Kapitel 1

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Schon bald stand der Umzugswagen vor der Tür, die Sachen wurden eingeladen, und es hieß endgültig abschied nehmen von diesem wunderbaren Gebäude, dass solange Heim für mich war. Als wir davonfuhren, konnte ich die Tränen nicht mehr zurück halten.  Es stand Veränderung bevor, und ich war mir nicht sicher, ob ich, die ich doch immer unter routinierten Umständen gelebt hatte, stark genug dafür war. Es wär nicht immer Anna da, wenn ich sie brauche. Keine Mitternachts Treffen, wenns einer von und beschissen ging. 

Das Haus von Anton war recht groß. Ein Raum mehr, als früher. Mama und er würden sich sein Schlafzimmer teilen, ich und Christina hätten jeweils ein eigenes Zimmer. Wir hatten sie auch schon neu tapeziert und alles, bevor wir die Zimmer beziehen wollten. Meins hatte an einer Wand schlumpf-blaue Tapeten mit einem edlen Muster, die anderen Wände waren entweder weiß oder hellblau. Hatte ich mir so gewünscht. Ich beeile mich, alle meine Sachen in den Raum einzusortieren, damit ich das nicht tagelang vor mir her schob. Sähe mir nämlich ähnlich.. Ich bin schon eine Chaos-Tante, und faul noch dazu.  

Als ich mit meinem Zimmer durch war, rief unsere Mutter auch schon zum Abendessen. Juhuu, dass wird mal wieder ein Spaß. NICHT! Anton und Mum würden die ganze Zeit turteln, und Christina und ich daneben sitzen, und trotz des aufkeimenden Kotzreizes unser Abendessen herunter schlingen. Warum die beiden das nicht wenigstens fürs Schlafzimmer aufheben konnten war mir bis heute unklar. Ich meine ja, dass Liebespärchen über 40 nicht öffentlich rumknutschen sollten. Und von deren Machenschaften im Schlafzimmer will ich gar nicht erst anfangen, es war die puuuuuure Hölle! Es gab zur Feier des Tages Lasagne. Zum Abendbrot. Na Lecker. Das wird dazu beitragen, dass meine Diät erfolgreich ist. Nicht, verdammt! Christina und ich setzen uns an den Tisch, und versuchten Anton und Mum in ein Gespräch zu verwickeln. Wer spricht, kann nicht rummachen. Woääääh. Wie sich das einfach anhört. Aber das tun die beiden nun mal. Beim Essen. Eigentlich sollte das schon Diät genug sein, oder? Würdet ihr etwas gescheites herunter kriegen, wenn ihr zwei über Vierzigjährige dabei beobachten müsstet, sich gegenseitig zu verschlingen? Wir aßen so schnell wir konnten, um möglichst bald wieder abhauen zu können. Aber Nein, es gibt natürlich noch einen Nachtisch. Christina warf mir einen Blick von der Seite zu. Unterm Tisch fing sie an mit ihren Händen einen Countdown zu zeigen. 3... 2... 1... und wir sprangen vom Tisch auf, und liefen in mein Zimmer. Machten wir immer so, wenn wir definitiv genug von den beiden hatten.

Oben angekommen setzten wir uns auf das Sofa. „Am Arsch ey, dass geb ich mir nicht noch mal. Wer außer uns hat bitte solche widerlichen Eltern! Ich trau mich schon gar nicht mehr Freunde mit hierher zu bringen!“ fing Christina auch schon an zu fluchen. „Guck dir die beiden mal an. Die sind bald 50, und verhalten sich wie Teenies!“ „Stimmt schon. Das ist echt nicht mehr zum Aushalten. Für die beiden gibt es doch nur den jeweils anderen, dass ist doch krank. Wenn sie uns wenigstens zuhören würde, wenn wir ihnen versuchen das klar zu machen...“ „Ehrlich, wenn die sich das nochmal leisten, dann aber Herzlichen. Wir sollten uns echt was überlegen. Und wenn wir jetzt immer ohne sie essen.“ „Das, meine kleine Schwester, ist doch die Idee!“ Bäääm, hatte ich das Sofakissen im Face. „Hey, was soll das?!“ „Ich bin nur 1 Tag jünger als du!“ Falls ihr euch jetzt fragt, wie das möglich ist, meine Mutter kann keine Kinder bekommen, und hat uns deshalb adoptiert. „Na und, ich bin trotzdem die Ältere!“ „Komm schon! Es denkt doch soweiso jeder, wir wären Zwillinge!“ „Sind wir doch auch!“ „Ich finde, dann sind wir gleich alt.“ „Nö.“ Was weiß ich, wie oft wir diese Diskussion schon hatten. Stimmt schon, wir sind Zwillinge. Ich wurde am 3.4 1997 um 23:57 geboren, und sie am 4.4.1997 um 0:12. 1 Tag. Soweit ich weiß, ist es ein ziemliches Wunder, dass wir, oder zumindest Christina, überlebt haben. Unsere Mutter hat uns Zuhause, in irgendeinem Wohnblock geboren. Alleine. Und Christinas Geburt hat viel zu lange gedauert. Die Dauer zwischen den Geburten von Zwillingen sollte für gewöhnlich 30 Minuten nicht überschreiten. Das war glaube ich einer der Gründe, warum wir zur Adoption freigegeben wurden. Weil die Frau total verantwortungslos war.  Also glaub ich mal, wenn die ihre Kinder in solche Gefahr bringt. Aber jetzt waren wir bei Mum. Und da war es ganz angenehm, wenn sie nicht mit Anton Dinge machte, die wir nicht mitkriegen wollten. Mum versuchte schon immer, uns das Leben leicht zu machen. Wir hatten viele Freiheiten, durften so ziemlich tun und lassen, was wir wollten, und bekamen eine beträchtliche Stange an Taschengeld. Ich für meinen Teil missbrauchte das Vertrauen, was uns entgegen gebracht wurde... naja, okay, genauso oft wie Christina. Wir beide gingen schon gerne mal feiern, und tranken dann mal einen über den Durst, doch im Gegensatz zu Christina war ich nicht die Schlampe vom Dienst. Was wohl auch daran liegen könnte, dass ich vor kurzem über 2 Jahre lang glücklich vergeben gewesen war. Dann hat der Arsch mich mit einer mega fetten Bäuerin betrogen, was ich ihm niemals verzeihen werde. Für ihn halte ich seit verdammten Jahren Diät, um meine gute Figur beizubehalten. Für ihn hab ich so ziemlich alles gemacht. Ich hatte meine Blonden Haare Braun gefärbt, da er der Meinung war, dass Blond zu aufreizend war. Mir war inzwischen aufgefallen, dass das total bescheuert war, und meine Haare waren endlich wieder Blond. Ich hatte mich die Zeit über nicht mit meinem besten Freund André getroffen, da er das nicht wollte. Unser Verhältnis war kaputt gegangen, und wir waren eigentlich auch keine Freunde mehr. Ich hab richtig viel gelassen, einfach damit er bei mir blieb, und dann springt der mit dieser Fetten Kuh in die Kiste. So ein Idiot. Christina hielt in der Zeit genauso Diät, und auch ihre Haare hatten damals die Farbe gewechselt. Wir machten so gut wie alles gemeinsam. Wir spielten beide Klavier, gingen beide 3 mal wöchentlich Joggen, haben eigentlich immer die selben Noten, gehen auf die selbe Schule (Gymnasium), aber in getrennte Klassen, waren so gut wie immer einer Meinung und so weiter. Das einzige, was unterschiedlich war, war der Freundeskreis. Nicht, dass wir die Freunde des jeweils anderen hassten oder so, aber ich kam mit Anna, Lina und Manuel einfach besser klar, als mit Cynthia und Ayleen. Manchmal war es aber schon ganz schön anstrengend, wenn es einen doppelt gab. „Kimberly Schneider! Hörst du mir denn niemals zu? Ich geh heute mit meinen besten ins Tiffany´s willst du mitkommen?“ „Oh, ich...klar doch. Kann ich noch Anna fragen, ob sie mit will?“ „Hab ich schon. Die´s auch da, aber mit Manuel.“ Ja, Anna und Manuel sind ein Paar. Ist manchmal schon komisch... aber ich komme damit wohl klar. „Was ist mit Lina?“ „Die ist über die Ferien mit Jonas auf Malle!“ „Nadann. Wann geht’s los?“ „Wir gehen erst so gegen 21 Uhr hin. Fängt heute früher an als sonst, aber trotzdem.“  Wir beide gingen erstmal duschen, und fingen dann mit der Auswahl der Klamotten, die für heute Abend in frage kommen würden, an.

„KIIIIIINDEEEEEEEEER!“ kreischte Mum fast. „WAS?!“ schrie Christina, noch immer angepisst aufgrund ihres Verhaltens beim Essen.  „Kommt doch bitte runter, wenn ich mit euch spreche!“ Wir gesellten uns auf die Treppe. „Ich und Anton werden heute Abend ausgehen.  Da wird so ein schönes Theaterstück aufgeführt. Ist aber in Hannover. Wir kommen also erst sehr spät zurück. Ihr könnt euch einen schönen Abend vorm Fernseher machen, oder sowas. Viel Spaß!“ „Euch auch!“ meinte ich nur. Wenn die beiden schon weg waren konnten wir problemlos die ganze Nacht feiern. Naja, ich würde sowieso wieder irgendwann einschlafen, aber nunja. Es würde Mum und Anton doch nicht auffallen. 10 Minuten später, es war inzwischen ¼ nach 8, machten sich die beiden auf den Weg. Ich war gerade damit beschäftigt Christinas Haare mit einem Lockenstab zu bearbeiten. Mit meinen waren wir schon durch, und auch das Make-up saß. Wir trugen beide unsere schwarzen High-Heels an, und trugen beide hochgeschlossene Hot-pants, aber unterschiedliche Oberteile. Wir sahen eh aus, wie der jeweils andere, aber irgendwann war´s übertrieben. Mein Top endete auf Mitte des Bauches, war aber recht Weit. Darunter trug ich ein enganliegendes schwarzes Top, da ich nicht so auf die perversen Blicke stand. Meine Schwester hingegen schon. Sie trug ein Super enges, pinkes T-shirt, mit einem mega Ausschnitt. „Chris, es ist ja schön und gut, zu zeigen, was man hat, aber man muss es doch nicht gleich verschenken!“ „Kimy, komm schon. Ich sah schon mal schlimmer aus!“ Glaubte ich weniger, aber es ist ihre Sache. Es war nur manchmal scheiße, wenn betrogene Ex-Weiber zu mir ankamen, und mich doof von der Seite anmachten, was ich doch für eine Bitch wäre, und dass ich mich nicht an ihren Typen zu vergreifen hatte. Christina stellte aber immer alles wieder richtig. 

Es war gerade 10 vor 9, als wir von draußen lautes Hupen vernahmen. Unser Taxi. Tatsächlich, als wir aus dem Haus gingen, wartete dort ein weißer Audi A3. Der gehörte Cynthias großem Bruder. Es war uns allen noch immer ein Rätsel, warum man als Fahranfänger so eine Karre brauchte, aber jedem das seine. Cynthias Eltern hatten das Geld. Wär schön, wenn wir auch so viel Geld hätten, aber auch wir müssen uns keine Sorgen machen, bald auf er Straße zu sitzen. Nur reichte es halt nicht, um jedes halbe Jahr zum shoppen nach New York zu fliegen. Da Cynthia Christina aber immer was mit brachte, und mir der Kram auch passte, sollte es mir nur recht sein. Fliegen konnte ich eh noch nie ab. Wir stiegen hinten ein, begrüßten Ayleen, Cynthia und Timo (Cyn´s Bruder) 

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