Comicbuchladen

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"Cassie, schwing dein Hintern hier runter", wird Castiel unsanft geweckt. Er grummelt etwas vor sich hin und quält sich aus dem Bett. Dann schlürft er die Treppe herunter. "Was?", fragt er Gabriel gähnend. Gabriel hält ihm einen Zettel vor's Gesicht. In Michaels Handschrift steht da: 'Raphael, Samandriel und ich müssen etwas erledigen, Auftrag von ganz oben. Wir sind bald zurück.' Castiel liest den Zettel gleich nochmal. "Was zur Hölle soll das bitte bedeuten? Und warum sind wir nicht dabei, aber Samandriel? Er ist ein Kind!", empört sich Gabriel, doch Castiel hört gar nicht zu. Anna steht lachend auf der Treppe. "Gabriel, komm mal runter." "Du hast recht", murmelt er und verschwindet. "Castiel, ich bin froh dich zu haben, du befolgst nicht einfach Anweisungen wie ein dummer Hund, nicht wahr?", richtet Anna das Wort an ihren Bruder. "Nein, natürlich nicht", erwidert Castiel, immer noch in Gedanken versunken. Auftrag von ganz oben heißt von seinem Vater und das heißt sein Vater lebt, aber wieso lässt er sich nicht blicken? Oder meldet sich anders bei ihnen? Gabriel taucht wieder auf mit einem Lolli im Mund. "Wirklich, Gabriel? Wirklich?", stöhnt Anna und wendet sich kopfschüttelnd ab. Gabriel blickt ihr mit hochgezogenen Brauen nach. "Mädchen." Castiel runzelt die Stirn und läuft wieder in sein Zimmer. Ihm ist das zu viel. Er verbannt alle Gedanken an seinen Vater, seine Brüder, Annas Frage und Gabriels Gemecker, stattdessen putzt er seine Zähne und zieht sich schnell um, denn er muss jetzt losfahren, wenn er pünktlich in der Klasse sein will. Sein teures Auto ist ihm nämlich peinlich und deshalb bleibt ihm nur mit dem Fahrrad zu fahren; das dauert. Heute trifft er das erste Mal in der Pause auf Dean. "Na, Cas", begrüßt Dean ihn. "Was hat dein Haar zu bedeuten?" "Wie?", fragt Castiel verwirrt. "Sieht aus als hättest du Sex gehabt", meint Dean grinsend. "N-Nein, natürlich nicht", stottert Castiel und wird rot. Dean lacht. "Sorry, Mann. Aber dein Haar sieht echt so aus", pflichtet er Castiel, der sich wieder beruhigt hat, bei. "Hast du eigentlich eine Freundin, ..oder einen Freund, sex hair man?", fragt Dean dann interessiert. "Äh, nein", stammelt Castiel und fühlt sich sichtlich unwohl. "Sorry, ich wollte dich nicht bedrängen", entschuldigt sich Dean schnell. "Kein Problem", lügt Castiel und verschwindet, sobald der Gong ertönt. Das ist jetzt definitiv zu viel für einen Tag und nachher treffen sie sich ja auch noch. Das kann was werden. Gedanklich hängt er immer noch an Michaels seltsamer Nachricht fest.
"Hey, Cas", ruft Charlie und winkt Cas zu sich, als er in der Mittagspause die Cafeteria betritt. "Hey." Er lächelt und bemerkt Dean neben ihr, schnell setzt er sich zu ihnen. "Sorry nochmal wegen..", beginnt Dean, aber Castiel unterbricht ihn. "Ist schon okay, Dean. Wirklich!" Charlie sieht Castiel fragend an, sagt aber nichts. "Comicbuchladen steht noch?", fragt Dean schließlich, mehr an Castiel als an Charlie gerichtet. Beide nicken und Castiel ergänzt ein "Natürlich". Dean lächelt. Plötzlich fährt Charlie zu Dean herum und flüstert: "Hast du ihn schon gefragt?" "Was gefragt?" Dean ist genauso verwirrt wie Castiel. "Na, gefragt eben!", raunt Charlie ungeduldig, aber als Dean nicht antwortet, gibt sie auf: "Ach, egal." Sie dreht sich zu Castiel und fixiert ihn mit den Augen. Ihm läuft ein Schauer über den Rücken.

"DC oder Marvel?", fragt Charlie ernst.

"Ehm..", antwortet Castiel überfordert. "Batman gehört zu DC, richtig? Also DC?" Castiel hat ein unsicheres Lächeln im Gesicht. "Falsche Antwort", murrt Charlie. "Aber egal, du darfst bleiben, weil Dean auf dich steht." "Charlie? Was zur Hölle?", ruft Dean geschockt und zieht damit einige Blicke auf sich. Castiel blinzelt. Was hat Charlie grade gesagt? Er betrachtet Dean ungläubig. "Du bist doch nicht echt schwul, oder?" "Nein, bi. Warum?" Dean schaut ihn überrascht an und ist kurz abgelenkt, Charlie nutzt die Gelegenheit und flüchtet. "Du siehst so hetero aus", murmelt Castiel mit roten Wangen. Was?! "Cas, du weißt schon, dass man Leuten ihre Sexualität nicht ansehen kann", bemerkt Dean amüsiert. Castiels Gesicht verfärbt sich in einen tiefen Rotton. Die Situation ist einfach so unwirklich und gleichzeitig so unsagbar peinlich. Immerhin, Dean ist bi, denkt Castiel. Nicht, dass Dean sich je für ihn auf diese Weise interessieren würde.
Am liebsten würde Dean Castiel gerade küssen, aber er ignoriert dieses Verlangen. Doch er hat es eingesehen, Charlie hat recht. Er steht auf Castiel, und wie er das tut. Sein Haar, sein Lächeln, seine Augen; er ist rundum... "Ich muss dann jetzt, wir sehen uns später", verabschiedet sich Dean. "Ja, bis später." Castiel registriert das er nun alleine am Tisch sitzt und steht auf um nicht wie der totale Loser zu wirken. Er bringt sein Tablett weg und macht sich auf den Weg zu seinem Spind. Ein blonder Mann läuft an ihm vorbei. Castiel stolpert ein paar Schritte zurück und japst. "Gabriel?" "Oh, hey, Cassie." Gabriel grinst. "Was machst du hier?", fragt Castiel verwundert. "Das ist ein Geheimnis", erwidert Gabriel und löst sich in Luft auf. Castiel sieht sich schnell um, aber niemand ist zu sehen. Er hasst es, wenn sein Bruder das macht. Denn Castiel selbst kann seine Kraft irgendwie noch nicht richtig einsetzen. Manchmal verfliegt er sich oder landet in Schränken. Daher hat Michael ihm ausdrücklich verboten zu fliegen. Also geht er einfach zu seinem Spind und holt die Bücher für die nächste Stunde heraus. Er freut sich schon auf den Comicbuchladen, obwohl er sich vermutlich völlig blamieren wird.
Nach der letzten Stunde sucht er Charlie und findet sie draußen auf einer der Bänke. "Hey, Charlie." Sie sieht auf. "Dann können wir ja." Castiel nickt und Charlie packt ihr Tablet in ihre Tasche. "Laufen wir?", fragt Castiel. "Ja, natürlich", entgegnet Charlie irritiert. "Warte, dann hole ich noch mein Fahrrad", meint er und rennt zum Fahrradständer. Der Comicbuchladen ist zu Fuß etwa 10 Minuten von der Schule entfernt. "Wow." Castiel starrt den einladenden Laden vor ihm an, er ist größer als er gedacht hat und die Bezeichnung 'Comicbuchladen' kommt dem so gar nicht gerecht. Es gibt Comics, Filme, Bücher, Actionfiguren und ach, einfach alles. Ein richtiges Nerdparadies. In Nebenräumen werden anscheinend sogar irgendwelche Treffen abgehalten. "Ich weiß", entgegnet Charlie verschwörerisch und stößt die Tür auf. Castiel kann nur freundlich aussehende Menschen zwischen den Regalen entdecken und keiner schaut zu ihm, dennoch fühlt er sich unwohl. Irgendwie gehört er nicht hierher. Als er Charlie seine Gedanken mitteilt, murmelt sie nur: "Ach, Schwachsinn." Castiel läuft eine Weile einfach nur hinter Charlie her und schlägt die Zeit tot bis Dean kommt. Er hat versucht ein Comic zu lesen und andere Sachen anzusehen, aber er muss sich eingestehen, dass das hier ist nichts für ihn ist. Irgendwie endet er dann schlafend auf einem Sessel, während Charlie in einer anderen Ecke des Ladens mit einem Jungen über Deadpool fachsimpelt. Dean ist es der Castiel schließlich findet und ihn aufweckt. "Hey, Cas", sagt er grinsend. "Hi, Dean." Castiel gähnt und streckt sich. "Können wir hier weg?", murmelt Castiel so leise, dass Charlie, die ein paar Meter entfernt ein Buch liest, es nicht hören kann. Dean lacht. "Klar", pflichtet er Castiel bei und läuft zu Charlie. Castiel versteht nicht, was Dean sagt. Er ist einfach immer noch so müde, aber er sieht Charlie nicken. Dann kommt Dean zu ihm zurück und bedeutet ihm ihm zu folgen. "Der Laden ist nichts für mich", gesteht Castiel, sobald sie draußen sind. "Ich mag den Comicbuchladen eigentlich gern, es gibt da echt gute Filme und Bücher", entgegnet Dean und Castiel zieht überrascht die Augenbrauen hoch. "Du liest Bücher?" Dean schüttelt lachend den Kopf. "Ich weiß nicht, warum das so undenkbar ist. Aber nein, ich lese nicht gerne. Sam meint, da gibt es gute Bücher." Mit roten Wangen fragt Castiel: "Wer ist denn Sam?" "Mein kleiner Bruder, er ist Freshman." "Achso", murmelt Castiel und schämt sich dafür eifersüchtig gewesen zu sein. "So was willst du machen, Cas?", will Dean wissen. "Ehm", stammelt Castiel überfordert. "Wir können uns Burger holen und dann bei uns ein Film gucken", schlägt Dean vor. Castiel nickt. Also steigt er zu Dean ins Auto und verliert nicht einen Gedanken an sein Fahrrad. "Was willst du?", fragt Dean. "Ehm, keine Ahnung", murmelt Castiel und lässt seinen Blick über die Anzeigetafel schweifen. Dabei sieht er ziemlich verwirrt aus. "Du hast doch schonmal Burger gegessen, oder?", fragt Dean wieder, diesmal mit hochgezogenen Brauen. "Nein", gibt Castiel zu. Er ist das erste Mal in so einem Laden. Seine früheren "Freunde" waren entweder Engel, somit brauchten sie nicht essen, oder Kinder reicher Snobs, die sich für Burger zu Schade waren. Dean und Charlie sind seine ersten wirklichen Freunde, früher war er noch mehr wie seine Brüder, mehr wie Engel, die unter sich bleiben. Aber vor ein paar Jahren hatte er angefangen immer menschlicher zu werden, stellt er rückblickend fest. Dean schaut ihn entsetzt an. "Du verarschst mich, oder? Wow. Ich mein, wow. Okay, nimm einfach den gleichen wie ich." Castiel nickt. Dean lässt sich die Burger einpacken und lotst Castiel wieder zu seinem Auto.

Okay, ich bin mit diesem Kapitel rein gar nicht zufrieden. Und es freut mich echt, dass das hier jemand mag.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 22, 2016 ⏰

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