Kapitel 5

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„Machen Sie bitte die Kündigung fertig, Frau Lewis", Preston Wendel klopfte eindringlich auf den hölzernen Schreibtisch, hinter dem Kate saß, „Jetzt sofort. Ich will diese Person schnellstmöglich raushaben." So viel dazu, Preston Wendel wäre nicht wie sein Vater. Kate nickte und tippte mit ihren frisch manikürten Nägeln auf der Tastatur herum: „Ich kümmere mich darum, Herr Wendel. Aber denken Sie an die Kündigungsfrist, so schnell wie Sie das gerne hätten, geht das nicht." „Mir egal", zeterte er, „Suchen Sie nach Gründen, haben Sie verstanden?" Mit diesen Worten verließ er ihr Büro und Kate atmete genervt aus. „Was ist nur aus meinem geliebten Job geworden?", fragte Kate sich in Gedanken und lehnte sich in ihrem Bürostuhl zurück, „Seit die Wendels im Geschäft sind, läuft alles drunter und drüber." Genervt schob sie die Tastatur von sich und blickte starr nach draußen. Die Arbeitsatmosphäre war schon lange nicht mehr so entspannt wie vor ein paar Monaten, die Kündigungswelle war nicht die erste seiner Art, doch traf es Kate immer wieder, die Überbringerin von schlechten Nachrichten sein zu müssen.

Zu allem Überfluss hatte sie auch heute nichts von Penny gehört, die sich immer weiter von ihr entfernte, es besserte ihre Laune nicht. „Immer noch keine Nachricht von Penny?", riss Agatha, Kates Kollegin, sie aus ihren Gedanken. „Was hat mich verraten?", fragte Kate mit einem müden Lächeln. „Du hast bereits zum fünften Mal innerhalb von weniger Minuten auf dein Handy geschaut", erklärte Agatha, „Oder hast du einen geheimen Freund, von dem ich noch nichts weiß?" „Es dreht sich nicht alles um Männer, Aggi", witzelte Kate und trank einen Schluck von ihrem Kaffee, „Penny ist noch distanzierter als sonst, es macht mich fertig." „Seit sie bei Muscals arbeitet, oder?", hakte ihre Kollegin nach. „Es ist bestimmt einer der Gründe, aber nicht der Hauptgrund", mutmaßte Kate, „Ihr gefällt es dort, sie geht richtig in dem Job auf." „Oh", Agatha schaute von ihrem Rechner auf, „Das sind ja ganz neue Worte?! Wo ist deine Hasstirade, die du sonst auffährst, wenn du von Elena Muscal redest?" Sie schürzte ihre Lippen, legte den Kopf schief und dachte über Agathas Worte nach. Es stimmte, seit dem gemeinsamen Kaffee, sprach sie immer seltener negativ über Elena Muscal, denn tief in ihrem Innersten wusste sie, Elena wollte Penny nichts Schlechtes. Auch wenn sie ihre Methoden nicht als gut betiteln würde. Vor Penny würde sie das natürlich niemals zugeben.

„Hast du die neusten Schlagzeilen über sie gelesen?", plapperte Agatha weiter, ohne die Antwort ihrer Kollegin abzuwarten, „Die Scheidung von ihrem Mann Liam sollte eigentlich ohne großen Medienrummel abgehalten werden. Anscheinend hat ihr Mann aber andere Pläne." „Wie meinst du das?", nun runzelte Kate die Stirn. Sie las keine Klatschzeitschriften und erkundigte sich erst recht nicht über Pennys Chefin, sie hatte sie kennengelernt und brauchte nicht die Meinung anderer zu hören. „Angeblich vergnügt er sich mit einer 20-Jährigen auf Bali", Agatha ging richtig in ihrer Erzählung auf, „Sie sind erst seit neun Monaten getrennt, aber angeblich hat er sie auch während ihrer Ehe betrogen." Kate wunderte sich nicht über Elenas eisige Art, ihre Verschlossenheit. Wenn alle Welt sich über ihr Privatleben den Mund zerriss und jeden Schritt verfolgte, mochte das die bessere Wahl sein, um durch den Tag zu kommen. „Elena hat sich nicht dazu geäußert, aber dafür Freunde von den beiden", Agatha wedelte aufgeregt mit den Armen. „Das können keine Freunde sein, wenn sie öffentlich darüber reden", warf Kate ein und massierte ihre pochende Schläfe. „Wohl wahr", war das erste Vernünftige, was Agatha in Bezug auf Elena sagte, „Nun ja, wo war ich stehengeblieben..."

Kate schwirrte der Kopf nach all dem Klatsch und Trasch, mit offenem Fenster und einem frischen Kaffee machte sie sich an die Kündigungsschreiben, die sie noch verfassen musste. Agatha hatte sie zeitlich zurückgeworfen, doch das war nun nicht mehr zu ändern. Während sie die leider allzu vertrauten Worte niederschrieb, blinkte ihr Postfach auf. Die Nachrichtenvorschau ließ Kate innehalten – hastig öffnete sie die Mail.

Betreff: Einladung zur internen Modenschau
Von: Elena Muscal
An: Kate Lewis

Guten Abend Frau Lewis,

Unter demselben HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt