Solch zartes Rot. Es war Blut, welches so herrlich vom Antlitz des Sonnenaufgangs seinen Glanz verliehen bekam, das von der schimmernden Schneedecke aufgesaugt zu werden schien. Mein Herz...Ich konnte spüren, wie es aufhörte zu schlagen. So fasziniert, wie gefesselt starrte ich auf den leblosen Körper eines jungen Mädchens. An einem Holzbalken waren ihre Arme auf den Rücken gebunden worden. Ihr Kopf...von dem was noch als Körper zu identifizieren war..getrennt...aufgespießt. Ihre Augen waren zu Eis erstarrt, die Lippen mit feinen Blutspritzern benetzt. Brust und Hals...aufgeschlitzt. Blut tropfte aus ihrem Unterleib. Den Würgereiz unterdrückend bemerkte ich, dass nunmehr nicht selbst es war, die ihren Körper zu kontrollieren schien. Zwei Schritte taumelte ich zurück und sank behutsam in ein weiches Bett aus Eiskristallen. Nicht fähig, zu sprechen, um Hilfe zu schreien. Noch bei Bewusstein erklang ein leises Knirschen, so als würde jemand oder gar etwas durch den tiefen Pulverschnee schweren Schrittes zu mir stapfen. Es kam näher...ja, immer näher, dass mich bereits sein Keuchen wie ein leichter Windhauch durchströmte.
Wer ist das?
Reglos lag ich in der Kälte. Bewegen konnte ich mich nicht. Atmen konnte ich nicht. Sterben konnte ich nicht. Ich vernahm ein kühles Gefühl auf meiner Stirn. Erst jetzt richteten sich meine Augenlider gen Himmel. Doch waren es nicht die Wolken, die ich zu Gesicht bekam. Nein,... vielmehr war es eine 99er Kaliber, in deren Lauf ich blicken konnte. Eine Fingerspitze umklammerte zögerlich den Abzug. Ich war darauf gefasst, mich von dieser Welt zu verabschieden, hier zu sterben.
Na los,...schieß schon!
Diese raue Stimme, welche die durch den Schnee gedämpfte Stille urplötzlich zu erhellen schien.
Henrik. Warum wusste er, wo er mich finden konnte? Glasig, so wie meine Augen waren, sah ich in die Seinigen. Sie waren Saphirblau. Er hatte in etwa mein Alter, doch eine weitaus stattliche Körpergröße erreicht. Von der Statur ausgehend nicht gerade jemand, den man als schmächtig oder gar mangelernährt einstufen konnte. Mit der Zeit hatte er sich einen bräunlichen zotteligen Bart stehen lassen, während die Haare auf seinem Kopf kurz rasiert worden waren. Ein Tunnel mit schwarz gezackten Stern zierte sein linkes Ohr. Doch wirkte seine Eigenart nicht etwa einschüchternd. Sie hatte -wenn ich es tatsächlich beschreiben solle- etwas Herzliches gar Liebendes an sich.Er trug einen gräulichen weiten Pullover darunter Jeans. An den Händen abgetragene gestrickte Handschuhe, da sie schon hier und dort kleine verkokelte Löcher aufwiesen. Umhüllt von einer Jacke aus dunklem Leder mit aufgestelltem Kragen...und schwarz geschnürten Lederstiefeln, die bis über die Knöchel reichten. Lediglich ein weißer Schal war um seinen Hals gewunden. Doch fiel mir auf, dass auch er durch Splitter einer Metallkugel entweiht worden war...Wie das Blut langsam aus seinem Mundwinkel über die Kehle rann und von seinem Halstuch aufgesogen zu werden schien. Da er dem Anschein nach den Ernst der Lage nicht begriff, holte er eine Schachtel Zigaretten aus seiner rechten Hosentasche hervor und begann genüsslich sich diese anzuzünden. Zug für Zug ließ er den Rauch in jegliche Richtung von sich schweifen. Sein Anblick erweckte die Vergangenheit zum Leben. Er zwang mich all die Trauer, den Schmerz, den Verlust eines Geliebten erneut zu durchleben. Doch war ich überglücklich ihn nach all der Zeit endlich in meine Arme schließen zu können. Nimmer mehr würde ich zulassen, von ihm getrennt zu sein.
Tränen der Trauer?
Nein...Freudentränen waren es, die wie ein Kristall zu Boden kullerten.
Doch ein Schuss durchbrach die Idylle...

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Gestatten, Jack the Ripper
RandomPlanet Erde. In ungreifbarer Zukunft. Einige Wissenschaftler vertreten die Auffassung, dass die gegenwärtigen Geschehnisse in ungefähr 60 Millionen Jahren exakt revue passieren werden. Der Zeitpunkt ist gekommen. Er kehrt zurück. Einer der größten...