Sie schwiegen. Kim war in Gedanken bei der bevorstehenden Reise und Kato hielt sich respektvoll zurück. Die beiden folgten einem Pfad durch den Wald, der sie von dem Trainingsplatz, der Arena auf der Lichtung, zurück ins Dorf führte. Die Luft roch feucht, nach Erde und Tannennadeln und ihre Schuhprofile hinterließen Spuren im weichen Waldboden. Singende Vögel zogen über den bewölkten Himmel und ließen sich auf dem Nächstbesten Ast nieder, um eine bessere Übersicht über die Beute die am Boden krabbelte zu haben. Irgendwo hörte man einen Specht sein Nest hämmern und eine Elster ihr Lied präsentieren. Ein Gefühl der Freiheit durchströmte Kim, sie war sehr gerne und oft in diesem Wald, am liebsten auf einem der Hochsitze, die sich in den Baumkronen versteckten. Dort konnte sie immer mit ihren Gedanken und Gefühlen ungestört nachdenken und für sich sein. Viel zu schnell erreichten sie schon den Dorfplatz, überquerten ihn und blieben auf der anderen Seite stehen. Ihre Wege trennten sich jetzt.
„Hey" Kato versuchte Kims Aufmerksamkeit zu bekommen, die immer noch in Gedanken versunken war.
„Ja?", fragte sie.
„Viel Glück!"
„Danke!" Sie sahen sich an und fielen in eine Umarmung. Kim drückte ihn so fest sie konnte, wer wusste, wann sie sich wieder sehen würden.
„Komm gesund zurück und lass Anevay am Leben!", schmunzelte Kato vorwurfsvoll und Kim versicherte mit einem Blitzen in den Augen: „Keine Angst, sie wird so lebendig zurückkommen, wie sie Wilona verlässt. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer."
„Gut. Dann geh jetzt und ruh dich aus, damit du morgen keine Last wirst, weil du während des Gehens einschläfst." Sie lachten und umarmten sich noch einmal. Letztendlich gingen sie in Entgegengesetzte Richtungen fort, wobei Kim sich immer wieder umdrehte, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte.
Als sie Zuhause ankam, straffte sie die Schultern und ging die Treppen hoch, bereit ihrer Familie die Neuigkeit zu überbringen. Noch bevor sie die Tür berührte, um zu klopfen, wurde sie geöffnet und Finn sprang in Kims Arme.
„Kimmi!", rief er und drückte sie so fest er konnte.
„Hey Kleiner, nicht so stürmisch" lachte sie.
Finn war Kimimalas kleiner vier-jähriger Lieblingsbruder. Payton, ihr älterer Bruder, war bereits in der Ausbildung zum Boten der Herrin und ihre kleine Schwester Néle war bei einem Feuer ums Leben gekommen.
„Rat mal, was ich heute 'macht hab!" fragte der Kleine aufgeregt und sprang um sie herum.
Er konnte nicht so gut reden, weil er es einfach nie besser gelernt hat. Es hatte nie wirklich jemand Zeit für ihn gehabt, als er geboren wurde, bis Kim die Verantwortung übernahm und ihn großzog. Da war er allerdings schon eineinhalb Jahre alt und deshalb mit der Entwicklung etwas hinterher.
„Hm, hast du einen neuen Stein für deine Sammlung gefunden?"
Er liebte Steine, deshalb hatte er irgendwann letztes Jahr angefangen, sie zu sammeln. Jetzt liegen sie alle gut versteckt in einer selbst geschnitzten Box, die Kato ihm damals geschenkt hatte, unter seinem Bett wo keiner sie finden konnte.
„Nein!", antwortete er vergnügt und stolperte fast über seine kleinen Füße.
„Und hast du die Ritter besiegt, die deine Burg angegriffen haben?"
„Nein, nein, nein!"
„Na was war es den dann?", fragte Kim und strich ihm über den Kopf.
„Mama hat 'esagt ich soll Mehl kaufn undann hat die Frau's mir 'eschenkt!"
„Wow, das hat sie getan? Das ist aber lieb von ihr. Hast du dich bedankt?"
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Wilona
FantasyKimimala und andere Auserwählte, die das Kämpfen mit Elementen erlernt haben, müssen ~ als Verteidiger und Schützer ~ die Herrin ihres Landes auf eine Reise begleiten die sie durch unbekannte, fremde Gebiete führen und einige Turbulenzen und Gefahre...