Kapitel 3

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Ruby's P.o.v.

Als die Schulkrankenschwester sich vergewissert hatte, dass es mir auch wirklich wieder besser ging, durfte ich gehen. Ich war immer noch vom Traum verwirrt. Warum sollte ich ausgerechnet von Maxime träumen? Ich war auf dem Weg nach Hause. Da ich früher gehen durfte,als es geplant war, war der Fahrer noch nicht da. Ich entschied mich zu laufen, statt anzurufen und mich abholen zu lassen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Es war schön ruhig, da um diese Uhrzeit alle entweder arbeiten oder in der Schule waren. Und die die nichts zu tun hatten blieben wegen des angekündigten Regens zuhause. Ich entschied mich für den Umweg durch den Park. Ich lief gerne hier durch, denn es war meistens sehr ruhig und man begegnete kaum jemanden, ausser gelegentlich ein paar Rentnern. Damals soll der Park sehr beliebt gewesen sein, aber heute kam kaum noch einer hier durch. Besonders, durch den eher etwas abgelegenen Teil durch den ich immer lief. ich stellte mir dabei gerne vor, ich sei auf einem anderen, unbewohnten Planeten, den ich für mich ganz alleine hatte. Es wäre niemand da, der sich über mich lustig machte oder mit dem ich mich vergleichen müsste, keine Gesellschaft an die ich mich anpassen müsste. Es gäbe nichts, worüber ich mir Gedanken machen müsste. Ich setzte mich auf eine Parkbank. Der Traum fiel mir wieder ein. Warum hatte ich von Maxime geträumt? War es nur ein zufälliger Traum gewesen? Aber er hatte so real gewirkt. Ich starrte den Rosenbusch mir gegenüber an.

Kirchenglocken rissen mich aus meinen Gedanken. Ich wollte nicht wissen wie lange ich so da gesessen und wie ein Idiot vor mich hingestarrt hatte. Ich sah auf mein Handy, ich sollte mich jetzt wirklich auf den Weg machen. Der Himmel hatte sich während meiner kleinen Auszeit deutlich zugezogen. Wenn ich nicht nass werden wollte, sollte ich mich jetzt besser beeilen. Eilig lief ich los, aber der Himmel schien meine Gedanken gehört zu haben, denn direkt fielen die ersten Tropfen. Es fing an wie aus Eimern zu schütten, jetzt noch zu rennen brachte mir nicht das Geringste, also entschloss ich mich entspannt zu laufen. Durchnässt war ich ja jetzt ohnehin schon, da musste ich mich jetzt nicht auch noch abhetzten. Nur gut, dass meine Tasche wasserfest war. Hätte ich gewusst, dass ich zurück laufen würde, hätte ich meinen Regenschirm eingepackt. Ich lief weiter und ärgerte mich im stillen über mich selbst, bis ich bemerkte, dass ich plötzlich keinen Regen mehr abbekam. Verwundert schaute ich nach oben und stellte fest, dass über mir ein schwarzer Schirm war. Abrupt blieb ich stehen und drehte mich in die Richtung, in der ich den Besitzer vermutete. Vor mir stand ein großer,gut aussehender Junge. Er war einen Kopf größer als ich, hatte schwarze Haare und ein fein geschnittenes, hübsches Gesicht und starrte mich aus seinen zweifarbigen Augen an. Moment, zweifarbig? Ich sah genauer hin, aber das eine blieb golden und das andere strahlend blau. Ungläubig starrte ich ihn weiter an. Auf einmal verzog er seine sexy Lippen zu einem Lächeln und fragte mit tiefer männlicher Stimme "Wie lange sollen wir noch hier stehen bleiben? Dir muss doch echt kalt sein in deinen nassen Klamotten oder nicht? Und ich kann doch nicht zulassen, das ein süßes Mädchen wie du sich erkältet." Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss. Wer war der Kerl? Nicht viele brachten sowas, einfach mal so über die Lippen, besonders bei einer Fremden. Zugegen, ich fühlte mich ziemlich geschmeichelt, dass er mich süß genannt hatte, das bekam ich nicht oft zu hören. Ich bekam meist das Gegenteil an den Kopf geworfen. "Ähm..." mehr bekam ich nicht raus. Ich war überfordert mit dieser Situation und wusste nicht was ich antworten sollte, ohne dabei total dämlich und kindisch zu klingen. In diesem Moment, wünschte ich mir mehr wie Maxime zu sein. Sie hätte bestimmt eine passende Antwort gehabt und sich nicht so blöde angestellt wie ich. "Oh, bist wohl etwas schüchtern was? Niedlich. " Niedlich? Hatte er das grade wirklich gesagt? Aber auch darauf hatte ich keine passende Antwort. So blieb mir nichts anderes übrig, als weiter den hübschen Fremden anzustarren. Und verdammt, er war wirklich attraktiv. Warum, sprach mich so einer an? Auf einmal machte es klick in meinem Kopf. Er machte sich über mich lustig. Ihm machte es Spaß mich mit seinen Sprüchen zu verunsichern und sich meine Reaktion anzusehen. Dieses Muster hatte ich schon oft bei den Freunden meines Bruders beobachten können. Sie machten sich einen Spaß daraus unsichere und schüchterne Mädchen, mit ihren Sprüchen in Verlegenheit zu bringen. Dadurch fühlten sie sich mächtig und überlegen. Als ich das begriff, fand ich auch meine Sprache wieder. "Natürlich ist mir kalt, aber ich wüsste nicht, was dich das angeht. Und ich und schüchtern? Nicht wirklich, du hast mich nur erschreckt, das ist alles." Belustigung glitzerte in seinen Augen. Er fand es also lustig, dass ich ihm die Stirn bot. Der Typ mochte also Herausforderungen, die konnte er haben. "Warum so aggressiv? Ich wollte nur nett sein. Und du wirst dich wirklich erkälten wenn wir hier weiter so rumstehen. Warum gehen wir nicht ein Stück in die Richtung in die du musst und ich halte ganz gentleman-like den Regenschirm für dich?" Ich hätte wirklich gerne mit ihm diskutiert, aber mir war wirklich sehr kalt also würde ich wohl oder übel zustimmen. Er schien zwar seinen Spaß an mir zu haben, aber bedrohlich, wie die Freunde meines Bruders, wirkte er nicht. "Ich bin nicht aggressiv, nur etwas skeptisch. Aber in Ordnung, wenn du so darauf bestehst. Ich muss nach rechts." Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Fremden."Trifft sich da muss ich nämlich eigentlich auch lang. Dann komm lass uns gehen." Wir liefen los. Warum hatte ich eigentlich zu gestimmt? Normalerweise hätte ich abgelehnt. Aber, bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, entzog sich mir dieser Gedanke auch schon wieder. Irgendwann erreichten wir die Einfahrt zu meinem Haus. Es regnete immer noch in Strömen und der Fremde hatte die ganze Zeit wie angekündigt den Regenschirm gehalten. Seine rechte Schulter war nass. Hatte er etwa den Regenschirm die ganze Zeit absichtlich so gehalten, dass ich keinen Tropfen abbekam, obwohl seine Schulter deswegen nass wurde? Wirklich gentleman-like, dass musste ich ihm lassen."Hier wohne ich. Danke, dass du mich unter deinen Regenschirm gelassen hast. Und entschuldige, dass wegen mir jetzt deine Schulter nass ist. Möchtest du vielleicht mit rein um dich ein bisschen auf zu wärmen und deine Klamotten trocknen zu lassen?" Mir fiel nichts besseres als Dank ein als ihn zu mir ein zu laden auch, wenn meinen Eltern dass bestimmt nicht gefallen würde. Er lächelte mich an, dieses Mal ehrlich und sanft. " Danke aber ich muss los. Trotzdem nett von dir. Die meisten Mädchen, hätten das mit meiner Schulter nicht mal bemerkt. Also machs gut,man sieht sich, süße Ruby." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. Ich rannte das die Einfahrt lang zum Haus, fischte meinen Schlüssel aus der Jackentasche und schloss die Tür auf. Drinnen zog ich meine durchnässten Schuhe aus und wollte in mein Zimmer gehen. Mitten auf der Treppe, blieb ich schlagartig stehen. Seine letzten beiden Worte waren 'süße Ruby' gewesen. Ich hatte ihm gegenüber nie meinen Namen erwähnt. Ein seltsames Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus und ich wurde den Eindruck nicht los, dass dies nicht unser letztes aufeinander treffen gewesen war. Wer war er? Und woher wusste er, wer ich war? Und was wollte er?


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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 10, 2015 ⏰

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Die Prophezeiung des roten MondesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt