Damit hier mal etwas ins Rollen kommt, schieb ich gleich ein weiteres Kapitel mit. Viel Spaß dabei.
Die Stille zwischen ihnen dehnte sich aus, schwerer als der Schnee draußen, der die Welt in eine kalte, weiße Decke hüllte. Hermine konnte die Anspannung spüren, die in der Luft lag, als Snape in seinem Sessel saß, die Augen halb geschlossen, als ob er sich in Gedanken immer weiter entfernte. Der Raum war von einem tiefen Schatten durchzogen, der fast greifbar war, so dick, dass man ihn wie eine Wand fühlen konnte. Hermine konnte kaum glauben, dass sie wirklich hier war, dass sie sich wieder in seiner Nähe befand, nachdem all die Jahre vergangen waren.
„Sie haben nie verstanden, Miss Granger", sagte er schließlich, seine Stimme so leise, dass sie fast fürchtete, sie könnte ihn missverstehen. „Was es bedeutet, wenn der Preis für alles, was man tut, zu hoch ist. Wenn du das Gefühl hast, dass du alles verloren hast, was du je geliebt hast, und selbst deine eigenen Fehler erdrücken dich so sehr, dass du nicht mehr weißt, wer du bist."
Hermine fühlte, wie ihr Herz schwerer wurde. Er war so bitter, so völlig von der Vorstellung befallen, dass er der Sünde und der Schuld verfallen war, dass er nicht einmal die kleinste Spur von Erlösung mehr sehen konnte. Und sie, die immer an das Gute geglaubt hatte, an die Möglichkeit der Veränderung und der Heilung, konnte kaum ertragen, diese Worte aus seinem Mund zu hören.
„Professor", flüsterte sie, als sie sich langsam von ihrem Stuhl erhob und auf ihn zuschritt. Ihr Blick war fest, auch wenn ihr Herz in ihrer Brust raste. „Sie sind nicht der einzige, der verloren hat. Sie sind nicht der einzige, der sich selbst nicht mehr erkennt. Ich habe Freunde verloren. Ich habe Menschen verloren, die ich geliebt habe. Doch das bedeutet nicht, dass ich mich für immer im Schmerz vergraben muss. Es bedeutet nicht, dass ich mich aufgeben muss."
„Und was dann, Miss Granger?" Seine Stimme war rau, wie ein kratzender Klang in der Luft. „Was bleibt dir, wenn du die Dinge gesehen hast, die ich gesehen habe? Wenn du den Tod von denen, die du liebst, ertragen musst, und das Gefühl, dass du derjenige bist, der zu schwach war, um sie zu retten? Was bleibt dir, wenn du weißt, dass du nie genug tun kannst, um die Gräueltaten, die du begangen hast, zu tilgen?"
Er stand abrupt auf, seine Schultern zu einer verhärteten Linie gespannt, als würde er sich vor dem Schmerz schützen, den ihre Nähe in ihm hervorrief. Er drehte sich von ihr weg, als ob er sie fürchtete – und doch konnte sie sehen, wie er mit der Last seiner eigenen Gedanken kämpfte. Es war nicht der Zorn, der in ihm loderte, es war die Angst. Die Angst, dass sie ihm nicht nur den letzten Rest an Hoffnung, den er so mühsam unter der Oberfläche verborgen hatte, wieder entreißen könnte, sondern auch den Glauben an sich selbst.
„Ich habe nichts mehr zu geben, Miss Granger", sagte er, und dieses Mal klang seine Stimme fast erschöpft. „Sie verstehen nicht. Ich habe alles getan. Und doch bin ich immer noch hier. Ich bin immer noch der Mann, der den Tod verdient hat. Der Mann, der für seine Taten in der Hölle schmoren muss."
„Das ist nicht wahr!" Hermine sprang auf ihn zu, die Tränen schimmerten in ihren Augen, als sie seine Hände ergriff und ihn mit einer Dringlichkeit ansah, die den Raum zu sprengen drohte. „Es gibt mehr als den Schmerz! Es gibt mehr als die Dunkelheit! Sie haben so viel gegeben! Sie haben uns gerettet! Und Sie können nicht einfach alles in den Wind schießen, nur weil Sie glauben, dass Sie nicht mehr verdienen, was wir haben!"
Er starrte sie einen Moment lang an, die Härte seiner Züge schien sich noch zu verfestigen, als ob ihre Worte wie Pfeile auf eine Rüstung prallten, die er über all die Jahre hinweg um sich gebaut hatte. Doch da war ein Hauch von Unruhe in seinen Augen. Etwas, das er nicht mehr zu unterdrücken vermochte. Etwas, das er niemals hatte zeigen dürfen.
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Im Schatten der Vergangenheit - SSHG/ Snamione- BEENDET
FanfictionSS/HG Nach dem Krieg erfährt Hermine, dass Severus Snape überlebt hat und abgeschottet in der Dunkelheit seiner Schuld lebt. Entschlossen, ihm Hoffnung zu geben, sucht sie ihn auf und konfrontiert ihn mit der Möglichkeit von Vergebung und Neubeginn...