Kapitel 1

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Um 6 Uhr morgens klingelte mein Wecker. Auch wenn man beliebt, hübsch und reich war, musste man morgens aufstehen und in die Schule gehen. Für meinen Teil die Woodstedt Highschool, eine Schule für die Kinder der reichen Elite.
Also stand ich auf, auch wenn es mir schwerfiel, und führte meine tägliche Morgenroutine durch. Ich duschte, zog mir sündhaft teure Markenkleidung an, schminkte mich und ging dann in die Küche, um von unserem Koch ein gesundes Frühstück aufgetischt zu bekommen, welches ich eh nur zu einem Bruchteil aufaß. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich auch im großen Essbereich frühstücken können, aber so hatte ich mich zumindest mit jemandem unterhalten können. Meine Eltern waren schon weg, bei der Arbeit. Mein Vater in seiner Firma und meine Mutter in ihrer Schönheitschirurgiepraxis. Als ich mit dem Essen fertig war, schnappte ich mir meine Schultasche und einen Eiskaffee und verließ unsere Villa. Dann kam auch schon mein Freund Brad mit seinem (besonders tollem) Auto und holte mich ab. Ich hatte keine Ahnung von Autos und das Interesse daran fehlte mir auch gänzlich. Vielleicht müsste ich dafür eine testosterongesteuerter Muskelprotz sein, aber da war ich mir nicht ganz sicher.
"Na Süße." begrüßte er mich. Wie ich diesen Spitznamen hasste. Ich war doch nicht ein Stück seiner Lieblingstorte, sondern seine Freundin. Ich sagte nichts dazu, denn es würde eh nichts bringen. Also stieg ich ein und brummte nur "Morgen". "Hast du deine Tage oder warum bist du so mies drauf?" "Nein Brad. Aber danke, dass du so nett fragst. Ich bin einfach nicht so gut drauf.", antwortete ich etwas pampig. Wir waren das Klischee Pärchen. Er der Footballteamkapitän und ich die Kapitänin des Volleyball Teams und auch Teil des Tennisteams. Trotzdem lief es nicht so perfekt, wie es auf andere wirkte. ,,Ich glaub du brauchst mal wieder ein bisschen Spaß". Bei diesen Worten grinste er anzüglich. Ich glaube, hätte er noch mit den Augenbrauen gewackelt, wäre ich endgültig ausgeflippt. "Es läuft nicht mehr so gut mit uns", sprach ich endlich meinen Gedanken aus, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. "Also Ich denke es hat keinen Sinn mehr mit uns." "Du trennt dich von mir?" "Ja", antwortete ich knapp. "Gut, aber wenn du wieder jemanden brauchst, der dich zur Schule bringt und immer ein offenes Ohr hat und dich liebt, dann erwarte nicht dass ich dich zurücknehmen werde." zischte er mir zu und lachte dann freudlos auf. Zum Glück erreichten wir in diesem Moment das eiserne Eingangstor unserer Schule. Und ich spürte nichts. Keinen schmerzenden Stich in der Brust oder etwas ähnliches, was man nach 6 Monaten Beziehung erwarten sollte.
Nur ein Gefühl der Erleichterung und des Glücks kam auf. Vielleicht war dieser Tag doch nicht so übel.

Als ich durch das Tor das Schulgelände betreten hatte, ging ich direkt zum Stammplatz meiner Clique, einer Bank unter einer alten Linde. Einige Leute waren schon da, unter anderem Ella, eine meiner besten Freundinnen. Ich kannte sie seit der Middleschool, wir gingen in eine Klasse. Ellas Bruder Jack, der ein Jahr älter als wir, also schon 18 und das letzte Jahr hier war, stand neben ihr. Jack war heiß. Also so richtig. Und eindeutig intelligenter als Brad. Und er hatte eine Freundin, Monica, sie gehörte auch zu unserer Gruppe und war "die Nette, die sich immer um alle kümmerte". Ich mochte sie. Außerdem war Jack der beste Freund meines ein Jahr älteren Bruders Alex befreundet und wie ein zweiter Bruder für mich, weshalb ich ihn ziemlich oft sah, auch bei uns zu Hause. Die Eltern von Ella und Jack mussten oft arbeiten und sahen ihre Kinder noch seltener als ich meine Eltern, daher waren Ella und Jack sehr oft bei uns.

"Hey Ave!" begrüßte mich Brook, meine andere beste Freundin und riss mich so aus meinen Gedanken, die um Ella und Jack kreisten. Brook umarmte mich und Jack hob grüßend die Hand, während nun auch Ella mich in eine herzliche Umarmung zog. "Hi Leute" begrüßte nun auch ich die Gruppe und stellte meine Schultasche auf den Boden. Meine Mum würde ausrasten. Es ist zwar keine Gucci oder Prada oder sonstwas Tasche (die sind für die Schule viel zu unpraktisch, meine Meinung), war aber dennoch nicht billig. Jack musterte mich merkwürdig, ich hatte ihn vorhin vermutlich ein wenig zu lange angestarrt. Peinlich.
"Wo hast du denn Brad gelassen?" fragte mein Bruder mich. Den abfälligen Unterton in seiner Stimme überhörte ich geflissentlich. Er konnte Brad noch nie leiden. "Hab vorhin mit ihm Schlussgemacht." antwortete ich knapp und lächelte, damit die anderen nicht dachten, ich wäre traurig deswegen. Er nahm es kommentarlos hin, genauso wie die anderen. Nur Nick, ein anderer Kerl aus unserer Clique, meinte irgendetwas von "Na, dann hast du doch jetzt bestimmt Bock auf 'nen Quickie hinter der Turnhalle!", woraufhin er sich eine von Alex fing. Ich quittierte das Ganze nur mit einem Augenverdrehen und schnappte mir meine Tasche, bevor ich den anderen ins Schulgebäude folgte. Von jetzt an dürfte Alex mich wohl mit zur Schule nehmen und zurückfahren, weil ich blöderweise kein eigenes Auto hatte. Geld hatten wir zwar genug, und auch Platz für ein fünftes (meine Eltern hatten drei Autos, und mein Bruder eben seins), aber meine Eltern erlaubten es nicht, warum auch immer. Ich meine, wofür habe ich sonst meinen Führerschein?

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