Kapitel 5 - Ein Zufall?

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Kapitel 5 - Ein Zufall?

Nachdem sie wieder im Phantomhive Anwesen waren und Sebastian direkt davon eilte, um Finny vom Zerstören der kostbaren Statuen im Garten abzuhalten, saß Ciel hinter seinem Schreibtisch.

Eine Einladung. Es war schlichtweg eine Einladung gewesen, die das letzte Opfer bei sich hatte.

Er hatte den blutigen Zettel schon einige Male durchgelesen und wurde daraus noch immer nicht schlau. Er hatte nachprüfen lassen, ob die anderen Opfer ebenfalls zu der im Brief genannten Feier eingeladen waren.

Jedoch wurde diese Hoffnung im Keim erstickt. Inwiefern war es also eine Gemeinsamkeit, wenn dort offenbar keine Verbindung war. Das wäre das erste Mal, dass sich sein Informant einen so geschmacklosen Scherz einfallen ließe. Genau das war der Grund, weshalb es wohl ernst sein musste. Undertaker mochte in vielerlei Hinsicht eigenartig und verkorkst sein, doch sein Humor war nicht annähernd so geschmacklos.

Ciel seufzte und rieb sich die Schläfen. Das würde anstrengend werden. Die Chance auf ein wenig Ruhe schien ihm durch seine Finger zu rennen, wie Sand durch eine Sanduhr.

Die Tür öffnete sich und Tanaka trat hinein. Er trug ein Tablett mit einer dampfenden Kanne Tee und einer Tasse, sowie einem dazu passenden, mit Keksen beladenen Teller. Ruhig stellte er das Tablett auf dem Tisch ab, dann griff er in seinen Frack.

"Dies ist während Euer Abwesenheit von einem Boten gebracht worden.", sagte er und reichte ihm den Brief. Nachdem er dem Earl seinen Tee eingeschenkt hatte, verbeugte er sich und verließ den Raum ebenso leise, wie er ihn betreten hatte.

Misstrauisch beäugte Ciel das Siegel. Er kannte es nicht. Seufzend legte er den Brief beiseite und nahm die Tasse bevor er sich erhob und zum Fenster ging.

Er hätte die Tasse beinahe fallen lassen, als er nach draußen sah und nur erahnen konnte was geschehen war.

Es sah sehr nach einem Trümmerfeld aus und mittendrin fand er Sebastian, der den blonden Gärtner mit Leichtigkeit über die Schulter gehoben und Richtung Haus getragen hatte. Trotz Finnys starkem Protest lief er erzürnt weiter.

Ciel lehnte seinen Kopf an die kalte Scheibe. Warum nur musste er sich mit so etwas plagen? Manchmal wünschte er sich, er wäre einfach gestorben und all dies bliebe ihm erspart.

Er drehte sich erneut um und nahm Platz. Leise stellte er die Tasse ab und beäugte den Brief, den er vor wenigen Augenblicken beiseite gelegt hatte.

Seufzend nahm er ihn erneut auf und sah sich das Siegel genau an. Das Motiv war kaum erkennbar, schien aber zumindest irgendein Tier zu sein.

Ciel öffnete den weißen Umschlag, ein wenig Neugier stand deutlich in seinem Auge, begierig danach Befriedigung zu finden.

Als er den Brief entfaltete und ihn ruhig überflog, wich seine Neugier allerdings einer Mischung aus Entsetzen, Unverständnis und Wut. Er musste feststellen, dass es sich Wort für Wort um die selbe Einladung handelte, die Undertaker ihm gegeben hatte.

Er bis die Zähne aufeinander. "Tch.. Das kann doch nur ein schlechter Scherz sein.", murmelte er und ließ sich leise auf seinen Sessel nieder.

Dewberry Mansion
Samstag, 18. Mai 1889

Das Dewberry Mansion hatte einst Earl Jeremy Edward Dewberry gehört. Es befand sich etwa einhundertfünfzig bis zweihundert Jahre lang im Besitz seiner Familie. Da die Familie auseinander bröckelte und auch ihr Familienname sich nicht mehr zu verbreiten schien, waren die letzten Nachfahren und Erben des Anwesens gezwungen gewesen es zu verkaufen. Der stolze, neue Besitzer war Oscar Belshaw gewesen. Zurzeit befand es sich im Besitz seines Urenkels Harrison Belshaw. Letzterer hatte auch die Einladung verfasst.

Ciel starrte für einen Moment geradeaus. Er was sich sicher, dass er diesen Namen schon einmal vernommen hatte, aber es wollte ihm partout nicht einfallen, wo.

Er musste sich eingestehen, dass Undertaker ohne jeden Zweifel davon gewusst haben musste, dass Ciel ebenfalls eine solche Einladung bekommen würde.

Das Phantomhive Oberhaupt überlegte für einen Moment. Wenn er eingeladen worden war, genau wie eines der Opfer, welches war dann seine eigene Situation?
War er auch in Gefahr?

Selbst wenn dem so wäre, was sollte ihm schon passieren? Er hatte Sebastian an seiner Seite und er war vorgewarnt.

Kurzerhand entschloss er sich, tatsächlich den Ball im Dewberry Mansion mit seiner Anwesenheit zu beehren. Es war doch sehr wahrscheinlich, dass er etwas bedeutenswertes herausfinden würde. Eine perfekte Gelegenheit.

Ciel war so in Gedanken versunken gewesen, dass er gar nicht gemerkt hatte, dass Sebastian seit einigen Minuten im Raum stand.

Schweigend und mit einem leichten Lächeln auf den schmalen Lippen sah der Dämon seinen Herrn an. Dieser hob endlich den Kopf.
"Habt Ihr vor, Euch dort zu zeigen?", fragte der Schwarzhaarige ohne große Umschweife.

"Du wusstest davon?", Ciel war aufgesprungen und funkelte ihn wütend an. Es war doch immer das Selbe.

"Als Butler der Familie Phantomhive ist es meine Aufgabe, über jegliche auftretenden Probleme und wichtigen Angelegenheiten Bescheid zu wissen.", kommentierte Sebastian trocken.

Im Normalfall würde dies eine ellenlange Diskussion geben, bei der Ciel lautstark erläutern würde, dass Sebastian im gefälligst nichts zu vorenthalten hatte.

Glücklicherweise wurde das den beiden erspart, denn bevor Ciel den Mund aufmachen konnte, hörte man im Korridor ein lautes Scheppern gefolgt von einigen Ausrufen in einer äußerst hohen Tonlage.

Ciel müsste wohl warten, bis sein Butler Maylene gezüchtigt hatte. Allerdings nicht so wie sie es vermutlich gerne hätte.

Es begann mit dem Tod [German]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt