capitulum duo

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Für ein paar Sekunden herrschte Stille am anderen Ende der Leitung und der Mann konnte sich ein leises Seufzen beim besten Willen nicht verkneifen, während er mit seinem rechten Fuß nervös auf dem Boden herum tippte, die ganze Nacht hatte er kein Auge zugetan, er musste immer wieder daran denken, was er erfahren hatte und das diese Information wohlmöglich sein Leben verändern würde, währenddessen, in der Wohnung der jungen Frau huschte ihr Blick durch den Raum und blieb an einer großen Wanduhr hängen, dessen Zeiger sich kaum zu bewegen schien, eine tiefe Falte bildete sich zwischen ihren anmutig geschwungenen Augenbrauen. "Robert? Du weißt schon, dass die Ich-bitte-Mia-um-Hilfe Sprechstunde schon längst vorbei ist, oder?", fragte sie leicht verwirrt nach, wobei sich allerdings nichts desto trotz ein leicht amüsierter Ausdruck auf ihr Gesicht gelegt hatte.
"Das ist mir schon bewusst, doch ich dachte, in meinen jugendlichen Leichtsinn, dass du deinem alten Freund eine Ausnahme gestattest.", Robert am anderen Ende lachte kurz auf und die junge Frau schüttelte belustigt mit dem Kopf, was zur Folge hatte, dass sich ein paar einzelne Strähnen aus ihrem hohem Dutt lösten und ihr in das anmutige Gesicht fielen. Sie überlegte eine Zeit lang, einerseits, weil sie ihn ärgern wollte und andererseits, weil sie nicht einschätzen konnte, wobei er denn heute so dringend ihre Hilfe brauchte.
"Jugendlicher Leichtsinn also,", fing sie kichernd an, ehe sie sich zusammenriss und fortfuhr, "Der hat dich im übrigen nicht im Stich gelassen, denn deine alte Freundin hat ihre Sprechstundenzeit spontan verlängert, also: Bei welcher Sache kann Doktorin Kirschner Ihnen Helfen Professor Langdon?", fügte sie hinzu biss sich schnell auf die Zunge, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.
"Ich habe es auch am Anfang nicht
geglaubt, doch es scheint erschreckend wahr zu sein.", er machte eine kurze Pause um so viel Spannung wie möglich heraus zu holen. "Der Weihnachtsmann hat beschlossen eine Ballettkarriere zu starten?", unterbrach Kirschner ihn sarkastisch, was Robert die Augen verdrehen ließ, sie konnte auch nie ernst bleiben, doch das war eine Eigenschaft, die der Mann so sehr an ihr mochte, da sie in der, noch so ausweglosesten Situation einen kühlen Kopf behielt und mit Witz und an die Sache heranging. "Du verdrehst schon wieder die Augen! Ich kann es spüren. Nenne es weibliche Intuition!", riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken und er konnte ein schmunzeln nicht unterdrücken. "Ist es dieses drücken auf deinem Magen, welches du hin und wieder spürst?","Genau das ist es! Wenigstens ein Mann, der dieses Gefühl kennt!", "Bist du hungrig Mia?", sprach er seine Gedanken aus und prompt schnaubte es am anderen Ende der Leitung, gefolgt von einem lauten Knurren, was ihn an das Brüllen eines Braunbären erinnerte. "Erwidere gar nichts darauf, dein Magen hat schon alles gesagt.", lachte der ältere Mann und wurde jedoch ein Augenblick später wieder ernst. "Mia um auf das vorherige Thema zurückzukommen.", "Will der Weihnachtsmann jetzt eine Ballettkarriere starten oder nicht?", unterbrach sie ihn schon wieder und ein leises Knurren kam daraufhin über seine Lippen. "Nein will er nicht und wird er auch niemals, den Weihnachtsmann gibt es nicht! Es ist etwas viel erschreckenderes!", fing er wieder von vorne an. "Danke Robert! Du hast gerade mein Weltbild zerstört -", die junge Frau wurde nun von dem Angesprochenen unterbrochen, der sichtlich genervt zu sein schien. "Mensch Mia! Kannst du nicht ein einziges Mal in deinem Leben ernst sein?", fragte er rhetorisch und hörte die junge Frau im Hörer schon tief einatmen, ein Zeichen, dass sie ansetze um zu antworten. "Wag es dich jetzt etwas zu sagen!", "Wir leben in einem demokratischen Land Robert, ich kann sagen was ich will!", kam es vom anderen Ende, die junge Frau hörte sich fast schon so an, als würde sie schmollen und ein wenig tat Robert sein herrischer Ton schon leid.
"Das ist mir bewusst Mia, doch ich versuche dir gerade etwas wichtiges mitzuteilen und du unterbrichst mich ständig", tadelte er sie, bevor er einen neuen Versuch startete und seine Gesprächspartnerin nun endlich einmal schwieg, "Ich habe die Nacht ein Fax erhalten, in diesem war ein Zettel beinhaltet und auf diesem war klar und deutlich ein Ambigramm zu erkennen-", wieder einmal wurde er in seiner Erklärung unterbrochen, "Wie jetzt?", sie konnte es einfach nicht lassen. "Streng mal deine grauen Zellen an, Professorin Kirschner! Weswegen würde ich mich genau bei dir melden und nach deiner Hilfe fragen?", "Weil du sonst keine anderen Freunde hast?", konterte die junge Frau grinsend, doch Robert versuchte diese Provokation zu ignorieren und schüttelte augenverdrehend den Kopf, "Wer von uns ist den die Theologin? Du oder ich?", "Ich natürlich!", kam es leicht schnippisch zurück, "Also, warum frage ich dann nach deiner Hilfe? Welches Ambigramm könnte auf dem Zettel sein?", versuchte er sie weiter in die richtige Richtung zu schieben und ein lautes Lachen auf Seiten der jungen Professorin ließ ihn verwirrt drein schauen, fragend schaute er den Hörer an und zog, obwohl sie es nicht sehen konnte, eine Augenbraue nach oben, auf der anderen Seite der Leitung lag der Blick der jungen Frau die ganze Zeit auf der Arbeit die sie zu korrigieren hatte. "Robert, hör auf so zu tun, als würdest du mit einem Kleinkind reden! Ich wusste es schon die ganze Zeit, liebe es aber ja bekanntlich dich an der Nase herum zu führen.", kicherte sie fröhlich und pustete sich kurz die kitzelnden Strähnen aus dem Gesicht.
"Illuminati."

Verte - Wende das Blatt (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt