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Sie standen sich gegenüber, Auge in Auge. Ein paar vereinzelte Zuschauer hatten sich auf der Tribüne gesammelt und verfolgten das Schauspiel. Kim nahm all ihre Kraft zusammen, sie musste sich jetzt konzentrieren. Heute war der große Tag, an dem sich herausstellen würde, wer mit auf die Reise durfte. Die Reise, von der seit Tagen alle sprachen, die Reise, die einem die Möglichkeit gab sich zu beweisen. Jedoch war Kim nicht allzu froh darüber, denn wenn sie auserwählt würde, konnte Kato, ihr bester Freund seit sie denken konnte, nicht mitkommen und andersherum, obwohl sie seit ihrer Kindheit immer alles zusammen Unternommen hatten. Aber gegen Tyee, einen breitschultrigen Mann mit kurzen dunkelblonden Haaren und Schnauzer, konnte sie nichts sagen, er war einfach in ihr Dorf gekommen, hatte gesagt alle, die bereits das Kämpfen mit Elementen erlernt hatten, sollten an einem Turnier antreten und der Gewinner würde die Herrin begleiten müssen. Nun waren nur noch Kim und Kato übrig, sozusagen im Finale. Die Beiden mussten nun ausrangieren wer der bessere Kämpfer war, und dann würde Tyee entscheiden, wer die Herrin von Wilona auf die Reise begleiten würde. Er war ein ausgebildeter Bote, der Nachrichten überbrachte und Aufträge ausführte. Wer ihn etwas besser kannte, wusste dass er einer der Lieblingsboten der Herrin war, denn er arbeitete pflichtbewusst und ließ sich nur sehr schwer ablenken oder umstimmen, deshalb auch das Aussichtslose Gespräch das Kim mit ihm geführt hatte, ob sie und Kato beide mitkommen dürften. Er hatte nur immer wieder betont, die Herrin hätte gesagt nur der beste und das war nun mal nur eine Person, nicht zwei. Leider.

Zurück zur Reise, es hörte sich schon grotesk an, von einer „Kampftruppe" begleitet werden zu müssen, jedoch ließ sich derjenige den sie besuchen würden nicht dazu bewegen, sich in einem der Dörfer, nahe der Burg niederzulassen. Folglich musste eine Reise über zwei Tage und Nächte unternommen werden, wenn sie Pech hatten auch länger.

Katos Angriff holte sie aus ihren Gedanken zurück, schnell sprang sie ausweichend zur Seite. Er grinste. Sie grinste zurück. Jeder von ihnen gönnte dem anderen die Reise antreten zu dürfen, denn die Belohnung von 300 Goldmünzen, die dabei heraus sprang, würden sie sowieso unter ihren beiden Familien aufteilen. Hier in Wilona war niemand besonders reich, aber es musste auch keiner hungern oder auf der Straße leben. Trotzdem war der Essensvorrat zu manchen Zeiten schon sehr knapp und es standen nicht immer Arbeitsplätze zur Verfügung. Wer hier arbeitet, bekommt Stundenlohn, der je nach Anbieter sehr variieren kann. Man geht also morgens auf die Straße, sucht nach der erstbesten Gelegenheit, Geld zu verdienen und lässt sich die Stunden auszahlen. Aus Erzählungen ihrer Großmutter wusste Kim von anderen Orten, an denen man einen festen Beruf hatte und feste Arbeitszeiten. Wenn sie ehrlich war fand sie ihr System besser, denn es war abwechslungsreicher und man war unabhängiger. Einzig musste man darauf achten, in den frühen Morgenstunden bereits ein Angebot zu finden, denn spätestens beim 6. Glockenschlag waren alle schon vergeben.

Da Kim merkte, dass sie noch nicht all ihre Konzentration bündeln und in Energie umwandeln konnte, errichtete sie eine unsichtbare Erd-Schutzmauer, indem sie aufstampfte und die Hände vom Boden bis über ihren Kopf führte. Sie hoffte, dadurch ein bisschen Zeit zu gewinnen, jedoch zerstörte ein Feuerball von Kato ihre Hoffnung sofort wieder. Dann endlich kribbelten ihre Fingerspitzen und eine wohlige wärme breitete sich in ihr aus, bis in den letzten Winkel ihres Körpers. Jetzt hochkonzentriert spürte sie schon fast wie die Energie durch ihren Körper strömte, darauf wartend eingesetzt zu werden. Also gut, dann werden wir mal sehen, wer hier der Bessere ist. Kim grinste und formte die Hände zu einer Kugel. Noch bestand sie nur aus Luft, jedoch änderte sich dies, als sie einmal kurz schnipste. Es loderte zwischen ihren Händen, und sie holte aus. Ein weiterer Angriffsball von Kato kam zischend auf sie zu. Sie drehte sich schnell zur Seite weg und zielte auf ihn. Lachend beobachtete er ihren Feuerball, wie er ein paar Meter von ihm entfernt in das Gitter der Arenen Wand krachte, welches kurz aufglühte.

WilonaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt