Prolog

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Prolog

 

Ich und meine Freundinnen Claudia und Florence haben uns heute zum zelten getroffen. Es ist bis jetzt ganz lustig gewesen. Wir haben ein Lagerfeuer gemacht, Marshmallows gegessen und geredet. Wir sind im Wald und haben schon eine Nachtwanderung gemacht. Wir hatten furchtbar große Angst. Es war so dunkel und der Wald sah Furcht erregend aus mit seinen großen dunklen Nadelbäumen die wie Monster, die bloß warteten bis ihre Opfer kurz unachtsam waren, in den Himmel ragten und mit dem durch Wind raschelndem Gebüsch.

 Jetzt liegen wir in unserem nicht gerade kleinen Zelt und versuchen einzuschlafen. Genau in dem Moment in dem mir die Augen zufallen, huscht plötzlich ein großer an der Zeltwand entlang. Meinen beiden Mädels ist es auch nicht entgangen und Claudia fragt mich ängstlich: „Was war das?“

Auch Florence hat Angst. Sie sieht sich panisch um. Die beiden drängen sich dicht aneinander.

„Ich gehe mal nachsehen.“ erwidere ich. Die beiden sehen mich entgeistert an, doch bevor sie protestieren können öffne ich das Zelt und trete nach draußen. Natürlich habe ich auch Angst, aber ich wage zu behaupten, dass ich die mutigste von uns dreien bin.

 Ich sehe mich um, doch ich kann nicht viel erkennen. Es ist einfach zu dunkel. Ich starre in den  sternenklaren Himmel. Er ist so wunderschön. Ich liebe die Sterne. Ich schaue so unendlich gerne hinein, dass ich mich manchmal komplett in ihm verliere und mehrere Stunden einfach nur aus dem Fenster sehe.

Ein rascheln des Grases reißt mich aus meinen Gedanken. Ich laufe in die Richtung, aus der das Geräusch kam. ich glaube ich befinde mich auf einem Weg. der Boden ist recht eben. Vielleicht ist es auch einfach nur eine Wiese.

Ich gehe weiter, nein, ich jogge weiter. Ich will wissen, was uns gerade so erschreckt hatte. Ich lausche, doch ich kann nichts hören. Aber ich kann etwas spüren. ich spüre wie ich beobachtet werde und wie die Angst in mir hoch steigt. ich bekomme eine Gänsehaut. Dann drehe ich mich um. Nichts, also folge ich weiter dem Weg, falls es denn einer ist. ich will erneut in den Himmel schauen, doch er ist nicht zu sehen. Die Baumkronen sind zu dicht neben- und ineinander um etwas vom Himmel zu erkennen. Als ich wieder gerade aussehe, nehme ich einen Lichtschein weiter vorn wahr. Ich renne hin und stelle fest, dass ich auf einer Lichtung bin. Ein Gefühl der Erleichterung überkommt mich, doch das währte nicht lang, denn ich hörte erneut ein Geräusch, das mich anspannen ließ. Diesmal ist es ein Knacken. Das eines Stockes oder Astes. Ich bekomme Panik und muss an die klassischen Horrorfilm-Szenarien denken. Und diese Situation ist definitiv klassisch. Hör auf Mary, du machst dir nur selbst Angst, sage ich mir und atme tief durch, aber das Gefühl, beobachtet zu werden verschwindet nicht. Ich drehe mich um meine eigne Achse. Es ist einfach zu finster, also werde ich mich wohl oder über auf meine Sinne verlassen müssen und die sind nicht gerade die besten. Ich konzentriere mich und spüre, wie sich mir jemand von hinten nähert. Ich bringe meine gesamte Anstrengung auf um nicht los zu schreien. Ich mache einen Schritt nach vorne und will fliehen, doch plötzlich packt mich jemand von hinten und reißt mich zu Boden. Ich liege auf dem Rücken und spüre Hände auf meinen Schultern, die so kalt sind als wäre schon ewig kein Blut mehr hindurch geflossen. Ich versuche mich zu wehren und trete um mich, jedoch ohne Wirkung. die Person, ich glaube es ist ein Mann, ist viel zu stark und drückt mich weiter auf die leicht mit Gras bewachsene Fläche unter mir. Bevor ich dazu komme zu schreien, spüre ich einen stechenden Schmerz in meiner Halsregion. Es ist als ob Jemand mit einer dicken kalten Nadel seitlich in meinen Hals pieksen würde. Und das nicht gerade sanft. Ich bringe vor Schmerz nur ein Keuchen zustande. Es ist schrecklich. Es tut so höllisch weh und ich kann nichts dagegen tun. Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben hilflos. Ich versuche trotzdem mich zu wehren. Ich hole aus und treffe den Mann. Meine Nägel graben sich in seine haut und ich merk, wie der Schmerz nachlässt. Erst jetzt realisiere ich, dass etwas sehr weiches auf meinem Hals lag. Ich kann nicht sagen was, aber nun ist es weg. Ich betrachte die Stelle an der der Fremde hockt. Sein Gesicht ist so nah an meinem, dass ich seins wage erkennen kann. Ich kenne dieses Gesicht, es kommt mir sofort bekannt vor, dennoch kann ich es nicht richtig einordnen. Ich schließe für kurze Zeit meine Augen und als ich sie wieder öffne, bin ich wieder allein. Ich taste meinen Hals. Das Blut läuft mir den Nacken herunter und in den Kragen meines Shirts. Ich halte mir die Wunde um zu verhindern, dass ich zu viel Blut verliere. Ich habe zu wenig Kraft um aufzustehen, also versuche ich zurück zum Zelt zu kriechen. Ich bin immer noch auf der Lichtung. Nach wenigen Metern kann ich nicht mehr und lege mich wieder auf den Rücken. Der Himmel, denke ich, er ist so wunderschön. Ich werde immer schwächer und nach Sekunden nur bin ich ohnmächtig.

Jäger oder Gejagter? *ON HOLD*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt