capitulum trēs

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Auf der Seite der jungen Frau drang ein anerkennendes Pfeifen durch den Hörer und ein kurzes grinsen schlich sich auf ihre Lippen, "Und was bekomme ich jetzt dafür, dass ich die Frage richtig beantwortet habe?", Robert am anderen Ende der Leitung kam wieder einmal nicht darüber hinweg die Augen zu verdrehen, "Einen Tritt in den Hintern weniger, dass du mich zum tausendsten Mal an der Nase herum geführt hast?", nach seiner Antwort musste er leicht schmunzeln, da er ein empörtes schnauben von der jungen Frau hörte, "Hattest du wieder einmal einen Clown zum Frühstück?", schmollte sie, musste sich jedoch stark zusammenreißen um nicht in Gelächter auszubrechen, "Ich hatte noch gar kein Frühstück meine Liebe.", "Dann zum Abendessen?", ein leises Lachen schlüpfte über ihre Lippen, sie wurde jedoch sofort danach wieder ernst. "Woher kam das Fax, Robert?", sprach sie das aus, was ihr schon seit ein paar Minuten auf der Zunge gelegen hatte, auf der anderen Seite zögerte es, "Woher kam es?", immer noch hörte sich die Stimme der jungen Frau fragend an, obwohl sie schon schlimmes ahnte. "Robert!", rief sie aus, jetzt klang sie schon beinahe verzweifelt, da sie es hasste, wenn er nicht mit ihr sprach, "Es kam aus dem Vatikan.", seine Stimme klang weit entfernt, dumpf und hohl, sein Gesagtes hatte schon beinahe einen kryptischen Klang gehabt und beinahe hätte die junge Frau das Handy fallen gelassen, denn ihr ganzer Körper fing urplötzlich an zu zittern, ihr wurde heiß und kalt zugleich. Vor ihrem inneren Auge spielten sich Tausende von Erinnerungen ab, doch eine war am stärksten und ohne etwas dagegen tun zu können wurde sie in diese hineingezogen:

"Mia wie schaffst du es immer, dass sich deine Landungen wie auf einer Wolke anfühlen?", hörte die junge Frau die Stimme ihres besten Freundes über die Kopfhörer und lachte belustigt auf. "Übungssache mein Lieber Luca!", antwortete sie und zwinkerte ihm zu, ehe sie ihre geliebte Maschine ausstellte und sich abschnallte, all dies geschah in Rekordzeit, der Mann neben ihr, der sich auch mal allmählich den Kopfhörer ausgezogen und die Gurte gelöst hatte, schaute sie fragend an, "Hast du etwa wieder eine Verabredung mit deinem...", die junge Frau unterbrach ihn, "Sag jetzt bloß nichts falsches! Du bist doch nur eifersüchtig!", sie knuffte ihn in die Seite, was zur Folge hatte, dass der junge Mann die Arme vor der Brust verschränkte, "Auf ihn? Eifersüchtig? Niemals.", ist sein Kommentar dazu, doch die junge Frau hatte ihn durchschaut, "Du kannst mir nichts vormachen. Nur weil ich dir damals einen Korb gegeben habe, machst du jetzt jeden Mann mit dem ich etwas anfangen könnte, schlecht, Luca! Und bei ihm bin ich mir sicher, er ist der richtige!", tadelte sie ihn amüsiert, er jedoch schaute ihr einfach nur durchdringend in die hellen Augen, nachdem er seine Tür geöffnet hatte, "Warte es ab meine Liebe Mia! Irgendwann wird er dir wehtun und dann werde ich da sein um dich zu trösten.", "Hah! Träum weiter! Er würde mich niemals verletzen.", sagte sie ernst, grinste ihren besten Freund dabei jedoch breit an, als sie aus dem Inneren sprang und mit beiden Füßen auf dem asphaltierten Boden aufkam. Sie winkte ihm fröhlich zum Abschied zu, doch der junge Mann, der immer noch in der Maschine saß funkelte sie einfach nur an, doch man sah ihm an, dass er ein grinsen nur schwer unterdrückte, "denk an meine Worte Mia!", rief er ihr hinterher, als sie sich auf den Weg zu dem Gebäude machte und in dessen inneres lief.

"Mia?", sie schreckte auf, als sie ihren Namen vernahm, allerdings war die Erinnerung noch so stark, dass sie abermals von ihr übermannt wurde:

Im Inneren des Gebäudes angekommen, machte die junge Frau sich auf den direkten Weg in ihr Zimmer, welches sie sich mit ihm teilte. Dem Mann, den sie liebte und auch immer lieben würde, egal was ihr, ihr bester Freund einzureden versuchte.
Fröhlich stieß sie die Tür auf, blickte sich in dem großen Zimmer um und erstarrte postwendend.
Das Zimmer wies eine Veränderung auf, es war leerer als bis vor ein paar Stunden, viele Dinge fehlten, erst ging die junge Frau von einem Einbruch aus, doch diesen Gedanken verwarf sie sofort wieder, da ihr Mobiltelefon, sowie der Fernseher noch an ihrem Platz lagen und auch eine andere Sache passte nicht ins Bild, das Bett in dem sie mit ihm geschlafen hatte, war auf einer Seite gemacht, die Panik traf sie wie ein Schlag in die Magengrube und ohne nachzudenken schoss sie nach vorne, auf den Kleiderschrank zu, den sie sich mit ihrem Freund geteilt hatte, hektisch riss sie die Türen auf, seine Klamotten fehlten und es sah beinahe so aus, als wären eben diese niemals da gewesen.
Der Schock saß ihr tief in den Knochen und für einen Augenblick konnte sie sich nicht bewegen, dann drehte sie sich um und entdeckte einen weißen Umschlag auf ihrer Seite des Bettes.
Mit zitternden Beinen ging sie auf diesen zu und nahm ihn in ihre filigranen Hände. Ihre Sicht verschwamm und urplötzlich, ohne das sie es mitzubekommen schien, liefen heiße Tränen ihre Wangen herunter.
Auf dem Umschlag war mit schwarzer Tinte etwas geschrieben, was sie mit verquollenen Augen nicht entziffern konnte, doch es war unverkennbar seine Schrift, die Schrift des Mannes, den sie liebte.
Als sie erkennen konnte, was auf diesem stand, fingen ihre Schultern an zu beben.
~ Für meinen Engel ~
Und nun, ohne das sie diesen Brief öffnen musste, wusste sie es und diese Erkenntnis zerriss ihr das Herz.
Er hatte sie verlassen.

"Mia? Bist du noch da?", als die junge Frau anfing ihre Umgebung um sich herum wieder klar wahrzunehmen, drang auch die Stimme Roberts wieder an ihr Ohr.
"Halte das Flugticket für mich bereit. Ich komme mit."

Verte - Wende das Blatt (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt