Wünsche und Proben

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SHAARI


Überrascht war gar kein Ausdruck, als er ihr diese „Anordnung" mitteilte. Anders konnte man es kaum nennen. Eine Bitte war es in keinem Fall, er setzte sie einfach über die aktuellen Tatsachen in Kenntnis. Eigentlich hatte sie geglaubt, dass er seine Sachen packen würde und dann seiner eigenen Wege gehen würde.
Aber da hatte sie sich wohl getäuscht. „Ich kann ganz gut auf mich allein aufpassen.", sagte sie im ersten Moment etwas wütend über die Hilflosigkeit, die er ihr unterstellte. Allerdings wusste sie auch, dass er recht hatte. Sie allein hätte keine Chance gegen eine Bande Männer, die meinten sich über sie hermachen zu müssen. Allein bei der Vorstellung lief ihr ein unangenehmer Schauer den Rücken hinab. Nein, das wollte sie sich nicht einmal im Ansatz vorstellen. Sandor könnte ihr auch Dinge antun, die jenseits ihrer Vorstellungskraft lagen, gewiss, aber bisher hatte er nichts dahingehend getan. Lediglich Drohungen ausgesprochen und ihr ein paar Blessuren zugefügt, die man wohl in Kauf nehmen musste, bei seinem Gemüt. In dem Punkt musste sie dem Anderen zustimmen. Allein sein Ruf würde wohl schützend wirken und sie hatte gesehen, wie er mit dem Zweihänder umging. Zwar waren es nur Übungen gewesen, aber diese waren durchaus beeindruckend gewesen.
„Sei nicht dumm, Frau.", meinte er auch auf ihre Erwiderung und sah sie noch immer bohrend an. „Ja.... ja ist gut. Du hast recht.", gab sie schließlich nach und sah ihn nachdenklich an. „Warum machst du mir dieses Angebot? Warum gehst du nicht einfach deiner Wege und überlässt mich meinem Schicksal?"
Sein Blick blieb unverändert, als er zu einer Antwort ansetzte, dann leicht den Kopf schüttelte.
„Du weißt doch selbst am Besten, wieso ich das tu, oder?", erwiderte er dann auf ihre Frage hin und Shaari nickte leicht. Natürlich wusste sie es. Aber gern hätte sie es aus seinem Mund gehört. Es war als Wiedergutmachung gedacht, dafür, dass sie ihm geholfen hatte und vielleicht auch dafür, dass er mit Schuld an ihrer momentanen Misere war.
„Außerdem weiß ich sonst nicht wohin ich soll.", fügte er noch an und sie sah ihn überrascht an. Damit hatte sie nicht gerechnet. Aber was genau wusste sie denn eigentlich auch von ihm? Sie hatte ihn gefunden. Viel geredet hatten sie nun wirklich nicht und er war hier und nicht mehr am Königshof. Und er war weit weg von der Hauptstadt...
„Was ist denn passiert?", hakte sie nach. „Warum willst du nicht nach Kings Landing zurück?"


SANDOR


Er ließ sie nicht aus den Augen und versuchte noch immer den Gedanken von zuvor aus seinem Kopf zu vertreiben, was ihm mehr schlecht als recht gelang. Selbst jetzt wie sie da vor der Tür stand, da wo er sie stehen gelassen hatte, wirkte sie auf eine gewisse Weise anziehend auf ihn. Und bisher hatte er auch keinen wirklichen Hehl aus seinen möglichen Absichten ihr gegenüber gemacht. Ihre braunen Augen waren noch immer vom Weinen gerötet und ihre schwarzen Haare hingen ihr wirr in das ebenmäßige Gesicht, was ihn sich wieder fragen ließ wie alt sie denn eigentlich war. Dass Arnor es auf sie abgesehen hatte war gar kein Wunder. Große Augen, eine gerade Nase ein paar Sommersprossen, volle Lippen und eine eindeutig fraulich, kurvige Gestalt. Sie war klein, weder dürr noch dick und reichte ihm gerade einmal bis zur Brust. Und welcher Mann wünschte sich denn nicht eine kleinere Frau, neben der man wirkte wie ein Beschützer? Selbst Arnor hatte neben ihr so gewirkt, auch wenn er nur wenige Zentimeter größer war als sie. Aber verglichen mit Gregor oder ihm wirkten beinahe alle winzig.
Er räusperte sich kurz, ihre Frage hatte er nur am Rande mitbekommen, er fixierte nun wieder ihr Gesicht. „Die Schlacht am Blackwater... ich weiß nicht ob du davon gehört hast. Der Fluss hat gebrannt, mit grünem Feuer. Ich bin desertiert, nachdem Tyrion mich beordert hatte wieder in die Schlacht zu ziehen...", sie konnte sich den Rest vermutlich denken.
Immerhin wusste sie inzwischen was vorgefallen war, womit er zu dem geworden war was alle in ihm sahen. Die Glut in die Gregor ihn gedrückt hatte, hatte nicht nur Spuren auf seiner Haut zurück gelassen. Seit damals hatte er Angst vor Feuer und diese Schlacht war aus seinen schlimmsten Alpträumen entsprungen. Die brennenden Männer und Schiffe, das brennende Wasser, die Schreie und der Kampflärm, der Geruch von Blut, verbranntem Fleisch und zerschnittenen Gedärmen. Vieles davon war er inzwischen gewohnt, aber die Flammen....
Sandor schüttelte wieder den Kopf. „Ich will nicht darüber reden. Jetzt bin ich meine „Heimat" und meine Verpflichtungen los. Also kann ich ja wohl machen was ich will und wenn ich dich eben bis nach Wickenden begleite.", murrte er vor sich hin und sah sie noch immer eindringlich an. Dass sie einsah, dass sie keine andere Wahl hatte, als seine Gesellschaft zumindest bis zu benanntem Ort zu „genießen", nahm er hin. Immerhin hatte sie bisher nicht den Eindruck auf ihn gemacht als sei sie einfältig. Denn das wäre der Fall, würde sie dieses Angebot, in diesen Zeiten ausschlagen. Ohnehin wäre ein Versuch ihrerseits ihn los zu werden wohl recht fruchtlos ausgefallen, wenn er nicht wollte. Das hatte er inzwischen auch ziemlich deutlich gemacht.
„Was willst du mitnehmen?", fragte er dann übergangslos und erhob sich von dem Bett. Immerhin konnte er sich beim Zusammenpacken nützlich machen.

Der Bluthund  (Game of Thrones FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt