Und da nahm das Unheil seinen Lauf

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Mal ganz ehrlich: Irgendwie war es schon bescheuert, von Arizona in dieses versiffte Forks zu ziehen. Ich meine: Keine Sonne! Wie sollte ich denn jetzt an meiner Bräune arbeiten, wenn es in diesem Kaff nonstop regnete? Unglaublich. Aber das war noch lange nicht alles: Anstatt bei irgendeiner Bekannten meiner Mom zu übernachten, musste ich allen Ernstes bei meinem ultralangweiligen Dad wohnen. Er war Polizist, also blieb mir nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass er einer der Sorte war, die trotzdem über ein wenig Koks hinwegsahen. Denn ohne das Zeug war ich aufgeschmissen.

Der Flug nach Forks war ganz okay. Na gut, diese eine bescheuerte Stewardess hat ernsthaft Tomatensaft über meine schöne neue Jeans gekippt, weshalb ich sie gleich böse angeguckt habe. Idiotin. Aber immerhin habe ich ausreichend Schlaf nachholen können, denn meine Mom hat letzte Nacht gemeint, mich unnötig über Umweltschutz aufklären zu müssen. Warum? Keine Ahnung. Mom war eben ein Öko-Freak.

Als ich am Flughafen von Dad abgeholt wurde, habe ich ernsthaft überlegt, ihn wegen der Sache mit dem Koks zu fragen. Habe es dann aber doch sein gelassen, weil er auf mich nicht gerade einen sehr glücklichen Eindruck gemacht hat. Er wirkte sehr... müde. Und lustlos. Entweder konnte er mich genauso wenig leiden wie ich ihn, oder er stand einfach unter Drogen. Letzteres wäre definitiv ein Vorteil für mich.

Es stellte sich heraus, dass mein Dad total high war. Er stellte mir Fragen wie "Sind deine Haare länger geworden?" und überfuhr sogar eine Katze. Irgendwie tat sie mir leid, aber ich konnte sie nun auch nicht mehr retten.

Zuhause angekommen, zeigte er mir mein Zimmer. Hat sich ziemlich verändert seit dem letzten Mal. Lila Bettwäsche, lila Tapete, lila Teppich. Sogar die Stifte in meinem lila Federmäppchen waren lila. Oh. Mein. Gott.
"Lila ist ja zurzeit in."
"Ja.... sicher Charlie."
"Du magst doch lila, oder?"
"Ja, total."
Ich hasste es.
"Ok... brauchst du noch was?"
Naja, was soll's, dann fragte ich halt.
"Koksen geht in Ordnung, oder?"
Und dann verließ er mit einem genuschelten "yolo" das Zimmer.

Fünf Minuten später war auch ich high und nachdem ich das fliegende Eichhörnchen und die bunten Schnecken aus meinem Zimmer verscheucht habe, spazierte ich durch das Haus. Ich verirrte mich und kam aus der Eingangstür heraus, wo Charlie und noch zwei andere Typen standen. Der eine hatte einen total hässlichen Cowboyhut und saß im Rollstuhl, der andere sah eigentlich ganz gut aus. Charlie schaute zu mir.
"Bella, das ist Jacob. Dein Sandkastenfreund."
Ich sah zu dem Typen im Rollstuhl und runzelte die Stirn.
"Nicht der. Warte mal - bist du etwa high?!"
Ich nickte und ignorierte das geflügelte Nashorn auf der anderen Straßenseite.
"Achso, das erklärt einiges. Nein, der andere, das ist Jacob. Der mit dem komischen Hut ist Billy."
"Mein Hut ist super. Du bist nur eifersüchtig."
Und dann streiteten sich Billy und Dad über den Cowboyhut.
"Oh Gott, wie kindisch", murmelte ich.
"Ja, und es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Ich bin Jacob."
"Ich weiß. Aber mal ehrlich, sein Hut geht wirklich gar nicht."
"Ja."
Jacob grinste mich an und zwinkerte mir zu. Er warf sein langes, schwarzes Haar zurück und zwinkerte mir noch einmal zu. Dann grinste er wieder.
"Warum sind deine Haare so lang? Sieht schwul aus. Bist du schwul?"
"Nein, ich - "
"Ist schon in Ordnung. Ich hab nichts gegen Schwule."
"Aber - "
"Passt schon. Liebe ist Liebe und so. Was soll eigentlich die orangene Schrottkarre hier? Ist die Charlie's?"
Irgendwie fiel mir das Auto erst gerade eben auf, obwohl es genau neben mir stand. Die ganze Zeit. Oh Gott, wie viel Koks habe ich eigentlich gerade genommen?!
Billy meldete sich zu Wort.
"Nein, hat Charlie mir abgekauft. Ist für dich."
"Wie viel hast du dafür bezahlt, Dad? Hoffentlich nicht zu viel."
"Ich habe ihn regelrecht abgezo - ich meine, es war ein fairer Preis. Stimmt's, Charlie?"
Er antwortete müde: "Sicher."
"Wow. Danke Dad...? Ja. Danke..."
"Keine Ursache."
Dad und Billy fuhren mit ihrer Diskussion über 'modische Hüte im 21. Jahrhundert' fort, während ich
Jacob unsicher zuflüsterte: "Die werden mich in der Schule sowas von auslachen."
"Ja. Werden sie."

Ich bin ein Vampir - holt mich hier raus! Eine Geschichte mit BissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt