Ich wachte neben Nancy auf. Ich konnte ein Gähnen hören. "Wie viel hab ich getrunken?", fragte sie entsetzt.
Grinsend drehte ich mich zu ihr und stützte meinen Kopf mit meiner Hand ab. "Etwas."
"Wie viel?" Sie sah echt schrecklich aus. Ihre Haare waren total verzaust und Schlaf war in ihren Augen. Dieses ekelige gelbe Zeugs, was man manchmal in den Augen sehen kann, nachdem man geschlafen hat. Außerdem stank sie noch immer schrecklich nach Alkohol und .. Sex. Hatte sie gestern Sex? Der Typ, mit dem sie getanzt hat. Ihre Haare sahen aus wie eine Sexfrisur.
"Warte mal. An was kannst du dich erinnern?"
"Alec war hier. Oder?"
"Und an was noch?" Nancy errötete leicht. "Ich denke, ich hatte Sex."
Wusste ich's doch. "Wenn das Alec weiß, oh Gott! Dann will er mich ganz bestimmt nicht mehr."
"Hm.", machte ich nur und meine Gedanken schweiften ab.
Wer war dieser Alec mit den verboten-schönen Augen und der tiefen Stimme? Ich hatte weder seine Handynummer, noch seinen Nachnamen. Ich werde ihn wohl nie wieder sehen, vielleicht irgendwann mal an Nancys Seite aber ich werde ihn nie wieder für mich haben können. Das klingt so doof und egoistisch. Ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll.
Manchmal vermisse ich Menschen, die ich gar nicht kenne, mag es die Frau sein, die meine Einkäufe eingesammelt hat, weil die Lebensmittel, durch den Schock, den ich hatte (hatte Andrew gesehen), runtergefallen sind, oder der ältere Mann der mich anlächelte und auf einer ganz und gar nicht pädophilen Art und Weise sagte, wie schön meine Augen wären oder aber der Junge der mir heute Nacht zugehört hat und nicht weiter auf Themen einging, auf die sonst immer welche eingingen.
Nancy sagte etwas, was meine Aufmerksamkeit wieder auf ihre Worte lenkte.
"Alec ist so.. keine Ahnung. Mysteriös. So komisch. Du weißt doch, ich hasse sowas. Wenn ich nicht in Menschen hineinsehen kann. Solche Menschen machen mich nervös und naja ich bin eh auf keiner Beziehung aus."
"Heißt?", fragte ich interessiert.
"Wieso so interessiert?"
"Wieso denn nicht?"
Nancy fing an, breit zu grinsen. "Du magst ihn."
Ja, irgendwie mag ich ihn echt. Ich habe gestern total Andrew vergessen oder das Wissen verdrängen können, dass er mich nach Sex gefragt hat. Als wäre ich so eine Nutte, eine Ex-Nutte. Dachte er wirklich, dass ich die Art Exfreundin bin, die, wenn ihr Ex sie fragt ob sie mit einander vögeln wollen, sofort ja sagt, weil es die letzte Gelegenheit wäre, ihm nahe zu sein? Ich scheiß auf seine Nähe. Ich will ihm nie wieder nah sein. Er soll einfach aus meinem Leben verschwinden.
Und dann leuchtete es mir ein: ich liebte ihn nicht mehr, so wie vorher. Ich fing an, ihn zu verachten und langsam fand ich ihn abstoßend. Diese Erleuchtung bestätigte sich in den Wochen, als ich ihn auf den Schulflur sah, kamen keine "Ich will dich zurück"-Gefühle hoch, sondern eher ein Kotzgefühl. An einem Freitag, kam er zu meinem Spind und fragte mich mit einem spöttischen Grinsen, ob ich nicht vielleicht doch das Angebot annehme. "Nein und das wird sich auch so schnell nicht ändern.", sagte ich und legte dann ein Lächeln auf den Lippen.
Ich war oft davor, Alec einen Besuch ab zu statten, schließlich wusste ich ja, wo Nancy ihren Wangen reparieren ließ, doch was sollte ich zu ihm sagen, wenn ich ihn überhaupt sehen würde? Bestimmt würde er sich nicht mal mehr an mich erinnern, diese Erniedrigung will ich mir sparen. Ich muss mich wohl damit abfinden, dass Alec zu den Personen gehört, die ich irgendwann mal vermissen werde obwohl ich ihn nicht kenne.Bis zu diesem Tag.
Es war ein Samstag Abend, Nancy traf sich mit John, den Typen mit dem sie auch Sex auf der Party hatte und mit dem sie so wild tanzte. Sie treffen sich jetzt schon seit ein paar Wochen. Was zwischen ihnen jetzt wirklich läuft, wissen weder Nancy, oder Ich.
Meine Eltern gingen aus und mein Bruder Nick war bei seiner Freundin. Also war ich alleine und langweilte mich mal wieder. Ich schaute mir einen Film an und verschlang nebenbei Chips und jede Menge Cola. Total gesund.
Mein Handy vibrierte kurz.
Heute ist Vollmond schrieb mir eine nicht eingespeicherte Nummer. Ich klickte auf den Chat. Die Nummer kenn ich auch nicht. Ich erkannte das Profilbild etwas. Alexc? schrieb ich zurück.
Ich bin so high und das klingt jetzt echt verdammt dumm und wenn ich das morgen sehe, werde ich mich so schämen aber ich vermisse dich, obwohl ich dich nicht kenne aber ich tu's. Der Mond lässt mich gerade an dich erinnern. Ich weiß noch als wir bei Nancy waren und du einfach da standest und zu dem Himmel gestarrt hast. Der Mond hat dich angestrahlt und du sahst so schön aus.
Meine Handflächen wurden nass.
Kann ich zu dir? schrieb er dann wieder.
Mir schossen so viele Fragen durch den Kopf: woher hatte er meine Nummer? Bestimmt von Nancy, beantwortete ich sie mir sofort. Aber wieso schreibt er mir erst jetzt? Soll er wirklich zu mir kommen? Ich kenne ihn so gut wie gar nicht. Wieso schlägt mein Herz gerade so schnell? Wie bekifft ist er wohl, wenn er mir sowas schreibt? Hat er ein Drogenproblem?
Aber dann schrieb ich ihm nur die Adresse von mir. Alec dann: Ich komm sofort.
In Rekordzeit raßte ich in meinem Zimmer, zog mir meinen BH an, putzte mir meine Zähne, kämmte mir meine Haare und ließ sie offen, sprühte mich mit Deo ein und ging wieder nach unten.
Einige Sekunden später klingelte die Haustür. Oh Gott. Ist das jetzt ein Date?
Ich erkannte hinter dem milchigen Glas eine große Gestalt - wie sich das anhört. Als wäre ich in einem Horrorfilm. Ich sagte mir selbst, dass ich jetzt die Tür aufmachen soll. Und das tat ich dann auch.
Wenige Sekunden darauf, sah ich in Alec's roten, glasigen Augen. "Hi, Fel." Alec lächelte und kratzte sich am Hinterkopf. "Bist du alleine?"
"Äh, ja."
"Darf ich reinkommen?"
"Äh, ja." Ich bin ein Vollidiot.
Er grinste. Wir befanden uns wenig später auf dem Sofa, auf dem ich ihn dann mit Fragen bombadierte. "Wieso hast du mir erst jetzt geschrieben?"
"Keine Ahnung, weil ich n Schisser bin, denk' ich." Er fing an zu lachen.
Wenn mich jemand fragen würde, wieso ich ihn in mein Haus gelassen habe und das in diesem Zustand, dann würde ich sagen, dass ihn einfach gerne wiedersehen wollte.
Wir fingen an uns zu unterhalten, Alec trank ganz viel. Pappmaul sagt man dazu. Man denkt einfach, dass deine ganze Lunge so langsam aber sicher verrrottet - man kann nicht mal mehr ein bisschen Spucke aufbringen.
Ich fragte mich, wieso er sich selber Schisser bezeichnete. Hatte er selber mal eine Freundin?
Auch fragte ich mich wie man so verdammt gut aussehen kann, wenn man so high ist. Das ist nicht mehr normal.
Alec sah von seiner Wasserflasche auf und sah mich an. "Fuck man, hab dich irgendwie echt vermisst.", sagte er dann und mein Herz pochte mit jeder Millisekunde schneller. Er rückte etwas näher zu mir und sagte dann, als wäre das total normal: "Lass uns schlafen gehen. Du bist müde. Und ich sollte mich nicht weiter blamieren."
Ich wollte das Zurück-vermissen erwidern, aber ich war selber ein Schisser. Und außerdem war ich echt müde, also nickte ich nur als Antwort und wir gingen zusammen nach oben, in meinem Zimmer. Was ich meinem Eltern morgen sagen soll, das weiß ich auch noch nicht. Das hier jetzt werde ich erst morgen als einen Fehler sehen. Jetzt fühlt es sich nicht wie ein Fehler an.Alec lag hinter mir in meinem Bett. Ich spürte seinen Atem an meinen Nacken. Seine Wärme, die von ihm kam. Roch seinen Geruch. Und plötzlich fühlte ich mich so wohl. Ich drehte mich zu ihm um. "Ich hab dich auch vermisst, irgendwie." Alec grinste von der einen bis zur anderen Wange. "Freut mich."
Ich küsste ihn auf seiner Wange und drehte mich wieder um. Alec schlang seine Arme um meinen Bauch und drückte mich etwas an sich. Bisschen früh das alles an einem "Ersten Date" aber es fühlte sich so gut an. Alec fühlte sich gut an. Ich denke, Alec ist gut. "Schlaf gut.", flüsterte er in meiner Schulter. Und das tat ich, so gut wie lange nicht mehr.
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Die Frage des Seins
RomansValentine, 17 Jahre alt wurde von ihrem Freund verlassen. Sie wollte daraufhin nichts anderes außer alleine sein. Jedliche Freude verschwand aus ihren Augen und alle fingen an, sich Sorgen zu machen. Von Tag zu Tag wurde sie trauriger, bewegte sic...