Miri und ich passen besser zusammen als anfangs gedacht. Sie ist sozusagen das perfekte Gegenstück zu mir. Ihr Zimmer ist plüschig und pink, sie ist optimistisch, fröhlich und energiegeladen. Sie ist freundlich, naiv und hat ein Herz für Tiere.
Ich habe mit vierzehn alle Pink- und Rosatöne aus meinem Zimmer verbannt. Jetzt enthält es sozusagen 50% des weißen Ikea-Mobiliars. Ich bin Pessimistin und es muss ein wirklich sehr schöner Tag sein, damit ich freiwillig meine Energie zur Fortbewegung verschwende.
Ich bin dieses Mädchen, das einen schlechten Einfluss auf Andere ausübt, sodass sie plötzlich auch so antriebslos sind wie ich. Wie gut, dass es niemanden gibt, auf den ich Einfluss ausübe. Miri ist ziemlich immun, was das betrifft.
Sie ist geschützt durch ihre pinke Plüschwelt.Ich habe wieder einmal eine Doppelstunde Chemie hinter mich gebracht. Heute war der Unterricht sehr trocken. Ich verlasse das Klassenzimmer und schicke Miri eine SMS. Meine Mutter und mein Bruder sind heute Nachmittag nicht zu Hause und ich will nicht alleine sein. Das ist ziemlich seltsam, wenn ich darüber nachdenke. Ich war immer eher der Einzelgängertyp und habe es genossen, ganz für mich zu sein.
Miri antwortet schnell und wir verabreden uns in der Aula. Ich gehe gemütlich in das Gebäude hinüber, in dem sich die Aula befindet. Angekommen, ist Miri nicht zu übersehen. Das Pink ihrer Schuhe ist einfach zu... pink für mich. Ich versuche also dem grellen Etwas, was sich an ihren Füßen befindet, auszuweichen und schaue konzentriert die Säulen der Aula an. Als Miri mich entdeckt erscheint auf ihrem Gesicht wie auf Knopfdruck ein Lächeln und sie kommt mir entgegen gelaufen. Wir umarmen uns nicht, da ich, was Körperkontakt betrifft, leicht bis mittelschwer penibel bin.
Ich bin so ein Freak. Aber ich meine, das ist doch der Grund, warum ich überhaupt meine Geschichte aufschreibe. Normal ist langweilig. Wir wollen Freaks!
Wir laufen also ohne Umarmung einfach nebeneinander her und ich bin wirklich froh, dass Miri mittlerweile aktzeptiert hat, dass ich nach einem Schultag erst einmal zehn Minuten genug von Reden habe. Der Unterricht stresst mich schon genug, was das Führen von Gesprächen betrifft.Angekommen auf Miris flauschigem, pinken Bett, werfe ich mich in die Ansammlung aus flauschigen, pinken Kissen und seufze, weil Liegen einfach meine Lieblingsbeschäftigung ist. Mit geschlossenen Augen lässt sich das ganze Pink auch besser ertragen. Wer das gleiche Problem hat, kann das ja mal ausprobieren. Geschlossene Augen sind einfach ein super Tip. Funktioniert auch, wenn man sein Gesicht nach dem Aufstehen nicht ertragen will.
"Willst du auch was zu Essen, Juno?"
"Ich will immer was essen, also Ja!"
Einige Minuten später kommt Miri mit einem Tablett ins Zimmer, auf dem zwei dampfende Teller mit Kartoffelbrei und Gemüse stehen.
"Danke. Danke. Danke. Du bist wirklich toll."
Ich werde wirklich ungewöhnlich freundlich, wenn es ums Essen geht.
"Gern geschehen.", Miri setzt sich zu mir in die flauschige, pinke Welt. Dann herrscht genussvolle Stille.
Die besten Menschen sind die, mit denen man schweigen kann, ohne dass es sich komisch anfühlt.
Miri ist wirklich eine der Besten. Das ich so jemals einen Menschen bezeichnen würde, der in einer flauschigen, pinken Wolke lebt und pinke Schuhe trägt, hätte ich nicht erwartet.Wie unerwartet das Leben doch spielt.
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JUNO - Be different. Stay different.
RomanceDies ist eine Geschichte von mir, Juno. Die Geschichte einer ganz normalen Jugendlichen, nur eben etwas anders. You're incredibly, absolutely, extremely, supremely, unbelievably different. - Kami Garcia Fühlt es sich nicht wunderbar an, anders zu se...