Kapitel 2

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Samstag 26. April

Die Strahlen der Sonne, die durch mein Fenster schienen, weckten mich sanft aus meinem Schlaf. Ich rieb mir die Augen und griff nach meinem Handy. 

10:33 Uhr. 

Meine Augen weiteten sich.

Fuck!

Ich müsste in einer halben Stunde beim Training sein. Hastig warf ich meine kuschelige Decke zurück und schwang mich auf meine Beine. Ein Schmerz durchfuhr mich.

Oh Gott, wie kann man auch nur so blöd sein und vergessen, dass man eine Verletzung hat und gar nicht zum Training darf?

Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn.

Da ich jetzt ja doch nicht zum Tanzen musste, könnte ich mich eigentlich wieder schlafen legen, aber ich könnte sowieso nicht mehr schlafen, also ließ ich es bleiben. Suchend blickte ich mich um und fand neben meinem Schreibtisch angelehnt meine türkisen Krücken. Ich hatte gedacht, dass ich sie nicht brauchen würde, aber nach dem ich gerade volle Kanne auf meine Füße gesprungen war, waren sie doch sehr hilfreich.

Noch im Pyjama gekleidet machte ich mich mit den Krücken bewaffnet, auf den Weg in die Küche. Von weitem hörte ich schon Geschirr klappern. „Guten Morgen", begrüßte mich meine Mom gut gelaunt. „Morgen", gab ich zurück. Mein Bruder war offensichtlich noch am Schlafen und mein Dad war nicht da. Er war Casting-Agent und heute verantwortlich für das Casting einer neuen Disney-Show.

Ich setzte mich mit meiner Mom an den Tisch und wir begannen zu Frühstücken. „Wie geht's dem Fuß?", wollte sie wissen. „War schon mal besser", antwortete ich ihr wahrheitsgemäß. „Ach Süße, das wird schon wieder! Aber falls es mal doller werden sollte, sag Bescheid, dann fahren wir zum Arzt." Ich nickte lediglich.

Kurze Zeit später betrat mein Bruder verschlafen die Küche. Er war gestern nach dem wir von Dylan wieder gekommen waren noch Feiern gegangen und das sah man ihm auch an. 

Überrascht guckte meine Mom ihn an.

„Was machst du denn schon so früh am Morgen hier unten?"

„Ich hab gleich ein Fußballspiel!", brummte Adam. Erst jetzt fiel mir auf, dass er den Trainingsanzug seiner Mannschaft trug.

Verwundert schaute ich zu ihm.

„Du weißt, dass du am Morgen ein Fußballspiel hast und gehst trotzdem ein Tag vorher Feiern?".

So was käme für mich nicht in Frage. Vor Tanzwettbewerben stellte ich immer sicher, dass ich genug schlaf bekam. Es hatte einfach oberste Priorität.

„Karlie...", mein Bruder schaute mich leicht genervt an, „Ich kann schon für mich selbst sorgen! Außerdem trinke ich jetzt ein Energiedrink und dann werde ich heute 5 Tore reinhauen!"

„Das will ich sehen!", sagte ich mit einem Grinsen.

„Ihr könnt ja zum Zuschauen kommen, dann kannst du es Live miterleben.", lud uns Adam nun indirekt ein.

Mein Bruder schnappte sich noch eine Banane und verließ dann eilig die Küche. Bevor er die Haustür hinter sich schloss, rief er noch „Ciao".

Etwa 20 Minuten später befand ich mich mit meiner Mutter in unserem weißen Chevrolet. Meine Mom war von der Idee, beim Fußballspiel meines Bruders zu zuschauen, begeistert. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen.

Kurze Zeit später humpelte ich mit meiner Mutter über den Fußballplatz zu einer Bank, auf der wir uns schließlich niederließen. Ich ließ meine Krücken unter dem Sitz verschwinden.

Verblasste Träume-Tanz dich freiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt