Kapitel 3

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Nach einer weiteren Stunde geht das alles langsam dem Ende zu. Lena hat schon so gut wie keine Stimme mehr und deswegen biete ich ihr an, doch lieber nach Hause zu fahren anstatt jetzt noch auf die After Party zu gehen. Jedoch lehnt sie - natürlich - ab und schaut mich mit ihrem Hundeblick an, damit ich mein Mund halte und mit ihr dahin gehe. Auch wenn ich eigentlich nicht will, da ich Angst davor hab ihn noch einmal zu treffen und mit ihm reden zu müssen, muss ich schon gestehen dass ich auch etwas neugierig und sogar ein bisschen froh darüber bin, dass ich mit ihm vielleicht noch ein bisschen reden kann. Doch als mir bewusst wird, dass ich mich wirklich darauf freue, schiebe ich den Gedanken ganz schnell beiseite. Was denke ich eigentlich wer ich bin? Er ist momentan ein sehr erfolgreicher Sänger und ich möchte nicht ein Groupie sein, das ihm hinterherrennt. Nein so eine bin ich nicht. Außerdem hab ich mir schon einmal seine Musik angehört und falls er wirklich so ist wie er sich in seinen eigenen Liedern beschreibt MUSS ich mich von ihm fern halten. Er ist wahrscheinlich einer der nach jedem Konzert mindestens eine abschleppt und mit ihr Sex hat. Das Mädchen kann sich dann für einpaar Stunden besonders fühlen aber eigentlich ist sie einfach nur für ein bisschen Spaß da und das läuft nach jedem Konzert mit anderen Mädchen an anderen Orten immer wieder ab. Bei dem Gedanken wird mir übel und ich verspreche mir, dass ich auf gar keinen Fall so enden werde, auch wenn er mehr als nett zu mir ist. Je weiter ich daran denke, desto größer wird mein Hass gegenüber ihm, da ich Menschen hasse die Frauen nur als Objekte sehen.
Als das Konzert endlich vorbei ist zieht mich Lena raus an das Auto. Der Club in dem die After Party steigen wird ist ca. 20 Minuten entfernt. „Och Lena, guck doch mal was wir an haben. Damit können wir eh nicht mit den anderen mithalten, die werden da wahrscheinlich alle richtig aufgebrezelt erscheinen und wir kommen in unseren verschwitzten Konzertklamotten. Komm lass uns verschwinden.", bettel ich meine beste Freundin an, doch sie lacht nur und zieht zwei Tüten aus dem Auto. „Da hab ich auch schon dran gedacht und deswegen hab ich uns etwas zum anziehen besorgt. Sieh es einfach als ein etwas frühes Geburtstagsgeschenk", grinst sie und gibt mir eine Tüte. In ihr ist das schönste Kleid, das ich je gesehen hab. Es ist dunkelblau und sehr eng geschnitten. Das Kleid geht bis knapp über den Knien und hat einen sehr tiefen Dekolleté am Rücken. Der Stoff hat ganz zarte Muster, die jedoch so gut wie kaum zu sehen sind, sie sind kleine Details die das Kleid perfektionieren. Dazu gibt Lena mir noch zwei knallrote High Heels die sogar zu meinem Lippenstift passen. Sie sind matt und das macht sie sogar noch schöner als sie sowieso schon sind. Ich umarme sie und drücke ihr einen Kuss auf die Wange. „Du bist die beste". Ihr Kleid ist aber auch sehr schön. Es ist schwarz und geht bis zum Boden. An der Seite hat es einen Schlitz, der bis über die Knie geht und ihr Dekolleté ist tief. Dazu trägt auch sie rote Pumps, die jedoch rote Lack Pumps sind und nicht matt so wie meine. Außerdem hat sie noch eine rote Statement Kette um, die farblich perfekt zu ihren Schuhen passen. Nachdem wir uns, im Auto eingequetscht, umgezogen haben betrachten wir uns gegenseitig und geben uns Komplimente, wobei wir lachen müssen. Dann geh ich ans Steuer und fahre los. Während der Fahrt hüpft Lena die ganze Zeit auf und ab und fragt mich, ob ich es für möglich halte, dass er vielleicht mit ihr redet. Ich lächle und sage: „Wieso nicht?", auch wenn ich es eher nicht hoffe. Am Club angekommen steigen wir aus und ich betrachte mich noch einmal im Spiegel. Ich muss zugeben, heute seh ich gar nicht mal so schlecht aus. Das liegt aber auch daran, dass meine langen welligen Haare mitmachen, da sie nicht immer so schön fallen. Ich hake mich bei Lena ein und wir gehen zusammen rein. Drinnen ist es sehr warm und es riecht nach Alkohol. Die meisten Mädchen haben so wenig wie möglich an, genau so wie ich es mir gedacht habe. Da die Beleuchtung nicht gerade sehr hell ist, sondern eher im Gegenteil, ist es schwer zu erkennen was gerade auf der Tanzfläche passiert. Wir blicken uns um und entscheiden uns für einen Tisch in der Nähe der Tanzfläche, welches gerade frei geworden ist. Ich seh aus dem Augenwinkel wie Lena sich die ganze Zeit umschaut, auf der Suche nach Abel. Ich muss zugeben, auch ich schaue mich unauffällig um, während ich an meinem Cocktail nippe. Plötzlich steht Lena auf und reißt mich mit auf die Tanzfläche. Dort angekommen schreit sie „Lena er ist auch gerade auf der Tanzfläche, jetzt gib dein bestes, um gut auszusehen!", in mein Ohr und fängt an zu tanzen. Ich schaue mich hysterisch um, um ihn zu suchen, doch kann ihn nirgends finden. Langsam beruhige ich mich und denke mir einfach nur, dass Lena ihn mit jemandem verwechselt hat und fange auch an zu tanzen. Ich schließe meine Augen und lasse mich von der Musik mitreißen. Nach einer guten Stunde gehen wir kurz raus, um ein bisschen frische Luft zu schnappen. Draußen angekommen setzen wir uns auf Steine und ich lege meinen Kopf in den Nacken. „Ich habe zu viel gehofft aber war ja klar, dass ich ihn nicht sehen werde", höre ich Lena enttäuscht sagen. Ich seh sie an und verdreh die Augen. „Vielleicht wars auch besser so. Stell dir vor er ist nicht so toll wie du denkst, dann hättest du dir den ganzen Abend versaut", antworte ich und versuche sie mit einem Lächeln aufzumuntern. Gerade als sie was sagen will sagt eine Stimme hinter uns: „Hallo Ladies, was sucht ihr denn um diese Uhrzeit hier?", und wir beide drehen uns um. Da steht ein junger Mann, der wahrscheinlich zwischen 20 und 25 Jahre alt ist, und schaut uns beide, mit einem Drink in der Hand, an. Seine andere Hand steckt in seiner Hosentasche. „Nichts, wir sind eigentlich im Club da drüben aber wir wollten etwas Luft holen", antwortet Lena und ich seh in ihren Augen, dass er ihr gefällt. Er nickt und grinst weiter. Dann kommt er näher und irgendwie gefällt er mir nicht. Er kommt irgendwie unheimlich rüber. Aus Reflex steh ich auf und zieh Lena mit, dann sage ich, dass wir wieder rein sollten. „He, was ist denn. Wir haben uns doch gar nicht richtig kennengelernt", sagt der Mann vor uns und ich rieche Alkoholgeruch, dass aus seinem Mund kommen muss. Ich will verschwinden doch er packt mich am Arm und streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich kann nichts tun, da ich unter Schock stehe und Angst davor hab, dass er uns etwas antun könnte. Dann blickt er Lena an und ich sehe, dass auch sie Angst bekommen hat. Gerade als der Mann mit seinen Fingern meine Wange berührt ertönt eine weitere Stimme und fragt: „Was ist hier los?" Ich kann nicht erkennen wer das sagt, doch dann seh ich seine Haare. Was macht er hier? Ich seh wie Lena der Mund offen bleibt und sie ihn anstarrt wie was weiß ich was. Der Mann, der mich immernoch am Arm hält, dreht sich mit einer grimmigen Miene um und antwortet: „Wir haben hier unseren Spaß, geh wo anders hin." Ich seh wie Abel langsam näher kommt und seinen Arm von meiner Schulter wegnimmt. Der Mann wird sauer und möchte auf ihn einschlagen, doch Abel ist schneller. Er verpasst ihm einen ordentlichen Schlag mitten ins Gesicht, sodass der Mann runterfällt und sich die blutende Nase hält. Abel kommt näher und fragt, ob alles in Ordnung sei. Ich nicke langsam und schaue dann beschämt weg. Lena bringt immernoch keinen Ton von sich raus. Dann nimmt mich Abel plötzlich am Kinn und dreht mein Gesicht zu sich. „Du?", fragt er stirnrunzelnd und durchbohrt mich mit seinem Blick. Scheisse, wieso sagt er sowas neben Lena. Sie wird mich dafür hassen, dass ich nichts gesagt hab. Deswegen gucke ich ihn doof an und frage, was er damit meint. „Du weißt was ich meine, du bist die, die ich auf dem Konzert hinter der Bühne getroffen habe. Du warst auf der Suche nach einer Toilette. Als ob ich dieses Gesicht nicht wiederkenne.", antwortet er und durchbohrt mich weiter mit seinen Blicken. Ich fühle wie mir die Röte in die Wangen steigt, aber ein Glück dass man das in der Dunkelheit nicht sehen kann. Ich schüttel meinen Kopf und sage, dass er mich mit jemandem verwechselt hat. Dann nehme ich Lena am Arm und zieh sie weg. „Wie jetzt? Du hast ihn schon einmal getroffen und erzählst mir nichts davon?? Was ist überhaupt passiert?! Och Rüya, ich bin doc deine beste Freundin! Wieso hast du mir das nicht erzählt?", fragt Lena mich mit einem grimmigen Gesicht. „Nein, er hat mich mit einer verwechselt. Was soll ich hinter der Bühne suchen?", antworte ich und gucke weg. Sie scheint nicht sehr zufrieden mit dieser Antwort zu sein, doch plötzlich weiten sich ihre Augen. Dann schreit sie: „ABEL TESFAYE HAT MIT MIR GESPROCHEN OH MEIN GOTT!!!", und hüpft rum wie ein kleines Kind. Ich zische sie an, dass sie leise sein soll, da er sie vielleicht noch hören kann. Doch plötzlich nimmt sie meinen Arm und rennt los. „Wir müssen uns bei ihm bedanken! Wer weiß, was ohne ihn passiert wäre. ", schreit sie zu mir ohne sich umzudrehen. Da es zu auffällig wäre, wenn ich nein sagen würde, folge ich ihr. Ich hoffe einfach nur, dass sie ihn nicht finden wird. Doch dann schreit sie: „DA IST ER!", und zieht mich um eine Ecke. Er steht da mit dem Rücken zu uns. Ich möchte nicht hin, doch Lena zieht mich immernoch mit. Als wir angekommen sind, tippt sie ihm auf die Schulter und er dreht sich um. Er guckt uns beide stirnrunzelnd an und fragt, was er für uns tun kann. „Ich.. Ähm nein wir.. Wollten uns bedanken. Ich glaube, der Mann war echt gefährlich. Danke danke danke!", schreit Lena, da es hier sehr laut ist. Dann guckt sie mich grimmig an und ich flüstere auch ein Danke, gucke ihn dabei aber nicht an. „Ach kein Problem, das hätte jeder gemacht.", antwortet er und als ich ihn kurz angucke, sehe ich wie er mit seinen wunderschönen Zähnen lächelt. „Ja dann können wir ja gehen.", sage ich und will schon gehen, als er mich am Arm packt. Er sagt: „Wartet. Ich wollte gerade in den VIP Raum gehen. Wollt ihr mitkommen? Da ist es auch nicht so voll.", und guckt dabei ständig mich an. Ich gucke Lena an, die rumquiekt und muss die Augen verdrehen. Sie sagt, dass wir sehr gerne kommen würden und bekommt dafür meine finstere Miene. „Wir müssen bald nach Hause!", flüstere ich in ihr Ohr und sie zuckt nur mit den Achseln. „Wird schon."
Im VIP Raum ist es sehr luxuriös. Sie befindet sich eine Etage über der Tanzfläche, welche sehr gut durch die Wand aus Glas zu sehen ist. Wir bekommen beide ein Cocktail, welches ich wieder abstelle, da ich mir nicht sicher sein kann, was sich darin befindet. Hier sind sehr viele Frauen, die sogar noch knapper angezogen sind, als die da unten. Sie tanzen so erotisch wie sie können und versuchen dadurch die Aufmerksamkeit von allen Männern zu bekommen. Ich frage mich, wie eine Frau sich so präsentieren kann, und setze mich auf ein Sofa. Lena sagt sie müsse auf die Toilette und lässt sich von einem Angestellten die Richtung zeigen. Sobald sie nicht mehr zu sehen ist setzt er sich neben mich. „Du bist es doch. Ich weiß, dass du es bist.", flüstert Abel mir ins Ohr und ich spüre wieder wie ich rot werde. „Ja ich bin es aber bitte sei leise wenn meine Freundin dabei ist. Sie würde mich dafür hassen, dass ich mit dir gesprochen und es ihr nicht erzählt hab. Sie vergöttert dich quasi.", flüstere ich zurück und sehe wie er daraufhin anfängt zu lachen. „Wer tut es denn nicht?", grinst er und sieht mich an. Das macht mich sauer und ich antworte, dass ich nie im Leben so einen wie den vergöttern würde. Mir schießt wieder Röte ins Gesicht, aber diesmal vor Wut. „Das war doch nur Spaß.", sagt er und legt eine Hand auf meinen Rücken. Als ich aufstehe, sehe ich wie Lena kommt. Ich frage sie wo sie war, da sie schon über 20 Minuten weg war. „Rüya, wärst du mir böse wenn ich kurz weggehe? Ich hab gerade mit einem Typen gesprochen und er ist so toll. Ich bin nur kurz hergekommen, um es dir zu sagen..", antwortet sie und wird leicht rosa im Gesicht. Ich sage, dass es okay ist und dass ich aber echt was gut bei ihr hab, für das alles was ich schon für sie in Kauf genommen hab. Sie flitzt wieder los und ich setze mich wieder seufzend aufs Sofa. Ich spüre Abels Blick auf mir und sehe ihn an, damit er vielleicht beschämt wegsieht oder so etwas aber so wie es aussieht denkt er gar nicht dran.

The After Party - A The Weeknd Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt