Garage sind sicher Auto's, die mir ebenfalls gehören." plapperte ich und aß dann meine Pizza weiter. Samuel grinste breit und lehnte sich in einem der grauen Sofas zurück.
Als ich fertig gegessen hatte, legte ich den Teller in die Spüle und sah Samuel dann auffordernd an. „Erst in den Keller oder erst hoch?" wollte er wissen und stand ebenfalls auf. Ich dachte kurz nach und meinte dann „Keller." Er nickte und ich folgte ihm, als er in Richtung der Treppe lief, die aber eindeutig nach oben führte. Das verwirrte mich einen Moment, bis ich eine schmalere Treppe sah, die daneben nach unten führte. Es war eine Spiraltreppe und ich musste aufpassen, dass ich nicht ausrutschte und die ganze Treppe runter purzelte. Unten angekommen waren wir erstmal in einem Gang, von dem vier Türen ausgingen.
„Das ist der Waschraum." fing Samuel an und zeigte auf die erste Tür rechts. „Da ist die Vorratskammer falls du dich schon gewundert hast, das nichts im Kühlschrank ist." Er zeigte auf die gegenüberliegende Tür. „Der Trainingsraum. Ich weiß zwar nicht, was du damit anfangen sollst, aber wenn du mich suchst, dann bin ich meistens dort." Erklärte er und zeigte auf die andere Tür links. „Unterschätze mich mal lieber nicht, Sam." sagte ich und dachte mir extra schnell einen Spitznamen aus. Er grummelte etwas, das ich nicht verstand und zeigte dann auf die letzte Tür. „Da drin ist ein Pool. Dein Vater konnte sehr romantisch sein, wenn es um deine Zukunft ging." erklärte er und musterte mich wieder von oben bis unten.
Ich seufzte genervt und rollte mit den Augen, während ich mich abwandte und schnell wieder hoch lief. Natürlich folgte Sam mir und lief dann an mir vorbei hoch in den ersten Stock. Ich folgte ihm einfach und hoffte, dass er jetzt endlich mit diesen dummen Anspielungen aufhören würde. Oben im Gang, der diesmal ziemlich breit war, wartete Samuel auf mich und lächelte, als er sah, dass ich ihm tatsächlich gefolgt war. „Bild dir ja nichts ein." zischte ich und sein dummes Grinsen wurde noch breiter. „Würde mir nie in den Sinn kommen." meinte er und ich rollte wieder mit den Augen.
Zum Glück wendete er sich dann aber wieder meiner Rundführung zu und zeigte auf die erste Tür, die nach rechts ging. „Da ist eine versteckte Treppe, die hoch in den zweiten Stock führt." Ich nickte und er deutet auf die nächste Tür diesmal links. „Mein Zimmer. Das ist tabu für dich." meinte er und ich hob belustigt eine Braue. „Ach ja?" fragte ich, aber sein böser Blick war mir Antwort genug. Wir kamen also zu den anderen Zimmern. Das nächste rechts war ein Bad, gegenüber ein kleines Wohnzimmer mit den Möbeln aus der Wohnung in der ich mit meinen Eltern gelebt hatte, dann noch zwei Gästezimmer links und zu guter letzt mein Zimmer rechts mit einem Begehbaren Kleiderschrank, in dem Sam meinte, dass einige neue Klamotten drin sind.
„Ich hoffe, das nicht du die ausgesucht hast." erklärte ich, während er auf eine Glastür am Ende des Ganges zu lief, die hinaus auf den Balkon führte. „Doch, aber du musst sie ja nicht anziehen. Deine eigenen Klamotten sind auch schon da." erklärte Sam und zog einen Schlüssel aus seiner Hosentasche, mit dem er die Glastür auf schloss. „Okay." murmelte ich und ging auf den Balkon. Staunend sah ich mich um. Es standen einige Liegen hier, aber die interessierten mich nicht. Viel interessanter war die Aussicht. Man sah fast die ganze Stadt und auf der anderen Seite das endlose Meer.
Sam stellte sich neben mich und ich atmete tief durch, bevor ich mich von dem Anblick los riss und zur Treppe ging, die ich schon vorhin gesehen hatte. Ich lief hoch und Sam folgte mir schnell und schloss auch oben wieder eine große Glastür auf. Hier gab es neun Türen und ich sah Sam fragend an. „Hier die erste Tür links ist ein Heimkino und das gegenüber ist ein Gästezimmer in dem die Treppe von unten endet. Das restliche sind auch Gästezimmer." „Ein Heimkino?" staunte ich und Sam grinste breit. „Jap. Willst du jetzt noch hoch auf die Dachterrasse?" „Was für eine Frage." Ich grinste ebenfalls breit und Sam ging wieder auf den Balkon.
Er lief einmal die Wand entlang und wir kamen an einigen Fenstern und weiteren Türen vorbei, die auf die Terrasse führten. Schlussendlich kamen wir zu einer Treppe, die auf's Dach führte. Zögernd lief ich sie Hoch und staunte nicht schlecht. Die Dachterrasse war nicht wirklich das, was ich mit unter einer Dachterrasse vorstellte. Sie war ein Pool mit Sprungbrett, Rutsche und zehn Liegen. Der Boden war gefliest und von einem hellen Blau. Sam ging zu einer der Treppen und zog sich sein Shirt aus, was einen Sixpack offenbarte, von dem ich mir auch so schon sicher war, dass er ihn hatte.
Ich hörte Samuel lachen und mein Blick wanderte wieder hoch zu seinen Augen, die belustigt glitzerten. „Gefällt dir, was du siehst?" wollte er wissen und ich ließ meinen Blick nochmal über seinen Körper wandern. „Hab schon bessere gesehen. Deine Haare machen das Bild wieder kaputt." erklärte ich schließlich und Sam fixierte mich beleidigt. „Ach ja?" fragte er und kam langsam und mit einem hinterlistigem Grinsen auf mich zu. „Ja." grinste ich, drehte mich blitzschnell um und rannte los.
Natürlich kam ich aber nicht weit und Sam packte mich und warf mich über seine Schulter, während er mich zum Pool trug. „Wie war das?" wollte er wissen und hielt mich übers Wasser. „Deine Hellen Haare ruinieren dein Aussehen." antwortete ich grinsend und ließ meine Hand unbemerkt zu seinem Nacken wandern. „Ganz wie du willst." grinste Sam siegessicher. Er ließ mich los, hatte aber meine Hand nicht bemerkt und wurde deshalb von mir mit ins Wasser gezogen. Lachend tauchten wir auf und ich merkte, wie tief das Wasser war. Sicher zwei Meter. Ich grinste Sam an, schwamm auf ihn zu und tauchte ihn.Hey meine Lieben,
wie findet ihr das soweit? Soll ich weiter schreiben??Alles liebe eure Ary-Lu
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Demeter's Tochter
FantasyIn dieser Geschichte geht es um die 15-jährige Kate, die bei einem Unfall erfährt, dass sie einem Haus von Gottes-Kindern angehört. Als ihr menschlicher Vater stirbt, wird sie zu ihrer tot-geglaubten Mutter gebracht. Diese erklärte ihr, dass ihre wi...