Das Ritual

11 3 0
                                    

Nach einiger Zeit waren wir oben angekommen. Jayden, Kendrick, Seth und Marc verabschiedeten sich von mir und ich blieb stehen wo ich war. Vor mir teilte sich die Menge zu einer Gasse. Wie in Trance schritt ich in die Mitte, wo ein Hohes, loderndes Feuer brannte. Vielleicht bildete ich es mir ein, aber es sah so aus, als wären es Knochen und nicht Holzspaten, die dort brannten. Der Gipfel des Berges war abgeflacht und bot eine riesige Fläche. An den Rändern ragten hohe steinerne Säulen in den Himmel. Ich erkannte, das dies nicht der höchste Punkt des Berges war, hinter dem Feuer führte noch eine felserne Treppe etwas höher zu einer Höhle, die von einem schwarzen Bärenfell verhangen wurde.

Vor dieser Treppe stand sich eine Reihe von Männern und Frauen, allesamt mit silbernen Haar und festlichen dunklen Roben. Ihre Spitze bildete der Hohepriester unseres Zirkels.

Er flüsterte etwas zu dem Mann neben ihm. Trotz der Entfernung und des Stimmengewirrs konnte ich es verstehen

„Hat der Herr der Finsternis schon gewählt?"

„Oh ja, das hat er. Verwunderlich, dass es gerade diese Person getroffen hat"

„Großer Gott, doch wohl hoffentlich nicht sie?"

„Doch, genau sie"

Der Hohepriester wand sich der Menschenmenge zu und erhob seine Stimme. Ich war mir sicher, dass man sie auch am Fuß des Berges hören konnte

„Brüder und schwestern, wie haben uns heute hier versammelt um ein weiteres Kind in den unendlich dunklen Armen des Herrn der Finsternis zu begrüßen"

Die Menge applaudierte, was mir ein wenig abstrus vorkam.

„So möge das Ritual beginnen!"

Mir diesen Worten loderte das Feuer hell auf und schoss wie eine Stichflamme gen Himmel. Auf einem roten Samtkissen wurden ein eiserner Meißel und ein Hammer zu mir herangetragen. „Meißle deinen Schwur in Stein", befahl der Hohepriester „Als Zeichen dafür, dass er für die Ewigkeit steht"

Das war weniger schlimm, als ich es mir vorgestellt hatte. Langsam Schritt ich auf die Hohepriester zu. Sie traten beiseite und machten den Weg zu der steinernen Wand frei. Ich stellte mich davor, drückte Hammer und Meißel an meine Brust, senkte den Kopf und murmelte die gleichen Worte, die ich damals als ich ihr Blut getrunken hatte schon gemurmelt hatte „ich bin willig ein Teil eurer Bruderschaft, eures Blutes zu werden und mich bis zum Tod der Finsternis bekennen"

„und nun verewige es im Stein"

Ich setzte den Meißel an und schlug mit dem Hammer zu. Urplötzlich schoss ein stechender Schmerz durch meine Brust.

„Was ist das?", keuchte ich

„Hör nicht auf. Beweise, dass du es würdig bist ein Teil unseres Blutes zu werden!"

Erneut setzte ich den Meißel an und schlug zu. Wieder stach dieser Schmerz zu wie ein Dolch, als würde ich die Worte nicht in den Felsen sondern in mein Herz schlagen. Mit der entstandenen Furche hatte ich das „I". Auf einmal bemerkte ich, wie daraus eine dunkle Flüssigkeit hervor sickerte. Ich berührte sie und zerrieb sie zwischen den Fingern. Es war Blut. Der Stein blutete.

„Mach weiter!", befahl die barsche Stimme. Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte ich mich durch das „c" und das „h". Warm spürte ich auch an meiner Brust Blut herunterlaufen, doch ich machte weiter. Die Menge stimmte in einen Singsang ein. Wort für Wort, kämpfte ich mich voran. Jeder Buchstabe war eine Tortur, als ich bei dem „n" von „bekennen" schließlich angelangt war, war ich fast am Ende meiner Kräfte. Soviel zum Thema es würde nicht weh tun...

Der Hohepriester sagte irgendetwas, doch ich nahm es nicht war, erst als er mich direkt ansprach „...lege nun dein Gewand ab Chuck, es wird Zeit für die Vereinigung mit der Finsternis"

Langsam öffnete ich meine Robe und lies sie auf den staubigen Boden fallen, es behagte mir ganz und gar nicht vollkommen nackt dazustehen. Ich war über und über mit Blut beschmiert und auf meiner Brust zeichnete sich rot der Schwur ab, den ich in den Stein geschlagen hatte. Die Menge keuchte entsetzt auf, selbst der Hohepriester stockte „heiliger Herr im Dunkeln.... so etwas hat es nicht mehr gegeben seit..."

er schüttelte den Kopf und fasste sich wieder „Beginnen wir mit der Beschwörung des Herrn der Finsternis, holt seine menschliche Hülle"

Wieder teilte sich die Menge, und eine Gestalt schritt auf das Feuer zu. Es war Scarlett, ebenfalls vollkommen unbekleidet. Ihr Körper war von oben bis unten mit schwarzen Tätowierungen bedeckt.

Die Hohepriester stellten sich im Kreis um das Feuer und begannen Beschwörungsformeln zu murmeln. Die Luft zwischen ihnen Flackerte und Dunst zog auf. Zwischen ihnen bildete sich ein Pentagramm, dessen Mitte die brennenden Knochen waren. Wieder schlugen die Flammen empor, doch diesmal brannten sie schwarz und stießen bis in den Himmel, wo sie ein finsteres Loch in die Sterne rissen. Auch schienen sie nicht zu leuchten, sondern alles Licht zu verschlingen. Es war als wurde man das absolute Gegenteil von Licht anblicken, es war kaum zu ertragen.

Scarlett drehte sich um und schritt Erhobenen Hauptes in das Zentrum der Schattensäule. Die Dunkelheit wirbelte um sie herum, umfasste sie und schien sie zu verschlingen, da stieß die Säule vom Himmel nieder auf ihren Körper herab. Schatten waberten um sie herum und sie schrie, aber es klang nicht menschlich, sondern wie ein Schrei aus den tiefsten Gründen der Hölle. Das schwarze Feuer brannte um sie herum, und der dunkle Riss klaffte noch immer im Himmel und schien das Licht der Sterne aufzusaugen. Die versammelten Menschen hatten wieder mit den Gesängen begonnen. Die Hohepriester hatten sich in zwei Reihen platziert und knieten wie alle anderen mit gesenktem Kopf nieder. Langsam schritten wir Seite an Seite durch den aus Menschen gebildeten Weg über die felserne Treppe zu der Höhle.

Das Fell schlug hinter uns zurück. In der Deckte der Höhle war ein Spalt durch den das Licht des blutroten Mondes hereinflutete, doch Scarletts Anwesenheit vernichtete alles Helle.

Sie kniete sich an den Rand des Felllagers in der Höhle. Ihre blasse Haut war so weiß wie die einer Toten, die schwarzen Tätowierungen zeichneten sich in einem unbeschreiblichen Kontrast dazu ab.Dumpf drangen die Gesänge von draußen herein.

Ich kniete neben ihr nieder, sie griff nach meinen Händen, zog mich zu sich hinunter und ich spürte ihren geschmeidigen, warmen Körper. Sie musste mich führen; benommen, erschrocken und erregt zugleich spürte ich, wie die Kräfte der Dunkelheit von uns Besitz ergriffen. Ich bewegte meinen Körper willenlos, bewegte auch Scarlett, die unter mir lag. Sie führte mich ungestüm in sich, bis wir uns beide bewegten, getrieben von einer finsteren Macht, die wir nicht begreifen konnten.

Brotherhood Of DamnedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt