Die Flucht ins Ungewisse

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Es war eine sternenklare Nacht, als Lena und Max mit einem gepackten Rucksack und einer Karte in der Hand den Gutshof verließen. Der Abschied war schmerzlich für Lena – sie wusste, dass sie ihre Eltern hintergehen musste, doch die Alternative war, Max zu verlieren.

„Bist du sicher, dass das funktioniert?“ fragte Max, während sie die schmalen Feldwege entlanggingen, die sie zum Treffpunkt mit Lenas alter Freundin führen sollten. Seine Stimme war angespannt, fast schuldbewusst.
„Ja“, antwortete Lena entschieden. „Sofie wird uns helfen. Sie schuldet meiner Familie einen Gefallen, und ich habe ihr alles erklärt. Sie wird uns nicht verraten.“

Max hielt inne, packte ihre Hand und sah sie an. „Lena, ich ziehe dich da immer weiter rein. Vielleicht sollte ich alleine verschwinden.“
„Hör auf damit“, sagte Lena, ihre Stimme bebte leicht. „Wir haben uns das geschworen. Egal was kommt, wir machen das zusammen.“

Sie erreichten den kleinen Bauernhof kurz vor Sonnenaufgang. Sofie, eine robuste Frau in ihren Vierzigern mit warmen Augen, begrüßte sie an der Tür.
„Ihr seid pünktlich“, sagte sie mit einem Lächeln. „Kommt rein, ihr müsst erschöpft sein.“

Die Tage auf dem Bauernhof waren eine ungewohnte Mischung aus Frieden und Anspannung. Lena fand Trost bei den Pferden, die Sofie auf ihrem Hof hielt, und begann, Max das Reiten beizubringen.

„Lockerer im Sattel, Max!“ rief Lena lachend, während Max auf einem Schimmel namens Jupiter herumzappelte.
„Leichter gesagt als getan“, erwiderte Max, der sich verzweifelt am Sattel festklammerte. „Dieses Ding will mich doch nur loswerden!“
„Das Ding ist ein Pferd – und es spürt, wenn du unsicher bist“, antwortete Lena mit einem breiten Grinsen.

Doch auch wenn diese Momente Lachen und Normalität brachten, schwebte immer die Angst über ihnen. Max vermied es, sein Handy zu benutzen, und Sofie ließ niemanden auf den Hof, den sie nicht kannte.

Eines Abends saßen Lena und Max auf der Veranda, die Sterne funkelten über ihnen.
„Glaubst du, wir können das ewig so machen?“ fragte Max, während er in die Ferne starrte.
Lena legte ihren Kopf auf seine Schulter. „Nein. Aber vielleicht lange genug, damit wir einen Plan schmieden können.“

Die Ruhe endete abrupt, als eines Morgens zwei schwarze Wagen auf den Hof rollten. Lena sah sie zuerst und rannte ins Haus.
„Max! Sie sind hier! Meine Eltern!“ rief sie, ihre Stimme panisch.

Max sprang auf, doch bevor er etwas sagen konnte, klopfte es laut an der Tür. Lenas Vater stand davor, flankiert von zwei Polizisten.
„Lena! Komm sofort raus!“ rief er, seine Stimme scharf und befehlend.

„Was wollen Sie?“ fragte Max, als er Lena schützend zur Seite schob.
„Was ich will?“ antwortete ihr Vater mit funkelnden Augen. „Ich will meine Tochter von einem Kriminellen wie dir fernhalten!“

Die Polizisten traten vor und erklärten Max seine Rechte, während sie ihn in Handschellen legten. Lena schrie und wehrte sich, doch ihr Vater hielt sie fest.
„Lena, hör auf. Das hier ist für dein eigenes Wohl!“ sagte er, während sie mit Tränen in den Augen zusah, wie Max ins Auto gebracht wurde.

Die Wochen nach Max’ Verhaftung waren für Lena wie ein endloser Albtraum. Ihre Eltern ließen sie keinen Moment aus den Augen, und jede Form der Freiheit wurde ihr genommen.

Eines Tages, während eines Reitturniers, verlor Lena mitten im Sprung die Kontrolle und stürzte. Der Richter lief herbei, doch Lena blieb liegen, die Tränen liefen ihr übers Gesicht. Es war nicht der Schmerz des Sturzes, sondern der der inneren Zerrissenheit.

„Lena, du bist nicht mehr du selbst“, sagte Sofie bei einem ihrer seltenen Besuche. „Du musst wieder für das kämpfen, was dir wichtig ist.“

Lena nahm Sofies Rat zu Herzen und begann, sich um Max’ Verteidigung zu kümmern. Sie fand einen Anwalt, Herrn Winter, der bereit war, Max’ schwierige Situation vor Gericht zu erläutern.

Zwischen zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt