Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft

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Sie war frei. Sie war entkommen. Entkommen aus der Dunkelheit und alles, was ihr blieb, war das Geschöpf in ihr. Das Geschöpf was von seiner Herkunft noch nichts wusste, dass so klein war. Das nur sie wusste, dass es gab. Der Regen prasselte auf ihre Körper hinab. Jeden einzelnen Regentropfen spürte sie, wie die Kälte sich durch ihren Körper zog und an ihren Rücken vorbei glitt. Vor ihren Augen sah sie ihn. Mit den grünen Augen. Wie er sich auf den Boden krümmte, als sie ihm das Messer tief in die Brust rammte. Wie er ihr sagte, dass er sie liebte und sie sich umdrehte. Sein Blut klebte noch an ihren Händen, es war getrocknet, aber es klebte noch an ihren Händen. Alles war es nur die Schuld der Vampire. Ayana hatte erkannt, dass es Vampire gab und nun war sie schwanger und allein und Ryo, würde nicht aufgeben bis sie ein Vampir werden würde. War Hiro ein Vampir? Die Kälte durch zog Ayana. Darüber wollte sie nicht nach denken. Jeder Gedanke war so tödlich, wie ihr Stich in sein Herz. Ayana atmete tief ein. Sie drehte sich um und ging quer über den Rasen. Nichts würde sie in diese Stadt zurücktreiben. Ayana wusste, sie müsste fliehen. Sie würde auch fliehen aber nicht für sich, sondern für ihr Kind. Sie strich sich über den Bauch.Weit entfernt an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit, saß ein Mann mit grauen Haaren und schaute beunruhigt in seine Glaskugel. „Die Prophezeiung scheint sich zu erfüllen." Seine Augen wurden Blut rot und er fletschte seine Zähne. Der junge Mann, ihm gegenüber, zuckte kurz zusammen, ehe er sprach. „Das ist doch nicht so tragisch. Wir finden das Kind und dann vernichten wir es." Er schlug auf den Tisch und man sah blonden Haarsträhnen. „Ryo!" Sagte der Mann entzürnt und sah den Jüngeren an. Dieser wand den Blick ab und ging in die Mitte des Raumes. „Warum verstehst du es nicht?" Fragte der Mann. Seine Stimme war etwas Ruhiger geworden. „Ich musste so vieles tun und bin doch nicht am Ziel," Erklärte Ryo. Der Mann setze sich hin und Schaute wieder beunruhigt in die Kugel. Das junge Mädchen mit den blonden Haaren lag in ihrem Bett und schlief. Er schaute auf ihren Bauch, der so kugelrund war und seinen Erlöser trug. Ob Ayana wusste was sie da in sich trug. Er befürchtete es. Denn sie schien angst zu haben, große Angst. „Ryo." Der Angesprochene hatte sich umgedreht. „Was ist Meister?", fragte er. Der Mann überlegte kurz. „Du wirst ihr folgen, auf jedem Schritt und wenn du sie hast dann beiß sie. Ich glaube unsere hübsche Ayana ist noch zu etwas gut." Ein fieses Grinsen huschte über das Gesicht des Alten und Ryo lachte auf. Ryo ging aus dem Raum, der Mann lehnte sich zufrieden zurück. Er schaute weiter in die Kugel und sah vor sich die junge Frau. Sie würde nicht weit kommen da war er sich sicher.Ayana rannte die Stufen des Doms hoch und war völlig fertig. Wieder einmal waren ihr die Vampire aufgelauert und diesmal war es für sie knapp gewesen. Sehr knapp. Ayana wusste, dass sie nicht mehr lange brauchen würden. Sie spürte einen kalten Windstoß auf ihren Nacken. Schnell stand Ayana wieder auf und rannte weiter hoch. Oben angekommen ging sie in die Kirche. Neben der Tür waren große Kreuze, mit wunderschönen roten Rubinen verziert. Im Inneren der Kirche standen wunderschöne Bänke und am Altar stand ein Mann, der gerade ein Gebet führte. Er drehte sich um und blickte rüber zu Ayana. Es fröstelte sie, weil er sie so beunruhigend an sah. „Verschwinde Dieb!", rief er ihr zu. Sie zuckte zusammen. „Entschuldigt Priester. Ich wollte euch keinesfalls stören. Aber Vampire verfolgen mich und nur in den Einrichtungen Gottes bin ich sicher." In ihrer Stimme lag Hoffnung. „Nicht mal Gott kann dir dabei helfen." Sagte der Priester und kam auf sie zu. „Denn Gott ist Tod", er bäumte sich vor Ayana auf. „So lange haben wir dich gesucht. Sind dir gefolgt und nun stehst du vor mir. Süßlich", er leckte sich mit der Zunge über die Lippen. Er kam auf Ayana zu, diese wich nach hinten. „Du kannst nicht entkommen, Ayana. Wir haben dich umzingelt", von den Wänden der Kirche hallte sein Lachen zurück an ihr Ohr. Es war, als würde es gar nicht aufhören. Immer und immer wieder hallte es zurück. Ayana drehte sich um und rannte zurück zur Tür, mit aller Kraft stieß sie die schwere Holztür auf. Abrupt blieb sie stehen. „Ryo", zitterte es in ihre Stimme. „Endlich habe ich dich da wo ich wollte. Wo ist dein Kind?" Sprach er Ayana an. Sie ging voller fürcht zurück. „Ryo." Stieß sie nochmal hervor. „Ja, das wissen wir alle. Nun sag wo ist dein Kind", wiederholte er seine Frage. Ayana sah ihn an und schüttelte ihren Kopf. Blitzschnell packte Ryo Ayana am Hals und drückte zu. Ayana rang nach Luft. „Los sag es oder dir passiert was." Rief er. „Du wirst nie erfahren wo er ist." Presste sie hervor. Ryos Augen wurden Blutrot und er nährte sich Ayanas Hals. Als er zubiss, spürte Ayana, wie ihr das Blut gefror. Jeder einzelne Nerv entspannte sich und sie legte den Kopf zur Seite. Es war, als würden alle Erinnerungen in den Moment in Ryo fließen, so frei und leer hatte sie sich noch nie gefühlt. Als Ayana sich ganz leer fühlte und nur noch die Kälte spürte, ließ Ryo sie los und wischte sich den Mund ab. Ayana rappelte sich auf und sah Ryo an, ihre Augen waren jetzt ebenfalls Blutrot und sie sah Ryo mit Begierde an. Sie fletschte kurz ihre Zähne. Ryo griff mit seiner rechten Hand an ihren Hals und wischte das Blut weg. „Jetzt bist du mein", hauchte er ihr zu. Er drückte Ayana gegen die Tür und sein Mund nährte sich ihren Mund. „Du bist jetzt mein und alles was ich will kann ich tun", damit küsste er Ayana. Sie verschmolzen mit diesem Kuss, in einem kurzen Moment zu einer Person. Sie wollte die Gefühle nicht fühlen. Keine Leidenschaft, kein Verlangen, wo war der Ekel. Sie hasste dies alles doch. Doch in Ayana war während des Kusses ein Feuerwerk explodiert. Die Welt stand still. Was hatte er ihr nur angetan. Was passierte mit ihr und wieso konnte sie sich nicht wehren. Sie wollte dies hier nie. Sie wollte zu ihrem Kind. Ryo griff ihre Hand. „Komm mit und dir steht alles offen. Du bist jetzt die Königin", sprach er und erhob sich in die Lüfte. Er konnte Fliegen, konnte sie es auch? Es passierte doch alles viel zu schnell. War sie nicht vorhin noch, was tat sie und wieso folgte sie Ryo in diese Welt. Die Welt, die sie so sehr hasste.

Wenn Vampire beißenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt