Ich renne einfach weiter. Mein vermeintlicher Arbeitsplatz hat einen immer größeren Abstand zu mir.
Neugierig wage ich einen Blick hinter mich. Männer mit dunkelblauen Uniformen rennen mir hinterher. Auch der Mann, der mich die ganze Zeit über verunsichert hat.
Nach ein paar Sekunden schaue ich wieder nach vorn und renne schneller, als je zuvor in meinem Leben. Mein Puls erhöht sich innerhalb dem Bruchteil einer Sekunde. In mir breitet sich die Panik aus.
Wer auch immer diese Männer sind, ich habe Angst vor ihnen. Und ich will ihnen nicht zu nahe kommen. Nie wieder.
Erst jetzt registriere ich, dass ich in eine Sackgasse gelaufen bin. Ich drehe mich nach rechts um. Nichts. Ich drehe mich einmal um mich selbst. Nichts. Es gibt keinen Ausweg. Diese Männer werden mich finden, mitnehmen und wieder untersuchen. Ich will das nicht. Nie wieder.
Jemand legt von hinten seine Hand auf meinen Mund, um zu verhindern, dass ich schreie, während er oder sie mich langsam näher zu sich zieht. Ich drehe meinen Kopf leicht nach links, um meinen vermeintlichen Retter ansehen zu können. »Bleib ruhig.«, flüstert er in mein Ohr. Er zieht mich nach hinten in eine Art Garage hinein. Da der Raum nicht beleuchtet ist, kann ich nichts sehen.
Wo bin ich? Wer hat mich vor den Männern gerettet?
»Hallo?«, frage ich verunsichert in die Dunkelheit. »Sch... Du musst jetzt ganz leise sein, sonst finden sie uns.«, flüstert er mit einer rauen Männerstimme. Ich schweige. Auch wenn ich selber nicht genau weiß, warum ich auf diesen Mann höre. Aber ich bin zu verängstigt, denn ich habe Angst, vor denen, die mich finden wollen. Und es scheint so, als ob ich hier für einen kurzen Moment sicher bin.
Nach einigen Minuten der Stille, macht er das Licht an und sieht mich an. »Du hättest auch leiser sein können.«, meckert er mich genervt an. »Tut mir leid. Ich war zu sehr damit beschäftigt, verwirrt zu sein.«, gebe ich trotzig zurück.
»Wie heißt du?«, fragt Dave mich nach einer kurzen Zeit. Vollkommen überfordert sehe ich ihn an. Ich sollte nicht überfordert sein. Es ist doch nur eine ganz normale Frage., denke ich mir. »Mia. Ähm... Morris.«, antworte ich ihm nach einer gefühlten Ewigkeit. Er überlegt kurz. Für den Bruchteil einer Sekunde sieht es so aus, als ob er etwas sagen wollte, es aber dann sein gelassen hat.
Je länger ich mir ihn anschaue, desto mehr kommt es mir so vor, als ob ich ihn kennen würde.
»Und wie ist dein Name?« Das erste mal sieht er mir mit seinen eisblauen Augen in meine dunkelgrünen Augen. »Dave Lireyer.«, sagt er mir selbstbewusst. Jetzt müsste er sich eigentlich mit seinen Augen von mir lösen. Aber sein konstanter Blick bleibt auf mir ruhen. »Warum bist du vor den Wächtern geflüchtet?« Bei dem Klang seiner ruhigen und tiefen Stimme könnte man denken, dass man ihm alles anvertrauen kann. Aber ich kenne ihn nicht und deshalb sage ich nichts. »Lass mich raten, du weißt es selber nicht.«, sagt er schnaubend. Natürlich weiß ich, warum ich vor den Wächtern weg gerannt bin. Aber ich kann es nicht über mich bringen, es ihm zu sagen. Egal wie sehr ich es auch versuche, ich kann und will ihm nicht sagen, dass ich wegen den ganzen Experimenten geflüchtet bin. Also schweige ich. »Bist du einfach nur aus Spaß vor denen weg gerannt? Wenn ja, kannst du auch gehen. Ich habe keine Zeit für solche Dinge. Außerdem werde ich dich nicht vor den Wächtern beschützen, wenn das nur ein Spaß war.«, sagt er hysterisch. »Nein. Ich habe das nicht aus Spaß getan. Ich hatte Angst, dass die Wächter mich wehtun wollen.«, versuche ich ihm so ruhig wie möglich zu erklären. Seine prallen Lippen verformen sich zu einem Strich. Sein Gesicht sieht sehr verzweifelt aus. »Wieso würden die Wächter dir wehtun wollen?«, fragt Dave mich verunsichert. Er hört sich so hilflos und verwirrt an, dass ich mich frage, ob er gar nicht weiß, was sie mit uns Menschen machen. Oder haben die Wächter das nur mit mir machen wollen?
»Sie haben mich in eine Art Traum versetzt, um irgendwas an mir zu testen. Ich habe wirklich große Angst, was sie sonst noch vor gehabt hätten, wenn ich nicht davon gerannt wäre.«, sage ich nach einer Weile der Stille. In seinem Gesicht kann man schon förmlich die großen Fragezeichen sehen, so hilflos, wie er aussieht. »Es ist untypisch für die Wächter sowas zu tun.«, flüstert er zu sich selbst, aber so laut, dass ich es noch verstehen kann. Wenn das so untypisch für sie ist, warum haben sie es dann getan? Bin ich etwa rein Ausnahmefall? Nein das kann nicht sein. Ich bin nichts besonderes, für das man irgendwelche Ausnahmen macht.
Resigniert sehe ich zu Dave. Er sieht mich erwartungsvoll an. Plötzlich verändert sich seine Mimik von abwartend zu etwas undefinierbarem. Er kommt näher zu mir und streicht meine Haare nach hinten, sodass mein Hals frei von ihnen war. Vollkommen verwirrt und stock steif stehe ich vor ihm. Mit seinem Zeigefinger geht er an meinem Hals entlang. Als er in der Mitte angekommen ist, fängt meine Haut so stark an zu brennen, dass ich vor Schmerz aufstöhne. Ich zucke zusammen. Was ist da an meinem Hals? Schnell zieht er seine Hand wieder zu sich. An ihr befindet sich Blut. »Was hast du getan?«, schreit er mich an. Als ich in seine Augen sehe, ist nur Wut erkennbar. Er sieht so mächtig und böse aus, so wie er da steht. Die Angst die ich jetzt verspüre breitet sich in meinem ganzen Körper aus und verlieh mir eine Gänsehaut. Immer noch blicke ich ihm in seine Augen. Ganz kleinlaut frage ich: »Was soll ich denn getan haben?« »Du weißt es nicht?«, fragt er. Es scheint als ob er sich wieder im Griff hat. Egal was das gerade war. Nach diesem "Treffen" hoffe ich ihm nie wieder zu begegnen. »Was soll ich wissen?« Meine Worte hören sich eher wie ein wehleidiges krächzen an, als wie eine Frage. »Nichts.«, antwortet er mir. Wie jetzt? Erst schreit er mich an und jetzt sagt er einfach "Nichts"?
»Ich gehe jetzt.«, sage ich seelenruhig. Dieser junge Mann macht mir Angst, und das ist etwas, was ich jetzt im Moment nicht gebrauchen kann. »Du kannst jetzt nicht einfach gehen. Sie werden nach dir suchen. Du musst erstmal hier bleiben.«, sagt er, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. »Nein. Ich gehe, jetzt.«, gebe ich schnippisch zurück. Er sieht mich verzweifelt an. »Okay. Dann musst du mir aber deine Adresse geben.«, fordert er mich auf. »Wofür?«, frage ich verunsichert nach. »Weil ich sie brauche.«, antwortet er dominant. »Nein.«, sage ich schlicht. »Wenn du sie mir nicht freiwillig übergibst, dann werde ich dich halt ohne deine Hilfe finden.« Er geht zu einer Tür und zeigt mir den Weg nach draußen.
»Bis zum nächsten Wiedersehen würde ich dann mal so sagen.«, flüstert er zum Abschied. Ich gehe mit schnellen Schritten zur nächsten Bushaltestelle und fahre in die Stadt zurück.
Dort sehe ich mehrere Männer mit Bildern von mir in der Hand. Sie suchen nach mir. Was soll ich jetzt machen?
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Wächter-gefangen *new*
ActionIch stehe vor meiner Mom, die mich lächelnd ansieht. Ruhig sage ich ihr, dass ich gerne zu Luna, meiner besten Freundin, fahren würde. Verständnisvoll erlaubt sie es mir. Als ich vor Lunas Tür stehe, öffnet sie mir diese sofort. Wir gehen zusammen a...