Kapitel 1

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Samstag 25. April

Es war Samstagmitttag und ich sah mir gerade die Videos von der letzten Tanzstunde an, die mir meine beste Freundin Jules geschickt hatte an, als es an der Tür klopfte. „Was ist?", brummte ich genervt. 

Langsam wurde die Tür geöffnet und Adam mein älterer Bruder streckte seinen Kopf in mein Zimmer. „Kann ich reinkommen?", fragt er vorsichtig. Ich zuckte nur mit den Schultern. Adam verstand, das wohl als ein Ja, denn er setzte sich nun neben mich aufs Bett. Es dauerte eine Weile bis er etwas sagte. 

„Willst du nicht mal dein Zimmer verlassen und mal etwas Cooles unternehmen?" Ich schüttelte mit dem Kopf. „Was soll ich bitte machen? Alle meine Freunde sind beim Tanzen, während ich mir, wegen dieser verdammten Verletzung nur Videos vom Training anschauen kann!", sagte ich deprimiert. 

Ich hatte mir beim Tanzen einen Außenbandriss zugezogen, nach dem ich bei einem Sprung unglücklich umgeknickt war. „Ich weiß wie doof das für dich ist, aber willst du wirklich die nächsten 8 Wochen nur in deinem Zimmer verbringen?", fragte mich mein Bruder. 

Mir kullerte eine Träne herunter bei dem Gedanken, dass ich die nächsten 2 Monate nicht tanzen durfte. Tanzen war das wichtigste für mich, es war mein Leben. Ich hatte auf so viel verzichtet fürs Tanzen. Ich traf mich kaum mit Freunden außerhalb meines Tanzstudios, ich ging auf keine Partys und während andere im Sommer am Strand lagen oder coole Roadtrips machten, war ich im Tanzstudio, 16 Stunden die Woche. Ich kannte kein Leben ohne Tanzen und jetzt hatte ich echt keine Ahnung was ich in den nächsten 2 Monaten mit meinem Leben anfangen sollte.

Mein Bruder zog mich in eine feste Umarmung. „Karlie, ich weiß das es eine schwere Zeit für dich wird, aber sie es doch als Chance endlich mal Dinge zu erleben, die normale Teenager mit 16 Jahren eben erleben. Und jetzt zieh dir was Vernünftiges an, wir fahren gleich zu Dylan, er hat mich zum Grillen eingeladen." 

„Wer genau ist Dylan?", fragte ich skeptisch. „Mein bester Freund!", antwortete mein Bruder und guckte mich verwirrt an. Woher sollte ich das denn wissen? „Ich dachte immer Lucas wäre dein bester Freund." „Das war er auch bis vor einem Jahr." Oh da hab ich wohl was verpasst! 

„So jetzt lenk nicht von Thema ab, und mach dich fertig!", forderte Adam mich auf. Schön, dass ich überhaupt gefragt wurde ob ich Lust hatte mit zu kommen. Bei einem Blick zu Adam war mir bewusst, dass ich keine Wahl hatte, also erhob ich mich mürrisch. Mein Bruder verließ jetzt mein Zimmer. 

Ich griff zu der Schiene, die ich für die nächsten Wochen am Fuß tragen musste, und band sie mir um. Ich trat an meinen weißen Kleiderschrank. Beim Laufen verspürte ich leichte schmerzen, doch es war auszuhalten. Ich überlegte was ich anziehen könnte. 

Meine helle Lieblingsjeans fiel schon mal weg, da das anziehen mit einem schmerzenden Fuß viel zu kompliziert war. Nach langer Suche entschied ich mich für einen engen, gemusterten Rock und ein schwarzes Top. Anschließend kämmte ich mir im Bad meine welligen, dunkelbraunen Haare und versuchte meine Augenringe mit einem Concealer zu verdecken. Weitgehend ungeschminkt, verließ ich das Bad und machte mich auf den Weg zum größten Hindernis: die Treppe. 

Vorsichtig setzte ich nicht ganz schmerzlos, einen Fuß nachdem anderen auf die Treppe. Unten im Flur angekommen wartete Adam schon ungeduldig auf mich. Ich schnappte mir hastig meine Oversized-Jeansjacke und schlüpfte in meine schwarzen, etwas zu großen Ankleboots, in andere wäre ich wahrscheinlich mit der Schiene gar nicht hereingekommen. 

Mein Bruder öffnete die Tür und nach 5 Tagen trat ich zum ersten Mal wieder an die frische Luft. Wir stiegen in Adams schwarzen Range Rover und machten uns auf den Weg zu Dylan. Nach 1 Minute waren wir bereits angekommen. Eigentlich hätte man das locker in 5 Minuten zu Fuß geschafft, aber ich sollte meinen Fuß noch schonen. 

Verblasste Träume-Tanz dich freiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt